Záruba, Milo (Miloš) (Antonín) (1875–1922), Politiker und Priester

Záruba Milo (Miloš) (Antonín) OPraem, Politiker und Priester. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 20. 1. 1875; gest. ebd., 3. 8. 1922; röm.-kath. Sohn des Schuhmachergesellen Václav Z. und der Aloisia Z., geb. Peroutka. – Z. besuchte das Gymn. und anschließend Priesterseminare in Prag und Königgrätz. Ab 1896 Mitgl. des Prämonstratenserordens im Kloster Seelau, legte er 1900 die Ordensgelübde ab; 1901 Priesterweihe. Z. wirkte ab 1905 als Kaplan in Humpoletz, ab 1906 als Pfarradministrator und Pfarrer im nahe gelegenen Jiřitz. In theol. Hinsicht war er ein Anhänger der tschech. kath. Moderne sowie Mitgl. der modernist. Jednota katolického duchovenstva. Polit. wiederum engag. sich Z. zuerst in der lokalen Selbstverwaltung (Gmd.rat, Aufsichtsrat der Raiffeisenkasse etc. in Jiřitz). Ab dem Ende der 1890er-Jahre setzte er sich als Anhänger der neuen christl.sozialen Bewegung für eine gem. Interessensvertretung kath.-klerikaler und landwirtschaftl. Anliegen ein und unterstützte gleichzeitig die Forderung nach dem allg. Wahlrecht. In diesem Sinn war er 1899 Mitbegründer der christl.sozialen Partei Křesťansko-sociální strana lidová und 1904 des kath. Bauernver. Sdružení katolických zemědělců českých v Království českém. Zugleich bemühte sich der gute Redner Z. ab 1902 um eine Vereinigung der tschech. kath. Parteien, die ihm schließl. 1906 mit der Strana katolického lidu v Čechách gelang. 1910 benannte sich die Partei in Česká strana křesťansko-sociální v Království českém um und wählte den Antisemiten Z. in ihren Vollzugsausschuss. 1907 in den RR gewählt, trat er dort dem tschech. kath.-nationalen Klub bei, 1910 dann dem Jednotný klub. Nach dem Zerfall der Monarchie gehörte er der kath. Československá strana lidová an, die alle Parteien des polit. Katholizismus der böhm. Länder vereinte. 1920–22 wirkte Z. als Abg. zur Nationalversmlg. Journalist. war er ab 1902 als Red. des „Selský list“, 1905–08 als solcher der agrar. Z. „Selská stráž“ tätig. Z. war zudem im tschech. landwirtschaftl. Genossenschaftswesen aktiv, zuerst als Geschäftsführer des Verbands der tschech. Flachsbauern, nach 1918 als Vizepräs. des Verbands der tschechoslowak. Genossenschaften in Prag und Verw.R. des Getreide-Inst. Obilní ústav.

W.: K volbám! Křesťanství a sociální demokracie ve světě pravdy, 1900; O počátcích hnutí katolického rolnictva v Čechách, in: Spravedlnost. Kapesní kal. křesťanských sociálů českoslovanských na rok 1903, red. J. H. Dobroslav, 1903; První moravská lidová pouť do Svaté země, 1905.
L.: Lidové listy, 4. 8. 1922; Adlgasser; Luft; Otto; L. Velek, in: J. Šrámek. Kněz, státník, politik, ed. P. Marek, 2004, S. 113ff.; Politické strany 1, ed. J. Malíř – P. Marek, 2005, s. Reg.; M. Pehr, Cestami křesťanské politiky, 2007, s. Reg.
(L. Velek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 439
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