Zahlbruckner, Alexander (1860–1938), Botaniker

Zahlbruckner Alexander, Botaniker. Geb. St. Georgen, Ungarn (Svätý Jur, SK), 31. 5. 1860; gest. Wien, 8. 5. 1938; röm.-kath. Enkel von Johann Baptist Z. (s. u.), Sohn des Domänenverwalters Johann Baptist August Z. (geb. Thernberg, NÖ, 7. 9. 1811; gest. St. Georgen, 6. 1. 1887) und der Franziska Z., geb. Mayer (geb. Wien, 28. 5. 1827; gest. St. Georgen, 7. 4. 1907); ab 1899 verheiratet mit Gisella Z., geb. Rolland (geb. St. Georgen, 5. 4. 1880; gest. Wien, 1960). – Nach dem Besuch des Gymn. in Tyrnau (Matura 1878) stud. Z. Naturwiss. an der Univ. Wien, wobei er sich bes. der Botanik und Pflanzenphysiol. widmete; 1883 Dr. phil. Seine Diss. „Neue Beiträge zur Kenntniss der Lenticellen“ erschien auch gedruckt (in: Verhh. der k.-kgl. Zoolog.-Botan. Ges. 34, 1885). 1883 als Volontär in die botan. Abt. des Naturhist. Hofmus. eingetreten, wurde er dort 1886 zum wiss. Hilfsarbeiter, 1891 zum Ass., 1897 zum Kustos-Adjunkten und Ende 1900 zum Kustos 2. Kl. befördert. Ab 1899 Leiter der botan. Abt., ernannte man ihn hier 1912 zum Kustos 1. Kl. und 1918 zum Dir., womit er – zusammen mit vier Kollegen – im fünfköpfigen Dion.rat das Mus. insgesamt leitete. 1921 HR, wurde er Ende 1922 im Zuge des Beamtenabbaus i. d. R. versetzt. Wiss. betätigte sich Z. in erster Linie als Lichenologe, daneben beschäftigte er sich mit einigen trop. Pflanzengruppen wie den Glockenblumengewächsen und den Orchideen. Mit mehr als 90 Arbeiten zur Flechtenkde. galt er als internationaler Spezialist auf diesem Gebiet. Sein Hauptwerk bildet der 1921–40 in 10 Bde. erschienene „Catalogus lichenum universalis“, ein Gesamtverzeichnis der damals bekannten Flechtenarten. Zudem gab er 1894–1922 26 Centurien des Exsikkaten-Werks „Kryptogamae exsiccatae, editae a Museo Palatino Vindobonensi“ (bis 1899 gem. mit →Günther Beck v. Mannagetta u. Lerchenau) und 1902–36 385 Nr. der „Lichenes rariores exsiccati“ heraus. Z. war u. a. ab 1883 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien, als deren Ausschussrat und Bibliothekar er zeitweilig fungierte, 1899–1933 Mitgl. der Dt. Botan. Ges. sowie ab 1925 k. M. der Linnean Society of London. 1907 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Nach ihm wurde u. a. 1912 eine Flechten-Gattung Zahlbrucknerella benannt. Sein Großvater, der Beamte und Naturwiss. Johann Baptist Z. (geb. Wien, 15. 2. 1782; gest. Graz, Stmk., 2. 4. 1851; röm.-kath.), Sohn des Gastwirts Johann Z. (geb. Kleinweikersdorf, NÖ, 12. 6. 1745; gest. Thernberg, 6. 2. 1820) und der Theresia Z., geb. Berger (geb. Wien, 26. 1. 1747; gest. ebd., 26. 2. 1808), war ab 1810 verheiratet mit Karoline Z., geb. Kammerhuber (geb. Wien, 7. 10. 1792; gest. ebd., 30. 10. 1849). Er besuchte naturgeschichtl. und ökonom. Vorlesungen an der Univ. Wien und lernte 1805 bei einer Exkursion auf den Schneeberg Erzhg. →Johann kennen, der ihn 1808 in seine Dienste nahm. Johann Z. ordnete i. d. F. die naturgeschichtl. Smlgg. des Erzhg. und fungierte ab 1810 als Wirtschaftsleiter der Herrschaft Thernberg. Ab 1818 Privatsekr. von Erzhg. Johann, ließ sich Johann Z. 1828 in Wien nieder und beteiligte sich an der Gründung der k. k. Landwirtschaftsges. Privat legte er beträchtl. naturgeschichtl. Smlgg. an und publ. einige botan. Arbeiten, wie „Die Darstellung der pflanzen-geographischen Verhältnisse des Erzherzogthumes Oesterreich unter der Enns“ (in: Beitrr. zur Landeskde. Oesterreich’s unter der Enns 1, 1832). Nach ihm wurde u. a. 1832 eine Gattung der Steinbrechgewächse Zahlbrucknera benannt.

Weitere W.: s. Stafleu; Redinger; Keissler; Lackovičova. – Johann Z.: s. Wurzbach.
L.: Das kleine Volksbl., NWT, 10., Freie Stimmen, 11. 5. 1938; Eisenberg 2; Enc. Slovenska; Kürschner, Gel.Kal., 1931; Stafleu (m. W.); K. Redinger, in: Annales de Cryptogamie exotique 6, 1933, S. 85ff. (m. B. u. W.); C. Dickinson, in: Bulletin of Miscellaneous Information, 1938, S. 304f.; W. Watson, in: Proceedings of the Linnean Society of London 150, 1938, S. 346f.; A. Herre, in: The Bryologist 42, 1939, S. 128ff.; K. v. Keissler, in: Berr. der Dt. Botan. Ges. 59, 1941, S. (170)ff. (m. B. u. W.); R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 75f. (auch für Johann Z., S. 196f.); V. Grummann, Biograph.-bibliograph. Hdb. der Lichenol., 1974, S. 444; A. Lackovičova, Dr. A. Z. (1860–1938), osobnosť a dielo, 1988 (m. B. u. W.); Slovenský biografický slovník 6, 1994; I. Pišút, in: The Bryologist 105, 2002, S. 243ff. (m. B.); UA, Wien; Mitt. Martin Georg Enne, Wien. – Johann Z.: Graeffer–Czikann; Wurzbach (m. W.); C. Heller, in: Oesterr. botan. Wochenbl. 1, 1851, S. 137ff.; I. R. Schiner, in: Verhh. des zoolog.-botan. Ver. in Wien 1, 1852, S. 152ff.; A. Neilreich, ebd. 5, 1855, S. 40f.; J. Wagner, J. B. Z. (1782–1851), phil. Diss. Graz, 1966; Pfarre St. Ulrich, Wien; Stadtpfarre zum Hl. Blut, Graz, Stmk.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 406f.
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