Zajc (Zaic, Zajitz, Zaytc, Zaitz, von Zaytz), Ivan (Giovanni, Johann) von (1832–1914), Komponist, Dirigent und Lehrer

Zajc (Zaic, Zajitz, Zaytc, Zaitz, von Zaytz) Ivan (Giovanni, Johann), Komponist, Dirigent und Lehrer. Geb. Fiume, Ungarn (Rijeka, HR), 3. 8. 1832; gest. Agram (Zagreb, HR), 16. 12. 1914. Sohn des aus Pressburg nach Fiume übersiedelten Militärmusikers Johann Nepomuk Zajitz (1800–1854). – Musikunterricht bekam Z. bei seinem Vater und in der Musikschule in Fiume (Gesang, Violine, Violoncello). Seine ersten Kompositionen entstanden schon 1844 (bis 1850 komponierte er etwa 20 Werke für Klavier, Violine, Gesang und einfache Orchesterstücke). Sein Stud. am Konservatorium in Mailand (Komposition bei Stefano Ronchetti-Monteviti und Alberto Mazzucato; Dirigieren) resultierte in etwa 50 Werken für verschiedene vokale und instrumentale Ensembles und dem 1855 unter seiner Leitung aufgef. lyr. Drama „La Tirolese“ (Libretto: Francesco Guidi). Nach der Rückkehr in seine Geburtsstadt übernahm Z. die Lehrerstelle am dortigen Philharmon. Inst. (Musikschule), wirkte als Konzertmeister und Dirigent des städt. Theaters sowie als Kirchenchorleiter und Organisator musikal. Feste. Zu dieser Zeit komponierte er v. a. für Unterrichtszwecke, für Kirche und Theater. Im Oktober 1862 übersiedelte er mit seiner Familie nach Wien, wo er – unterstützt durch →Franz v. Suppé – die Möglichkeit fand, für Operettentheater zu komponieren. Seine zehn einaktigen Operetten, eine „musikalische Szene“ und eine kom. Oper wurden 1863–69 am Carltheater, am Harmonietheater und am Theater an der Wien erstaufgef. Als Libretto-Quellen dienten ihm Texte von damals populären Autoren wie Joseph L. Harisch, Hans Max, Erich Nessel, Betty Young u. a. Seine Werke (insgesamt etwa 140 Auff.) wurden unterschiedl. aufgenommen, Kritiker warfen ihm die Kompilation von →Giuseppe Verdi, Jacques Offenbach und Carlo Pedrotti vor, gestanden ihm aber eine gewisse Frische und eine lebhafte Melodik zu. Eine Ausnahme bedeutete die Operette „Mannschaft an Bord“, welche mehrere Potpourris und Bearb. zur Folge hatte. Eine Zeitlang unterrichtete Z. am Wr. Musikinst. Polihymnia (gegr. von Franz Glöggl) und komponierte für die kroat. Gesangsver. Anfang 1870 übersiedelte er dauerhaft nach Agram, wo er eingeladen war, die Opernabt. des Kroat. Nationaltheaters zu gründen bzw. zu leiten, das Standardrepertoire zu definieren und Nationalopern zu komponieren. Dabei dirigierte er oft Auff. eigener Werke (im Theater und in der Domkirche) und unterrichtete an der Musikver.schule, an der er die Dir.stelle bekleidete. Hier entstand die Mehrzahl seiner Kompositionen, etwa 800 Opusnr., insbes. eine nationalhist. Operntrilogie („Mislav“, 1870; „Ban Leget“, 1873; „Nikola Šubić Zrinski“, 1876) sowie Opernwerke nach russ. und poln. („Lizinka“, nach Alexander Puschkin; „Pan Twardovsky“, nach Józef Ignacy Kraszewski; „Gospoje i husari“, nach Aleksander Fredro) und kroat. Vorlagen (z. B. „Zlatka“ als bes. gelungene Spieloper). Ab 1871 organisierte Z. regelmäßig die sog. Quodlibet-Konzerte, schrieb Lieder, Chormusik, Kammerwerke und große Kirchenkompositionen. Nach der ersten Aufhebung der Opern-Abt. (1889) widmete er sich der Pädagogik und Komposition. In einigen Werken versuchte er der neuen Form der wagnerian. Opern zu folgen (z. B. in „Primorka“, 1901) und die aktuelle Sozialthematik einzuführen, blieb jedoch lebenslang vorwiegend unter dem merkl. Einfluss von Verdi und Giacomo Meyerbeer. Die Rezensenten waren immer respektvoll, bewunderten Z.’ Melodik und einfallsreiche Instrumentierung, kritisierten jedoch seine archaische Musiksprache. Sein Meisterwerk blieb die Nationaloper „Nikola Šubić Zrinjski“, die unter jedem Regime bis heute neue Inszenierungen erlebte. Nach ihm ist das Kroat. Nationaltheater in Rijeka benannt.

Weitere W. (s. auch H. Pettan, Popis skladbi I. Z., 1956; Hrvatski biografski leks.): etwa 200 Kompositionen, erschienen in verschiedenen Z., Sammelbde. und R. 1874–2019.
L.: Zbornik radova sa znanstvenog skupa održanog u povodu 150. obljetnice rođenja I. Z., 1982; H. Pettan, Hrvatska opera. I. Z. 2, 1983; Rani Z. / Early Z. Rijeka-Milano-Rijeka (1832–62), 1998; W. A. Everett, in: Zagreb and Music, 1094–1994, 1998, S. 277ff.; Mladi Z. Young Z. Beč / Wien 1862–70, 2003; W. A. Everett, in: International Review of the Aesthetics and Sociology of Music 35, 2004, S. 63ff.; V. Katalinić, in: Musica e storia 12, 2004, S. 611ff.; S. Georgieva, in: Arti musices 39, 2008, S. 35ff.; I. Z. (1832–1914), ed. St. Tuksar, 2016 (m. B.); Hrvatski biografski leks. (online, m. W., Zugriff 21. 10. 2020).
(V. Katalinić)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 411f.
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