Zaverthal (Sawerthal, Sawertal, Saverthal etc.), Joseph Rudolph (1819–1893), Kapellmeister und Komponist

Zaverthal (Sawerthal, Sawertal, Saverthal etc.) Joseph Rudolph, Kapellmeister und Komponist. Geb. Polepp, Böhmen (Polepy, CZ), 5. 11. 1819; gest. Leitmeritz, Böhmen (Litoměřice, CZ), 3. 5. 1893; röm.-kath. Sohn des Bauern Joseph Sawrthal und der Bauerntochter Theresia, geb. Motz, Bruder von Wenzel Hugo Z. (s. u.), Onkel des Komponisten und Dirigenten Ladislav Zavrthal (Sawerthal) (geb. Mailand, Lombardo-Venetien / Milano, I, 29. 9. 1849; gest. Cadenabbia / Griante, I, 29. 1. 1942), der sich intensiv an der Leitung und Organisation des Konzertlebens in London beteiligte, Vater von Mathilde Z. (s. u.). – Z. stud. 1831–37 Trompete und Posaune am Konservatorium in Prag. Nach Absolv. des allg. Militärdiensts war er 1840–45 Militärkapellmeister beim Dragonerrgt. Nr. 6 und 1845–50 in gleicher Funktion beim IR Nr. 53. Er erwarb sich große Verdienste um die Gründung des Militärkapellmeister-Pensionsver. Seine Artikel-Ser. in der „Wiener Allgemeinen Musik-Zeitung“ 1846 und 1847 über verschiedene Militärkapellen in Ungarn und Österr. (Reiseberr.) zählt zu den wichtigsten Quellen für die Militärmusikgeschichte. 1850–64 diente er als Marinekapellmeister in Triest, wo er die Konzert- und Ballmusik in den vier Casinos und in anderen Unterhaltungsstätten leitete und 1852 den Triester Musikver. (Società musicale) gründete. Abt. seiner Kapelle leisteten Orchesterdienste in den Theatern. 1855 wurde die Marinemusik nach Pola verlegt. Richard Wagner sprach Z. 1858 für die Interpretation seiner Rienzi-Ouvertüre auf dem Markusplatz in Venedig seinen Dank aus. Bereits 1857 war Z. in den Diensten des Erzhg. (und späteren K.) →Ferdinand Maximilian. 1864 ging er mit ihm nach Mexiko als Hofmusikdir. und Gen.-Inspekteur der mexikan. Militärkapellen bis 1867. Danach war er in England und stand 1868–90 als „Bandmaster“ im Dienst der brit. Armee beim King’s Own (Royal Lancaster) Rgt. und ab 1871 beim Rgt. „The Royal Engineers“ in Chatham, wo er das Orchester um die Streichinstrumente erweiterte. Die letzten Lebensjahre verbrachte Z. auf seinem Gut in Polepp. Sein Bruder Wenzel (Václav) Hugo Z. (Zavertal, Zaverthal, Sawerthal) (geb. Polepp, 31. 8. 1821; gest. Leitmeritz, 8. 9. 1899) war Klarinettist, Kapellmeister, Komponist und Musikpädagoge. Er stud. 1834–40 Klarinette am Konservatorium in Prag und war ab 1841 Klarinettist in Laibach und Prag. 1845–46 fungierte er als Militärkapellmeister beim IR Nr. 18 in Mailand. 1847 wurde er Prof. am Konservatorium und Musikdir. des Teatro del Liceo in Barcelona. 1848 war er in Mailand, wo er mit Carl Thomas Mozart bekannt wurde. 1850–54 Militärkapellmeister beim IR Nr. 54 in Mailand und Wien sowie 1854–59 bei den „59ern“ in Triest, diente er danach bis 1866 in der italien. Armee in Turin und Neapel. 1867–70 war Wenzel Hugo Z. Dir. des Ist. Musicale sowie des Theaters in Treviso und 1870–74 Musikdir. in Modena. Dann folgte er seinem Sohn nach Schottland und wurde Dirigent in Glasgow, wo er bes. das musikal. Schulwesen förderte. 1875–95 lebte er als Musiklehrer in Helensburgh. Seinen Lebensabend verbrachte er in Leitmeritz. Z.s Tochter, die Sopranistin Mathilde Z., (geb. Temesvár, Siebenbürgen / Timișoara, RO, 2. 2. 1846; gest. Rom / Roma, I, 22. 7. 1908), verheiratet mit Maximilian Baron Weissmann, stud. 1857–63 in Mailand und Prag und sang bereits 1863 in Salzburg die Titelrolle in Donizettis „Lucrezia Borgia“. 1865/66 trat sie in Mexiko auf, auch gem. mit ihrem Vater. Weitere Stationen ihres Wirkens waren Pisa, London, Prag und das Teatro Bellini in Palermo, wo sie 1874 für ihre schöne Stimme und „glockenreine“ Intonation gelobt wurde. Sie stand zudem in Spanien auf der Bühne und feierte 1877 in Mailand als Desdemona in Rossinis „Othello“ einen fulminanten Erfolg. Über ihre weitere Tätigkeit ist nichts bekannt.

W.: Singspiel: Die Alpenhirtin, 1847; Märsche: Abschiedsmarsch, Ancona-Marsch, Fregatte Novara, 1857, Marine-Urlauber, Österr. Kronprinzen-Marsch, 1858, Seekadetten-Marsch; Tanzmusik: Hunnen-Walzer, Aroldo-Polka, L’autunno di Trieste; Kammermusik; Klavierwerke; Lieder. – Wenzel Z.: Oper: Estrella, 1871; Ouvertüre in f-Moll; Märsche: K.-Franz-Joseph-Jubel-Marsch, 1852, Triester Defiliermarsch (54er Defiliermarsch), Erinnerung an Novy, Expeditionsmarsch; Tänze: Polka Adulko, Radujme se; Phantasien; Kammermusik; Chöre und Lieder.
L. (meist auch für Wenzel Z.; s. auch Sawerthal): Grove, 2001; MGG II; oeml; Österr. Musik- und Theaterztg. 4, 1891, Nr. 3/4, S. 11f. (m. B.); E. Rameis, in: Österr. Blasmusik 20, 1972, H. 3, S. 4ff.; E. Rameis, Die österr. Militärmusik von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918, 1976; E. Brixel u. a., Das ist Österreichs Militärmusik, 1982; P. Karch, Pest-Buda Katonazenéje 1848-ban / Rgt.musik und Militärkapellmeister im Pest und Ofen im Jahre 1848, 1983; Lex. zur dt. Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien 2, 2000; A. Suppan – W. Suppan, Das Blasmusik-Lex., 2009; KA, Wien; Pfarre Hrušovany u Litoměřic, CZ. – Wenzel Z.: Wurzbach; R. A. Marr, Music and Musicians at the Edinburgh International Exhibition 1886, 1887, S. 84, 117; H. G. Farmer, Memories of the Royal Artillery Band, 1904; H. G. Farmer, Cavaliere Z. and the Royal Artillery Band, 1951; Pfarre Hrušovany u Litoměřic, CZ. – Mathilde Z.: Sbg. Ztg., 2. 10., 2. 11. 1863, 13. 8. 1864; oeml; Leitmeritzer Wochenbl. 19, 1874, S. 90, 22, 1877, Nr. 18, S. 3, 38, 1908, Nr. 59, S. 6.
(F. Anzenberger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 445f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>