Zatzka, Ludwig; ursprüngl. Čačka (1857–1925), Architekt, Baumeister und Politiker

Zatzka Ludwig, ursprüngl. Čačka, Architekt, Baumeister und Politiker. Geb. Wien, 26. 8. 1857; gest. Spital am Semmering (Stmk.), 14. 9. 1925 (begraben: Hietzinger Friedhof, Wien); röm.-kath. Sohn des Baumeisters und Ziegeleibesitzers Bartholomäus Čačka (1828–1912) und der Maria Čačka, geb. Karpischek (1830–1910), Bruder von →Hans Z., Vater von Marie Z., verheiratete Hütter (1878–1955), der Großmutter der Schauspielerin Hilde Sochor (1924–2017); ab 1881 verheiratet mit Maria Jary (Jari) (1855–1919). – Z. stammte aus einer aus Böhmen zugewanderten Baumeisterfamilie, die in dem damals noch selbstständigen Wr. Vorort Breitensee in kurzer Zeit hohes Ansehen erlangt hatte. Nach Absolv. der Unterreal- und der Baugewerbeschule stud. er kurzfristig an der ABK bei →Friedrich Frh. v. Schmidt als Gasthörer, um 1882 in den väterl. Betrieb einzutreten; 1889–1903 fungierte er als Ges. der Fa. Bartholomäus Zatzka & Söhne. I. d. F. errichtete er eine Reihe von Mietshäusern, die weitgehend von einem neobarocken Duktus geprägt waren (Linke Wienzeile 12, 1888; Mariahilferstraße 107, 1889; Maxingstraße 2, 1902). Ein weiterer Schwerpunkt Z.s waren diverse Bauten für kirchl. Institutionen (u. a. Lesever. St. Vinzenz, 1892, Wien 6; Stiftungshaus und Kapelle, 1890, Mayerling; Kirche St. Anton mit Kloster und Heim, 1893, Wien 15), die im Sinne des Historismus zumeist einer neogot. Formensprache verpflichtet waren, da dieser ein klerikaler Charakter zugesprochen wurde. Seine kommunalpolit. Tätigkeit begann Z. als Gmd.rat in Breitensee (1889–91). Auch nach der Eingemeindung setzte er sich für den Ausbau der dortigen Infrastruktur ein und realisierte einige bedeutende Projekte, so neben der Volksschule „Josefinum“ (1902) insbes. die imposante Pfarrkirche St. Laurentius (1895), die als sein Lebenswerk anzusehen ist. 1895–1918 agierte er als Vertreter der Christl.sozialen im Wr. Gmd.rat (1898–1918 Stadtrat). Als Referent für Bauangelegenheiten und persönl. Berater von →Karl Lueger hatte er großen Einfluss auf die Bauvorhaben dieser Ära (2. Hochquellwasserleitung, Gaswerke, Lainzer Versorgungsheim etc.). In seinen letzten Jahren lebte Z. weitgehend in Spital am Semmering, wo er auch einige Projekte realisierte (Kapelle Zur unbefleckten Jungfrau Maria, 1904, mehrere Villen). 1915–18 fungierte er als Mitgl. des Kuratoriums des Techn. Mus. für Ind. und Gewerbe. 1898 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens und erhielt 1899 das Komturkreuz des päpstl. Sylvesterordens sowie 1917 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Ver.haus für Blinde, 1896 (Wien 15); Hütteldorfer Brauerei, 1899; Pflegeheim Baumgarten, 1900; Mausoleum der Familie Z., 1900 (Hietzinger Friedhof, Wien).
L.: Neues Wr. Journal, WZ, 16., RP, 20. 9. 1925; Czeike; Thieme–Becker; P. Kortz, Wien am Anfang des 20. Jh. 2, 1906, s. Reg.; A. Schnerich, Wiens Kirchen und Kapellen, 1921, S. 201; Österr. Bauztg. 1, 1925, S. 559; Hietzing, ein Heimatbuch des 13. Wr. Gmd.bez. 2, 1932, S. 252; A. Missong, Hl. Wien, 1933, S. 207ff., 214; H. May, Breitensee in alter und neuer Zeit, 1933, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jh., 1970, S. 240; W. J. Bandion, Steinerne Zeugen des Glaubens, 1989, s. Reg.; F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jh. 3/2, 1995, s. Reg.; G. Weissenbacher, In Hietzing gebaut 1–2, 1996–98, s. Reg.; B. A. Reismann, Geschichte der Gmd. Spital am Semmering, 1997, S. 136f., 399, 409f.; I. Scheidl, Schöner Schein und Experiment, 2003, s. Reg.; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B. u. W., Zugriff 20. 8. 2020).
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 442
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