Žák (Ziak, Žiak), Vincenc Pavel (Vinzenz Paul); Ps. S. Junica (1797–1867), Geistlicher und Philologe

Žák (Ziak, Žiak) Vincenc Pavel (Vinzenz Paul), Ps. S. Junica, Geistlicher und Philologe. Geb. Pollerskirchen, Böhmen (Úsobí, CZ), 12. 1. 1797; gest. Kostel, Mähren (Podivín, CZ), 30. 3. 1867; röm.-kath. Sohn eines Müllers. – Ž. besuchte das Gymn. in Iglau und absolv. 1813–14 die phil. Jgg. in Brünn, wo er in das bischöfl. Priesterseminar eintrat und an der theol. Lehranstalt (u. a. bei Dominik Kynský und Filip Neděle) stud. Nach der Priesterweihe (1820) wirkte Ž. kurz als Kooperator an der Magdalenenkirche in Brünn, wurde dann jedoch an die Thomaskirche ebd. versetzt und unterrichtete daneben auch Tschech. an der Militärerziehungsanstalt. Nachdem er 1828 einen Kurs für Gefängnisgeistliche in Wien abgeschlossen hatte, wirkte er als solcher auf dem Brünner Spielberg. 1832 kehrte er als Kooperator an die Magdalenenkirche zurück, wo er bis 1836 seelsorger. tätig war und sich daneben in mehreren karitativen Einrichtungen der Stadt engag. Der beliebte Seelsorger wirkte ab 1836 als Religionslehrer an der Brünner Normal-Hauptschule und avancierte 1848 zu deren Dir. Als Schulrat sowie als Mitgl. der philolog. Sektion der neu gegr. Jednota sv. Cyrila a Metoděje bemühte Ž. sich um die Gleichstellung der beiden Landessprachen im Schulwesen. Wegen des Misserfolgs seiner diesbezügl. Anstrengungen und wohl auch, um sich vermehrt seiner literar. Tätigkeit zu widmen, zog er sich jedoch von diesen Verpflichtungen zurück und wurde 1853 Dechant in Kostel, wo er als Schulaufseher fungierte. Bereits in frühen Jahren beschäftigte sich Ž. mit tschech. Philol. und schlug – inspiriert von →Ján Kollár und →František Dobromysl Trnka – mehrere lexikal. sowie orthograph. Reformen vor, um sämtl. slaw. Dialekte in den böhm. Ländern und in Oberungarn einander anzunähern. Seine Kritiker (u. a. →František Palacký) lehnten dies jedoch entschieden ab. Ž. verf. eine zu seiner Zeit viel verwendete „Böhmische Sprachlehre für Deutsche“ (1842, 3. Aufl. 1849) und übers. auch aus dem Dt. (Alois Blumauer, Gustav Nieritz), Französ. (Franz v. Sales), Italien. (Petrarca, Torquato Tasso) und Latein. (Tibull) ins Tschech. 1855 wurde Ž. zum Konsistorialrat, 1861 zum Erzpriester des Erzdekanats Nikolsburg und 1863 zum Ehrenkanonikus ernannt.

Weitere W.: s. LČL.
L.: Moravská orlice, Moravské noviny, 2. 4. 1867; LČL (m. W.); Otto; Rieger; Wurzbach; K. Šmídek, in: Časopis Matice moravské 2, 1870, S. 7f.; M. Hýsek, ebd. 33, 1909, S. 146f.; M. Vávra, in: Jižní Morava 5, 1969, S. 90ff.; J. Skutil, in: Břeclav – Trnava, ed. M. Zemek – J. Šimončič, 1974, S. 127ff.; I. Seidl, in: Sborník prací Filozofické fak. brněnské univ. Řada romanistická 17, 1986, S. 47ff.; M. Řepa, Moravané nebo Češi?, 2001, S. 43f.; D. Felisati, I dannati dello Spielberg, 2011, s. Reg.; Pfarre Podivín, CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 415f.
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