Zamorski, Jan (1874–1948), Politiker und Lehrer

Zamorski Jan, Politiker und Lehrer. Geb. Głogowiec, Galizien (PL), 25. 5. 1874; gest. Żywiec (PL), 22. 9. 1948; röm.-kath. Sohn eines Bauern. – Z. absolv. das Gymn. in Jaroslau und stud. ab 1892 Philol. an der Univ. Krakau; 1898 Dr. phil. Nach einem Parisaufenthalt mittels Stipendium unterrichtete er 1898 kurz an einem Krakauer Gymn., ab 1900 in Tarnopol. Hier engag. er sich bes. für die Ges. der Volkslesehallen und den Turnver. Sokół, deren Zweck die Förderung der poln. Identität innerhalb der kath. ländl. Bevölkerung war. Z. hielt dabei zahlreiche Vorträge, organisierte patriot. Feiern, veröff. Broschüren, gründete Ztg. („Tygodnik Podolski“, „Głos Polski“) und eröffnete Volkslesehallen, landwirtschaftl. Genossenschaften und Sparkassen. Nach und nach dehnte er seine Aktivitäten auch auf das Teschener Gebiet aus. 1905 den Nationaldemokraten beigetreten, wurde er zu einem der wichtigsten Politiker dieser Partei. Z., der 1907 erstmals in das AH des RR gewählt wurde und dieses Mandat 1911 verteidigen konnte, war im Parlament Mitgl. des Polenklubs. 1913 in den galiz. LT gewählt, geriet Z. nach Kriegsausbruch in Konflikt sowohl mit Konservativen als auch mit Sozialisten, die beide die sog. austropoln. Lösung befürworteten. Noch 1914 wegen Hochverrats festgenommen, wurde Z. 1915 nach seiner Freilassung zur Armee eingezogen. 1916 geriet er in italien. Kriegsgefangenschaft und unterstützte nach seiner Entlassung 1917 das pro-alliierte Poln. Nationalkomitee in Paris, als dessen Bevollmächtigter in Italien er fungierte. Neben der Propagierung eines unabhängigen poln. Staats kümmerte er sich um poln. Kriegsgefangene aus der k. u. k. Armee. Bei dem im April 1918 abgehaltenen Kongress der unterdrückten Völker Österreich-Ungarns in Rom fungierte Z. als Vertreter der Polen. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens war er 1919–22 als Abg. des Volksnationalen Verbands Mitgl. der poln. Konstituierenden Nationalversmlg. Weiters wirkte er 1919 als Vors. der poln. Delegation in der poln.-tschechoslowak. Schiedskomm. und vertrat 1920 Polen bei der interalliierten Komm. in Teschen. Während der ersten Sejm-Periode publ. Z. in den wichtigsten rechten Ztg. „Gazeta Warszawska“, „Przegląd Narodowy“, „Przegląd Wszechpolski“ sowie „Myśl Narodowa“. Als vehementer Gegner sowohl der Linken als auch der Anhänger Józef Piłsudskis zog sich Z. nach dessen Staatsstreich 1926 aus dem polit. Leben zurück und arbeitete danach als Gymn.lehrer.

L.: Parlament Rzeczypospolitej Polskiej 1919–27, ed. W. Dzwonkowski – H. Mościcki, 1928, S. 120f.; A. Wątor, Słownik działaczy Narodowej Demokracji w Galicji, 2008; J. Szablicka-Żak – M. Janik, in: Gronie 9, 2010, S. 55ff.; A. Wątor, Na galicyjskim Podolu, 2018, S. 67ff.; Bibl. Jagiellońska w Krakowie, Kraków, PL.
(D. Szymczak)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 428f.
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