Zahajkevyč (Zahajkiewicz, Zahajkewycz), Volodymyr (Wołodymyr) Viktorovyč (1876–1949), Politiker und Jurist

Zahajkevyč (Zahajkiewicz, Zahajkewycz) Volodymyr (Wołodymyr) Viktorovyč, Politiker und Jurist. Geb. Tarnopol, Galizien (Ternopilʼ, UA), 19. 10. 1876; gest. Mittenwald (D), 8. 5. 1949; griech.-kath. Sohn des Gymn.prof. Viktor Z. (geb. 1. 11. 1840; gest. 28. 2. 1890), Bruder des Rechtswissenschaftlers, Lehrers und Politikers Bohdan Z. (geb. 5. 2. 1887; gest. 20. 8. 1967). – Nach der Matura stud. Z. Jus in Lemberg, Wien und Berlin; Dr. iur. 1904. 1907 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Przemyśl, im Jahr darauf verteidigte er Myroslav Sičyns’kyj, den Mörder →Andrzej Potockis, sowie 1911 die 99 nach gewaltsamen Protesten angeklagten ukrain. Studenten. Darüber hinaus engag. Z. sich in Przemyśl in zahlreichen ruthen.-ukrain. Ver. (u. a. Leitung des Narodnyj bazar sowie 1909–14 der Filiale des Volksbildungsver. Prosvita). Als Lokalpolitiker (u. a. Gmd.rat von Przemyśl) gehörte die Gründung von Volksschulen mit ruthen. Unterrichtssprache im Bez. Przemyśl zu seinen Hauptanliegen. 1911 wurde Z. Stellv. von Hryhorij Cehlyns’kyj und ersetzte ihn im Folgejahr im AH des RR, wo er zunächst dem Ukrain. Klub (bis 1913 Teil des Ukrain. Verbands) angehörte, ab 1917 dann der Ukrain. parlamentar. Vertretung. 1914 war Z. wichtiger Mitorganisator der Ukrain. Sič-Schützen in der Huzulenregion, daneben diente er als Oblt. bei Feldgerichten. 1917 trat er als scharfer Kritiker der österr. Ukraine-Politik im Weltkrieg auf. Seit Oktober 1918 Parlamentsabg. der Westukrain. Volksrepublik, wurde er im Folgemonat Przemyśler Bez.rat. Nach der poln. Besetzung blieb Z. bis 1919 im Lager Dąbie bei Krakau interniert. 1920 kehrte er nach Przemyśl zurück, erneuerte den Prosvita-Ableger und arbeitete u. a. als Red. der WS „Ukrajins’kyj holos“, des Organs der ukrain. Arbeiterpartei. Er wirkte auf einen Zusammenschluss der ukrain. Parteien hin und wurde Mitgl. der Ukrain. National-Demokrat. Vereinigung, für die er 1928–35 im Sejm saß (1928–30 Vize-Marschall des ukrain. Sejm-Klubs). Darüber hinaus trat er im Polen der Zwischenkriegszeit regelmäßig in polit. Prozessen gegen Ukrainer als Verteidiger auf. Während des 2. Weltkriegs gehörte er 1941 dem ukrain. Nationalrat in Lemberg an, später arbeitete er für ein Appellationsgericht in Krakau, ehe er 1944 nach Wien flüchtete. Er verstarb in einem Lager für Displaced Persons.

L.: Adlgasser; H. Binder, Galizien in Wien, 2005, s. Reg.; A. Piven’, in: Ukrajina. Kul’turna spadščyna, nacional’na svidomist’, deržavnist’ 19, 2010, S. 467ff.; M. Petriv, Ukrajins’ki advodkaty 1, 2014, S. 384; M. Lazarovyč, Legion ukrajins’kych sičovych stril’civ, 2016, S. 79, 183; AVA, Wien.
(M. Rohde)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 405f.
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