Zaufal, Emanuel (1837–1910), Mediziner

Zaufal Emanuel, Mediziner. Geb. Puschwitz, Böhmen (Buškovice, CZ), 12. 7. 1837; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 8. 2. 1910; röm.-kath. Sohn des Bauern und Seifensieders Emanuel Z. und der Johanna Z., geb. Päsch, Vater u. a. des Gynäkologen Gustav Z. (geb. 30. 7. 1871); ab 1869 mit Maria Z., geb. Z., der Tochter des Wirtschaftsdir. in Pröllas und späteren Verwalters in Groß Tschernitz Franz Z., verheiratet. – Nach Absolv. des Gymn. in Saaz 1857 besuchte Z. die Josephsakad. in Wien. 1863 Dr. med., wurde er für kurze Zeit im Rang eines Oberarztes Rgt.arzt beim IR Nr. 35 in Pilsen. Im Oktober desselben Jahres kehrte er nach Wien zurück, wurde zunächst Prosektor bei →Karl Langer v. Edenberg und zwei Jahre später Ass. bei →Franz Frh. v. Pitha. Beeinflusst vom Werk des dt. Otologen Anton v. Tröltsch, widmete sich Z. fortan der Hals-Nasen-Ohren-Heilkde. Als Militärarzt nahm er 1866 im Heer von →Ludwig Benedek v. Felsö-Eör am preuß.-österr. Krieg teil, in dem er überwiegend als Chirurg tätig war. Im folgenden Jahr verlegte man ihn, nachdem er an der Josephsakad. das Diplom des Operateurs erhalten hatte, nach Prag, wo er Kurse in Ohrenheilkde. für Militärärzte abhielt. 1868 zum Garnisonsspital in Prag transferiert, wurde er 1869 zum Reservekmdo. des IR Nr. 28 versetzt und kam 1873 zurück ins Garnisonsspital; 1870 Rgt.arzt 2. Kl., 1873 Rgt.arzt 1. Kl. Ende 1869 habil. er sich für das Fach Otol. mit der Schrift „Ueber das Vorkommen seröser Flüssigkeit in der Paukenhöhle (Otitis media serosa)“ (in: Archiv für Ohrenheilkde. 5, 1870); 1873 ao. Prof. an der Prager Univ. Durch seinen Einsatz wurde 1874 im Prager AKH die erste Ohrenklinik in Böhmen und zugleich eine der ersten derart spezialisierten Kliniken der Welt gegr., die unter Z.s Leitung zu einer der führenden europ. Einrichtungen wurde. Zu seinen Patienten gehörte u. a. auch →Friedrich Smetana. 1879 verließ Z. das Heer, nach Teilung der Prager Univ. wechselte er 1883 an deren dt. med. Fak., an der er 1896 zum o. Prof. ernannt wurde. Ab 1867 betrieb er auch eine gut gehende Privatpraxis. 1908 HR, trat er im selben Jahr i. d. R. Z. vervollkommnete die Diagnostik in der Ohrenheilkde. und führte neue chirurg. Methoden ein. Als einer der Ersten widmete er sich der Erforschung eitriger, durch bakterielle Infektionen verursachten Mittelohrentzündungen. Er verf. fast 90 Fachstud., zumeist veröff. im „Archiv für Ohrenheilkunde“, in der „Prager Medizinischen Wochenschrift“, zu deren Red. er zählte, aber auch in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“. Als (Ehren-)Mitgl. diverser Fachges. gehörte er u. a. der Dt. Otolog. Ges. und dem Centralver. dt. Ärzte in Böhmen an. 1902 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W. (s. auch Kreuter; Piffl, Prager med. WS, 1910): Ueber die allg. Verwendbarkeit der kalten Drahtschlinge zur Operation der Nasenpolypen …, 1878; Zur Behandlung der acuten Mittelohrentzündung mit Berücksichtigung der bacteriolog. Forschungs-Ergebnisse, 1890; Beitr. zur Unterbindung des centralen Endes der Vena jugularis int. nach Durchtrennung der Clavicula bei otogener sept. Sinusjugularisthrombose, 1903.
L.: Prager Tagbl., 9. (Parte), NFP, 10. 2. 1910; Kreuter (m. tw. W.); Masaryk; Otto; Pagel (m. B.); O. Piffl, in: Dt. Arbeit. MS für das geistige Leben der Dt. in Böhmen 7, 1907–08, S. 67ff.; O. Piffl, in: Prager med. WS 35, 1910, S. 119ff. (m. W.); O. Piffl, in: European Archives of Oto-Rhino-Laryngology 82, 1910, S. 132ff.; WMW 60, 1910, Sp. 422; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr.-ung. Militär- und Marineärzte, 1913 (m. B.); A. Politzer, Geschichte der Ohrenheilkde. 2, 1913, S. 304f.; A. Přecechtěl, in: Časopis lékařů českých 69, 1930, S. 705f.; K. Mündnich, Die Bedeutung der Prager Univ. und der Länder Böhmen und Mähren für die Entwicklung der Hals-Nasen-Ohrenheilkde. mit bes. Würdigung der Persönlichkeit E. Z., 1991; L. Hlaváčková – P. Svobodný, Biograph. Lex. der Dt. Med. Fak. in Prag 1883–1945, 1998; Státní oblastní archiv v Litoměřicích, Litoměřice, Archiv hlavního města Prahy, Praha, beide CZ.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 442f.
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