Zauner, Franz Anton Edler von; Zauner Edler von Falpetan (1746–1822), Bildhauer

Zauner (Zauner Edler von Falpetan) Franz Anton Edler von, Bildhauer. Geb. Unterfalpetan (Tirol), 5. 7. 1746; gest. Wien, 3. 3. 1822; röm.-kath. Sohn der Bauersleute Andreas Zauner und Theresia Zauner, geb. Teutschmann. – Die Vermittlung erster Kenntnisse als Bildschnitzer erhielt Z. durch Balthasar Horer im heimatl. Kaunertal, 1756–66 folgte die weitere Ausbildung bei seinem Onkel Joseph Deutschmann in St. Nikola bei Passau. 1766 wandte sich Z. nach Wien und wurde auf Empfehlung seines Lehrers von Jakob Christoph Schletterer als Mitarb. angenommen. Durch diesen erhielt er angebl. Zugang zur ABK (nicht nachweisbar). 1774 schnitzte er für →Josef Barth anatom. Präparate, für die er mit einer Goldmedaille ausgez. wurde. Über Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg erlangte Z. 1775 den Auftrag für eine Brunnengruppe mit den Personifikationen der Flüsse Donau, Enns und Traun (Schloss Schönbrunn, Ehrenhof), die das Stud. von Georg Raphael Donners Providentiabrunnen verrät, den er der Überlieferung nach vor dem Verfall gerettet hatte. Als Anerkennung erhielt er 1776 ein Romstipendium, das er bis 1781 in Anspruch nahm, ehe er von Kaunitz nach Wien zurückbeordert wurde. Die Jahre in Rom hatten unter dem Einfluss von Anton Raphael Mengs und Johann Joachim Winckelmann zu einer Neuorientierung im Sinne des Klassizismus geführt (Klio, 1779, Fürstl. Smlg. Liechtenstein, Wien) und er entsprach damit den Vorstellungen der Kaunitz’schen Akad.reform. I. d. F. wurde Z. 1782 zum akadem. Rat und Prof.adjunkt, 1784 zum w. Prof. der Bildhauerkunst und 1815 zum w. Mitgl. der ABK ernannt. 1806 wurde er deren Dir. als Nachfolger von →Heinrich Friedrich Füger. Im Auftrag von Johann Gf. Fries schuf Z. für das Palais Fries-Pallavicini in Wien 1783 die figurale Dachbekrönung, die Allegorien des Handels und der Freiheit sowie 1786 vier reliefierte Vasen (1787 in den Park des Vöslauer Schlosses überführt und durch Karyatiden ersetzt). Z. war Mitgl. der Freimaurerloge Zur wahren Eintracht, für deren Meister Ignaz Edler v. Born er den sog. Genius Bornii schuf (1785, 4 Fassungen, u. a. Belvedere, Wien). Sein bedeutendstes Werk ist das Reiterdenkmal für K. Josef II. auf dem Josefsplatz (1795–1807, Wien 1) nach einem Entwurf Fügers, das bes. durch die techn. Leistung des Bronzegusses, der in Wien keine Tradition hatte, internationale Anerkennung erfuhr (verkleinerter Probeguss im Garten von Schönbrunn). 1793–95 entstand, ebenfalls beauftragt von K. →Franz II. (I.), das Marmorhochgrab für K. Leopold II. in der Georgskapelle der Augustinerkirche. 1796 wurde Z. zum Hofstatuarius ernannt, 1807 in den Adelsstand erhoben; 1815 ließ er sich aus gesundheitl. Gründen i. d. R. versetzen. Z. ist der bedeutendste klassizist. Bildhauer in Wien: Ausgehend von dem archäolog. orientierten röm. Klassizismus, dem auch seine Porträtbüsten verpflichtet sind, folgen seine in die Landschaftsgärten integrierten Grabmäler romant. Ideen (Johann Gf. Fries und Sohn Joseph, ehemals Schlosspark Vöslau, Nachkriegsverlust; Feldmarschall Ernst Gideon Frh. v. Laudon, 1790–91, Hadersdorf, Wien 14). Z. war ab 1812 Ehrenmitgl. der ABK München.

Weitere W. (s. auch Wurzbach): Brunnenplastik Nymphe mit Putto, 1785 (Garten Palais Liechtenstein in der Rossau, Wien); J. v. Sonnenfels, 1787 (ABK, Wien); G. A. Brambilla, 1789 (Aula Scarpa, Univ. Pavia); Franz II., 1796 (Belvedere, Wien).
L.: ADB; Czeike; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); H. Burg, Der Bildhauer F. A. Z. und seine Zeit, 1915; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; M. Poch-Kalous, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Plastik in Wien, 1970, S. 180ff.; R. Bösel – S. Krasa, Monumente. Wr. Denkmäler vom Klassizismus zur Secession, Wien 1994, S. 26ff. (Kat.); I. Schemper-Sparholz, in: Z. für Schweizer. Archäol. und Kunstgeschichte 52, 1995, S. 247ff.; L. A. Ronzoni, in: Geschichte der bildenden Kunst in Österr. 5, ed. G. Frodl, 2002, S. 444ff., 463ff.; I. Schemper-Sparholz, in: „Ez világ, mint egy kert ...“. FS für G. Galavics, ed. O. Bubryák, 2010, S. 489ff.; ABK, Wien; Pfarre Kauns, Tirol.
(I. Schemper-Sparholz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 444f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>