Zallinger-Stillendorf, Franz Xaver von (1842–1907), Politiker und Gutsbesitzer

Zallinger-Stillendorf Franz Xaver von, Politiker und Gutsbesitzer. Geb. Bozen, Tirol (Bozen/Bolzano, I), 15. 12. 1842; gest. ebd., 30. 11. 1907 (begraben: Kematen am Ritten / Caminata, I); röm.-kath. Sohn des Tiroler RR-Abg., LHptm.stellv. und Landwirtschaftsfachmanns Karl v. Zallinger (geb. Bozen, 13. 3. 1809; gest. ebd., 5. 3. 1865) und der Josefa v. Zallinger, geb. Zamboni; ab 1884 verheiratet mit Lydia v. Z.-S., geb. Gfn. v. der Groeben. – Nach dem Besuch des Franziskanergymn. in Bozen und dem Stud. der Rechtswiss. an der Univ. Innsbruck profilierte sich Z. in der von den Liberalen beherrschten Gmd.politik Bozens als rigoroser Kath.-Konservativer. Diesen Kurs behielt er auch bei, als er in die Landespolitik einstieg. Er gehörte als Vertreter der Tiroler Städtekurie Brixen, Sterzing etc. 1875–77 sowie danach als Vertreter der Tiroler Landgmd.kurie Bozen, Meran etc. bis 1901 dem AH des RR an. 1889–1900 war Z. zudem Mitgl. des Tiroler LT. Für denselben Zeitraum im AH als Obmann des Gewerbeausschusses fungierend, leitete er 1883 die Arbeiterenquete. Als aktiver Katholik initiierte und unterstützte er in den 1890er-Jahren finanziell den Bau der Herz-Jesu-Kirche am Ritten sowie die Ansiedlung der Eucharistiner in Bozen. In der Bozner Wochenz. „Tiroler Volksblatt“ fand der rhetor. und publizist. gewandte, aber auch eigenwillige Politiker Z. sein Sprachrohr. Als bekanntester Vertreter der „scharfen Tonart“, wie sich die Tiroler Vertreter einer nahezu fundamentalist.-kath. Haltung im AH damals nannten, trug er unbewusst zur Spaltung und folgl. Schwächung der konservativen Partei in Tirol bei. I. d. F. wechselte Z. vom kath.-konservativen Hohenwart- zum Liechtensteinklub und trat schließl. auch dort aus, um sich der 1895 gegr. Kath. Volkspartei anzuschließen. Erst gegen Ende seiner polit. Laufbahn trat Z. für eine Verständigung zwischen Konservativen und den aufstrebenden Christl.sozialen ein. Sein Rücktritt als LT-Abg. 1900 sowie sein Verzicht auf eine erneute RR-Kandidatur sollten eine derartige Versöhnung erleichtern, doch musste selbst Z. erkennen, dass ihm mit den Christl.sozialen in seinem Stammwählerpublikum, näml. der Bauernschaft rund um Bozen und Meran, eine übermächtige Konkurrenz erwachsen war.

L.: Bote für Tirol, Innsbrucker Nachrichten, 2., Bozner Nachrichten, Der Tiroler, NFP, Tiroler Tagbl., 3., Der Burggräfler, RP, Tiroler Volksbl., 4. 12. 1907; Adlgasser; J. Tumler, Die Abg. zum Tiroler LT von 1861 bis 1914, phil. Diss. Innsbruck, 1981, s. Reg.; R. Schober, Geschichte des Tiroler LT im 19. und 20. Jh., 1984, s. Reg.; J. Fontana, Vom Neubau bis zum Untergang der Habsburgermonarchie, 1987, s. Reg.
(W. Beimrohr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 423f.
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