Zapolska, Gabriela; eigentl. Korwin-Piotrowska Maria Gabriela Stefania, verheiratete Śnieżkowa, Ps. Józef Maskoff (1857–1921), Schriftstellerin und Schauspielerin

Zapolska Gabriela, eigentl. Korwin-Piotrowska Maria Gabriela Stefania, verheiratete Śnieżkowa, Ps. Józef Maskoff, Schriftstellerin und Schauspielerin. Geb. Podhayce, Galizien (Pidhajci, UA), 30. 3. 1857; gest. Lwów, Polen (L’viv, UA), 21. 12. 1921. Tochter des Adelsmarschalls des Landkreises Luzk Wincenty Korwin-Piotrowski und der Warschauer Balletttänzerin Józefa Korwin-Piotrowska, geb. Karska; 1876–88 verheiratet mit dem Adeligen Konstanty Śnieżko-Błocki (Scheidung), 1901–10 in 2. Ehe mit dem Maler Stanisław Janowski (geb. Krakau, Galizien / Kraków, PL, 6. 10. 1866; gest. ebd., 23. 2. 1942). – Z. bekam ihre erste Ausbildung zu Hause und besuchte kurze Zeit zwei Privatschulen in Lemberg. Nach der baldigen Trennung von Śnieżko-Błocki beschloss sie, Schauspielerin zu werden. 1879 debüt. sie am Amateurtheater von →Marian Gawalewicz in Warschau und 1882 am Theater von →Stanisław Koźmian in Krakau, wo sie unter ihrem Künstlernamen auftrat. Sie spielte danach in Lemberg, Warschau und in der Prov. 1889 zog sie nach Paris, um sich als Schauspielerin weiterzubilden, und knüpfte Kontakte zu Malern wie Paul Sérusier. 1892–94 war sie Ensemblemitgl. am Théâtre Libre von André Antoine und spielte 1895 am Théâtre de l’Œuvre. Nachdem der Erfolg ausblieb, kehrte sie nach Warschau zurück, wo sie an einigen Sommertheatern sowie in Gastrollen in der Prov. auftrat. 1897–99 wurde sie von →Tadeusz Pawlikowski am Krakauer Juliusz-Słowacki-Theater engag. Ihre letzte Saison 1899/1900 spielte Z. in Lemberg. Danach gab sie mangels Talent und aufgrund eines Konflikts mit Pawlikowski ihre Schauspielkarriere auf und eröffnete 1902 eine Schauspielschule in Krakau, mit deren Ertrag sie eine freie Theaterbühne mit Stücken von Maurice Maeterlinck, Guy de Maupassant und Edmond de Goncourt begründete und dabei ihr Regietalent zeigte (Auff. in Krakau und Zakopane 1903). Sie gründete weiters 1907 das nur bis 1908 bestehende G. Z.-Wandertheater, das ihr Mann leitete. 1904 ließ sich Z. in Lemberg nieder, wo sie bis zuletzt wohnte und sich ganz ihrer schriftsteller. Tätigkeit widmete (erste Veröff. 1881 in „Gazeta Krakowska“). Aufsehen erregte ihre Erz. „Małaszka“ (1883), woraufhin sie ein poln. Zola genannt wurde. In Romanen wie „Kaśka Kariatyda“ (1885) und „Przedpiekle“ (1889) nahm Z., die bekannteste Vertreterin des poln. Naturalismus, Stellung zu Tabuthemen wie Abtreibung, soziale Heuchelei sowie materielle und sexuelle Einschränkung der Frau, wobei sie jedoch Familien- und Haushaltsgründung für wichtig erachtete. Am besten gelangen ihr kurze Formen wie der naturalist. Novellenzyklus „Menażeria ludzka“ (1893). Ersten Erfolg als Autorin hatte Z. in Warschau mit zwei Stücken über das Milieu der jüd. Proletarier, „Małka Szwarcenkopf“ (1897) und „Jojne Firułkes“ (1898). In Galizien wählte Z. als Thema die zarist. Okkupation Polens und das poln. Martyrium, das auf die romant. Tradition zurückgriff („Tamten“, Auff. 1898; „Sybir“, Auff. 1899). Als Feuilletonistin von „Słowo Polskie“ in Lemberg (1900–03) kritisierte Z. den Akademismus, schrieb enthusiast. über europ. und poln. Impressionisten, Symbolisten und speziell über Paul Gauguin. Ihre künstler. Blütezeit erlebte Z. 1904–12. Sie widmete sich nun krit. bürgerl. Lebensmustern. Sozialkrit. und satir. Elemente dominieren in ihrem bekanntesten Stück „Moralność Pani Dulskiej“ (1906, dt. „Die Moral der Frau Dulski“, 1930 verfilmt), das Heuchelei und Doppelmoral im Leben einer typ. kleinbürgerl. Familie in Galizien thematisiert. Die Protagonistin wird zum Symbol eines schlauen, egoist. und geizigen Spießertums. Die Premiere in Krakau führte zu heftiger Kritik aus konservativen und kirchl. Kreisen. Z.s dramat. Werk wird bis heute in Polen aufgef. (u. a. „Ich czworo“, 1907, dt. „Dummheit im Quadrat“, 1956; „Żabusia“, 1897, dt. „Die kleine Kröte“, 1955; „Skiz“, 1908); es liegen Übers. in zahlreiche Sprachen vor, darunter auch ins Dt. („Wovon man nicht spricht“, 1910; „Die Hölle der Jungfrauen“, 1911; „Die unberührte Frau“, 1912; „Sommerliebe“, 1915, Neuaufl. 2008; „Ausgewählte Romane“, 9 Bde., 1924).

Weitere W.: s. Bibliografia literatury polskiej; Wilpert.
L.: T. Weiss, G. Z. Życie i twórczość, 1968; J. Rurawski, G. Z., 1981; Bibliografia literatury polskiej 16/1, 1982 (m. W.); K. Kłosińska, Ciało, pożądanie, ubranie. O wczesnych powieściach G. Z., 1999; Lex. der Weltliteratur. Fremdsprachige Autoren L–Z, ed. G. v. Wilpert, 4. neubearb. Aufl. 2004 (m. W.); Życie i twórczość G. Z., ed. H. Ratuszna – A. Jarosz, 2013; A. Janicka, Sprawa Z. Skandale i polemiki, 2013.
(K. Sadkowska)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 436
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