Zauner, Adolf (1870–1940), Romanist

Zauner Adolf, Romanist. Geb. Wien, 22. 7. 1870; gest. Graz (Stmk.), 4. 8. 1940; röm.-kath. Sohn von Anton Z., Registrator der Boden-Creditanstalt, Wien, und Auguste Z., geb. Kitschelt, Tochter eines Eisenmöbelfabrikanten; verheiratet mit Melanie Z. – Z. besuchte die Realschule und legte 1887 die Matura ab; bei den Musterungen felduntaugl., inskribierte er als ao. Hörer an der Univ. Wien philolog. Fächer, holte 1890 die Gymn.-Matura nach und stud. ab 1890/91 als o. Hörer. Er prom. 1893 bei Wilhelm Meyer-Lübke mit einer Arbeit „Zur Laut- und Formenlehre des Gasconischen“ (publ. als „Die Konjugation im Béarnischen“, in: Z. für roman. Philol. 20, 1896). Sie erregte Aufmerksamkeit bei französ. Gelehrten und erfuhr eine krit. und ergänzende Besprechung von Jean Ducamin in der „Revue de Gascogne“ (40, 1899). Zunächst unterrichtete Z. 1894–99 an Schulen in (Mähr.-)Sternberg, Czernowitz, Prag und Wien, dann wurde er von der Univ. Wien eingestellt. Er habil. sich bereits 1902 mit der Untersuchung „Die romanischen Namen der Körperteile. Eine onomasiologische Studie“. 1911 folgte er auf dem Ordinariat für roman. Philol. an der Univ. Graz →Hugo Schuchardt und Jules Cornu nach und wurde 1939 emer. 1922/23 war er Dekan, 1937/38 Rektor und später Prorektor. Er gestaltete 80 verschiedene sprach- und literaturwiss. Vorlesungen aus allen Bereichen der roman. Philol. mit Ausnahme des Italien., das in dieser Zeit in Graz zunächst von Antonio Ive und dann von Friedrich Schürr betreut wurde. Mit seiner Habil.schrift wurde er einer der Wegbereiter der Onomasiol., der Lehre von den Bezeichnungen der Sachen; Schuchardt – mit dem Z. in enger Beziehung stand – arbeitete unter dem Leitgedanken „Sachen und Wörter“. Nach längeren Kontroversen mit →Rudolf Meringer setzte sich später für diese Methode der Begriff „Wörter und Sachen“ durch. Die Onomasiol. als Zweig der Wortforschung wurde v. a. für die Wortgeographie – es entstanden nun erste Sprachatlanten – und die Wortfeldforschung grundlegend. Z.s „Altspanisches Elementarbuch“ (1908, 2. Aufl. 1921) und seine „Romanische Sprachwissenschaft“ (1900, 4. Aufl. 1926, Neudruck 1944/45, italien. „Glottologia romanza“, 1904, rumän. „Principii de filologie Romanică“, 1935) waren sehr geschätzte Standardwerke im Bereich der roman. Philol. Anders als in seinen Vorlesungen konzentrierte er sich als Forscher ausschließl. auf Sprachwiss. und veröff. nach eigenen Angaben ca. 250 Aufsätze, kleinere Beitrr. und Rezensionen in Fachz., v. a. in den „Romanischen Forschungen“. Er betreute zahlreiche Diss. zur Sprach- und Literaturwiss., davon viele mit einem onomasiolog. Thema, referierte aus seinem Fachbereich aber auch in den sog. Volkstüml. Univ.vorträgen vor Publikum außerhalb der Univ. Der Ende des 19. Jh. neu aufkommende Radsport begeisterte Z.: Er wurde 1897 mit dem 1. Preis bei der Tourenmeisterschaft 1896 der Bukowina für seine Jahresleistung von 5.504 km ausgez. Unter dem Titel „Vom Pruth bis an die Theiss“ beschrieb er eine etwa 1.000 km lange Radtour 1896 von Czernowitz über Siebenbürgen nach Szegedin sehr ausführl. in der Z. „Radfahr-Sport“ (Jänner–Februar 1897). Weiters fungierte er 1915 als Kmdt. des Radfahrer-Detachement 5 in Triest. Er war o. Mitgl. der Acad. Română (1914), Ehrenmitgl. der American Association of Teachers of Spanish (1931) und Off. der Légion d’honneur (1937).

Weitere W.: Shakespeare und Rowley, in: Erstes Programm der Landes-Oberrealschule in Sternberg, 1895; Zur Lautgeschichte des Aquitan., in: Programm der 1. Dt. Staats-Realschule in Prag, 1898; Nachruf auf H. Schuchardt, in: Tagespost (Graz), 27. 4. 1927.
L.: FS für A. Z. zum 60. Geburtstag, 1930; F. Schürr, in: Roman. Forschungen 54, 1940, S. 305ff.
(K. Lichem)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 443f.
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