Zap (Zapp), Karel Vladislav (Karl Franz, Karl Ladislaus) (1812–1871), Historiker, Fachschriftsteller und Lehrer

Zap (Zapp) Karel Vladislav (Karl Franz, Karl Ladislaus), Historiker, Fachschriftsteller und Lehrer. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 8. 1. 1812; gest. Beneschau, Böhmen (Benešov, CZ), 1. 1. 1871; röm.-kath. Vermutl. Sohn des Kaufmanns und späteren Buchhalters Anton Zapp (1776–1860); ab 1841 mit →Honorata Z., ab 1858 in 2. Ehe mit Francisca Z., geb. Wolf, verwitwete Grimm, verheiratet. – 1822–32 besuchte Z. die Hauptschule und das Piaristengymn. am Graben, wo er sich mit Mitschülern befreundete, die sein Interesse für tschech. Literatur, Geschichte und Laientheater teilten (→Karl Jaromír Erben, →Karel Hynek Mácha, →Karel Boleslav Štorch). Nach Absolv. der phil. Jgg. begann er ein Jusstud. an der Prager Univ., das er aus finanziellen Gründen nach einem Jahr abbrach. 1833 trat er eine Beamtenkarriere an: Zuerst Praktikant bei der Tabak- und Stempelgefällsbuchhaltung in Prag, avancierte er 1836 zum Akcessisten bei der Rechnungskanzlei in Lemberg, wo er schließl. ab 1841 in der Staatsbuchhaltung wirkte. Auf eigenen Wunsch wurde er 1845 in derselben Position nach Prag versetzt. Wie in Lemberg nahm er auch dort aktiv am Kulturleben teil, u. a. als Hrsg. der Z. „Poutník“, als Publizist in der tschech. („Kwěty“, „Swětozor“), dt.sprachigen („Ost und West“), poln. bzw. kroat. Presse und als Übers. (aus dem Poln., Ukrain. und Russ. ins Tschech., u. a. von Werken Nikolai Gogols und Michał Grabowskis). In der Revolutionszeit wurde Z. Mitgl. des Nationalausschusses, half bei der Organisation des Slawenkongresses u. a. als Vermittler zu den poln.-ruthen. Delegierten und wurde 1849 Mitgl. der Slovanská lípa. Im selben Jahr unterrichtete er kurzfristig als Supplent Tschech. am Neustädter Gymn., wurde nach entsprechenden Lehramtsprüfungen 1850 w. Lehrer der Geographie und Geschichte an der neu errichteten tschech. Realschule und war 1855 auch in der Privatschule seiner Frau tätig. Weiters arbeitete er intensiv im Bereich der Topographie, Kultur- und Kunstgeschichte sowie der Archäol., nicht zuletzt als Mitbegründer der Fachz. „Památky archaeologické a místopisné“. Auf Basis des von ihm gesammelten Materials schrieb er mehrere Prager Reise- und Stadtführer mit deutl. tschech.nationaler Ausrichtung (in mehreren Sprachen), verf. jedoch auch Stichwörter für →František Ladislav Frh. v. Riegers „Slovník naučný“ und Geographie-Lehrbücher, die monarchieweit verwendet wurden. Sein populär gehaltenes Geschichtskompendium „Česko-moravská kronika“ (3 Bde., 1862–72) wurde zu seiner Zeit sehr geschätzt. In der Verfassungsära nahm Z. zudem am polit. (1861 wurde er LT-Abg.) und Ver.leben (Umělecká beseda) der tschech. Ges. teil, außerdem wurde er zum ao. (1845) bzw. o. (1869) Mitgl. der Kgl. böhm. Ges. der Wiss. gewählt. Schwer erkrankt, zog er sich am Lebensende nach Beneschau zurück.

Weitere W. (s. auch LČL): Popsánj kr. hlawnjho města Prahy, pro cizince a domácj, 1835; Zrcadlo žiwota na wýchodní Ewropě 3. Cesty a procházky po Halické zemi, 1844; Der Prager Hradschin, 1847; Hlavní farní chrám Nanebevzetí Panny Marie před Týnem ve Starém městě Pražském …, 1854; Praha. Popsání hlavního města království Českého …, 1868. – Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L.: Národní listy, Politik, 3., WZ, 4., Moravské noviny, 7. 1. 1874; LČL (m. W.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; J. Horák, Národopisný sborník českoslovanský, 1915, S. 101; M. Szyjkowski, Polski romantyzm w czeskim źyciu duchowym, 1947, S. 189; J. Táborská, Čtvero setkání s ruským realismem, 1958, S. 114ff.; K. Benda, Kapitoly z českého dějepisu umění, 1986, S. 87; J. M. Heller, Obraz druhého v českém cestopise 19. století, 2000, S. 154ff.; B. Jiroušek, in: Estetika 38, 2002, S. 418ff.; I. Štěpánová, in: Český lid 93, 2006, S. 137ff.; M. Hrdinová, in: Inter laurum et olivam, 2008, S. 521ff.; Z pomocných věd historických 16, 2008, S. 521ff.; Ch. Bryand, in: Bohemia 52, 2012, S. 5ff.; L. Slavíček, Slovník historiků umění, výtvarných kritiků, teoretiků a publicistů v českých zemích … 2, 2016, S. 1697ff.; Digitalizované pobytové přihlášky pražského policejního ředitelství (konskripce); Pfarre Benešov, CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 434
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