Zachariewicz von Lwigród, Julian Oktawian Ritter (1837–1898), Architekt und Lehrer

Zachariewicz von Lwigród Julian Oktawian Ritter, Architekt und Lehrer. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 17. 7. 1837; gest. ebd., 27. 12. 1898; röm.-kath., später evang. AB. Sohn von Georg Zachariewicz und Josepha Zachariewicz, geb. Grossman, Vater des Architekten Alfred Z. Ritter v. L. (geb. Lemberg, 26. 8. 1871; gest. Warszawa, PL, 11. 7. 1937); in 1. Ehe verheiratet mit Anna Józefa David, in 2. Ehe mit Ludwinia v. Gromadzińska. – Z. absolv. die Realschule und stud. 1852–58 an der Techn. Akad. in Lemberg sowie 1855/56 am polytechn. Inst. in Wien. Ab Februar 1858 wirkte er in der Gen.dion. der Staatsbahnen in Wien, dann in der Baudion. der Bahnen in Temeswar. 1859 absolv. er eine Baulehre bei →Leopold Ernst während der Renovierung des Stephansdoms in Wien. 1860–66 arbeitete er bei der galiz. Carl Ludwig-Bahn und wechselte danach zu der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn (ab 1868 Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn); 1869 Obering. und Verkehrschef an der Bahndion. in Lemberg. 1871 übernahm er eine Professur an der Fak. für Bauing.wesen der Techn. Akad. (später TH) in Lemberg und fungierte 1872–77 als deren Dekan der Bauschule, 1877–78 und 1881–82 als deren Rektor. Z. zählte zu den wichtigsten Architekten Galiziens seiner Zeit. Zu Beginn seiner Karriere schuf er Werke im Stil des romant. Historismus (Bahnhof Jassy, 1868–69; Synagoge Czernowitz, 1873–77), in den 1870er-Jahren im Neorenaissance- bzw. Neobarockstil (Gebäude der TH Lemberg, 1873–77; Fassade des Tyszkiewicz-Palasts, Wilna). Darauf folgten Werke im eklekt. Stil: das Gebäude der Galiz. Sparkasse in Lemberg (1888–91), die Franziskanerkirche und das Franziskanerkloster in Lemberg (1876–88) sowie Kirchen in Zarzecze (ca. 1880) bzw. in Bucniów (1887). Ab 1885 errichtete er zusammen mit Ivan Levynskyi Villen im Lemberger Stadtviertel Kastelówka. Seine Werke aus dem letzten Lebensjahrzehnt zeigen Merkmale des neoromant. Stils und der brit. Arts-and-Crafts-Bewegung (Villa von →Jan Styka, 1889–90; Villa Julietka, 1891–93). Weiters schuf er Gebäude, die im Kontext des nationalen Stils interpretiert wurden (Pavillon der ukrain. Ges. auf der Galiz. Landesausst., 1894; Projekt zum Wiederaufbau der Tempelsynagoge in Lemberg, 1894–96). Zu seinen konservator. Arbeiten zählen die Renovierung der Kirche Johannes des Täufers (1887) und der Maria-Schnee-Kirche (1888–92) in Lemberg, der got. Kathedrale in Tarnow (1889–91) und der Pfarrkirche in Stryj (ca. 1890). Z. war Mitgl. der Stadt-Vertretung von Lemberg (Sektion für Bauangelegenheiten), der Galiz. Komm. für industrielle Angelegenheiten, einer der Dir. der Galiz. Sparkasse, Vorstandsvors. für Staatsprüfungen im Fachbereich Architektur und Mitgl. des Galiz. Schulrats. Weiters fungierte er als Mitgl. der Ges. der Schönen Künste, der Techn. Ges. von Lemberg, der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale (ab 1881) und des Österr. Ing.- und Architekten-Ver.; 1883–84 RR-Abg. 1877 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1880 erfolgte die Erhebung in den Ritterstand mit dem Prädikat „von Lwigród“.

Weitere W.: Schloss Lanckoroński, 1874 (Rozdół); Palais Rey, 1882 (Psary).
L.: Kurjer Lwowski, 28. 12. 1898; Adlgasser; Czas, 1898, Nr. 297, S. 2f.; Czasopismo Techniczne (Lwów), 1899, Nr. 1, S. 1ff.; Z. Popławski, Dzieje Politechniki Lwowskiej 1844–1945, 1992, S. 54, 58, 62, 66ff., 72f., 77, 111, 116, 302, 306; I. Żuk, J. Z., 1837–1898, Alfred Z., 1871–1937 …, 1995; K. Stefański, Architektura XIX wieku na ziemiach polskich, 2005, S. 150ff., 155ff., 167, 171f.; J. Birjul’ov, Zacharevyči. Tvorci stolyčnoho L’vova, 2010; S. Zachariewicz, in: Kurier Galicyjski, 2019, Nr. 9–11 (m. B.); TU, Wien.
(W. Grzesiak)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 399
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