Zaleski, Wenzel (Wacław Michał Artur) Gf. (1868–1913), Politiker

Zaleski Wenzel (Wacław Michał Artur) Graf, Politiker. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 28. 6. 1868; gest. Meran, Tirol (Meran/Merano, I), 24. 12. 1913; röm.-kath. Sohn von →Philipp Ritter v. Z. und Aleksandra v. Z., geb. Gfn. Suchodolska (1842–1918), Enkel des Schriftstellers und Gouverneurs von Galizien (1848) Wacław Michał Ritter v. Z. (geb. Olesko, Galizien/ UA, 8. 9. 1799; gest. Wien, 24. 2. 1849); verheiratet mit Helena Gfn. Z., geb. Gfn. Mycielska. – Nach dem Besuch des Gymn. in Lemberg stud. Z. Jus an den Univ. Wien (1885–87, 1888/89) und Lemberg (1887/88); 1889 Dr. iur. an der Univ. Wien. 1890 begann er seine Karriere als Rechtspraktikant in der nö. Statthalterei, ab 1903 war er Chef des Präs.bureaus der galiz. Statthalterei, ab 1906 Sektionschef im Ackerbaumin. 1910 zum Minister für Galizien ernannt, gelang es ihm in dieser Funktion, den Bau der galiz. Kanäle durch den RR zu bringen. Vorübergehend leitete er das Eisenbahn- sowie das Ackerbaumin. Bei den RR-Wahlen von 1911 zog er als Abg. in das Parlament ein. Im November 1911 holte ihn Ministerpräs. →Karl Gf. Stürgkh trotz seines völligen Mangels an Fachkenntnissen als Vertrauensmann der Polen in das Amt des Finanzministers. Mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit erwarb sich Z. bald den Respekt der Fachwelt. Von seinen Vorgängern erbte er eine Fülle von Reformvorhaben, etwa die Regulierung der Beamtengehälter oder die Sanierung der Finanzen der Kronländer mithilfe der Steuern des kleinen Finanzplans. Z. brachte eine Reihe von Vorlagen ein, und zwar für Steuern auf Bier, Branntwein, Schaumwein, Kraftfahrzeuge und Schenkungen sowie betreffend die Überweisung von Staatsmitteln an die Landesfonds. Beinahe seine gesamte Amtszeit war durch die parlamentar. Beratung dieser Vorlagen ausgefüllt. Er war es auch, der in Österr. die Klassenlotterie einführte, wobei vorgesehen war, diese binnen zehn Jahren an die Stelle des wenig angesehenen Zahlenlottos zu setzen. Viel Mühe hatte Z. damit, die schwebenden Schulden aus der Annexion von Bosnien-Herzegowina in eine solide vierprozentige Staatsrente umzuwandeln, was ihm zu einem guten Teil gelang. Ein Budget für 1912 kam dagegen nicht zustande. Trotz der Bescheidenheit der österr. Operationen während des Balkankriegs 1912 fielen enorme Kosten an, die durch das Finanzmin. aufgetrieben werden mussten. Auch dieser Aufgabe erwies sich Z. als gewachsen. Als überzeugter Gegner der Kriegspartei war er in den Kreisen rund um Thronfolger Erzhg. →Franz Ferdinand und →Franz Gf. Conrad v. Hötzendorf wenig angesehen, zumal er dem K. Präventivkriege ausredete. 1912 begann sich Z.s Gesundheitszustand zu verschlechtern und so sah er sich gezwungen, 1913 um seine Demission anzusuchen. 1903 erhielt er die Kämmererwürde, 1911 den Titel Geh. Rat, 1912 den Orden der Eisernen Krone I. Kl. und 1913 erfolgte die Erhebung in den Gf.stand.

L.: AZ, NFP, RP, WZ, 25. 12. 1913; Adlgasser; W. Fritz, in: Für K. und Republik. Österr. Finanzminister seit 1848, 2003, S. 115ff.; W. Fritz, Sterne und Gassen. Sozialdemokrat. Finanzpolitik 1890–1934, 2016, S. 129ff.; UA, Wien.
(W. Fritz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 420
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