Zay, Adele (1848–1928), Lehrerin, Pädagogin und Frauenrechtlerin

Zay Adele, Lehrerin, Pädagogin und Frauenrechtlerin. Geb. Hermannstadt, Siebenbürgen (Sibiu, RO), 29. 2. 1848; gest. Brașov (RO), 29. 12. 1928; evang. AB. Aus einer siebenbürg.-sächs. Familie stammend, Tochter des OLGR Daniel Adolf Z. und von Rosalie Z., geb. Graef, Schwester des Juristen Gustav Adolf Z. (geb. Hermannstadt, 1850; gest. ebd., 22. 8. 1907), Min.Rat und 1875–96 RT-Abg. – Z. besuchte die evang. Mädchenschule und bildete sich anschließend autodidakt. weiter. 1872–73 Erzieherin und Lehrerin für Dt. und Französ. an der von der Pädagogin Philippine Barraud gegr. privaten Mädchenerziehungsanstalt in Hermannstadt, ging sie 1873 nach Rumänien, wo sie bis 1875 in Bukarest als Lehrerin für Geschichte, Geographie und Dt. an der Mädchenerziehungs- und Lehrerinnenbildungsanstalt Asyl Helene arbeitete. 1875 stud. Z. am Pädagogium in Wien, wo sie mit →Christian Friedrich Dittes und über ihn mit dem dt. Pädagogen August Köhler in Kontakt kam und i. d. F. die Ansätze der Erziehungslehre Friedrich Fröbels rezipierte. 1875–84 unterrichtete Z. an der von Irma Keméndy-Drucker geleiteten Lehr- und Erziehungsanstalt in Szegedin Dt., Engl., Mathematik und Geographie. Nachdem sie ebd. 1880 die Volksschullehrerinnenprüfung für Ung. und Dt. abgelegt hatte, folgte 1881 an der Bürgerschulpräparandie in Budapest auch die Prüfung für Engl. und Französ. 1884 kehrte sie nach Siebenbürgen zurück und fungierte in Kronstadt bis 1923 als Klassenlehrerin, 1923–28 als Dir. der Kindergärtnerinnenbildungsanstalt des Kronstädter evang. Presbyteriums bzw. der Evang. Kirche AB. Z., die im Rahmen mehrerer Stud.reisen nach Dtld. pädagog. Einrichtungen besuchte und Kontakte zu Vertreterinnen der Frauenbewegung knüpfte, trat als Vorkämpferin der Frauenbewegung in Siebenbürgen für die höhere fachl. Ausbildung von Frauen, die Zulassung von Frauen zum Lehrberuf und das Frauenwahlrecht in der evang. Kirche ein. 1921 war sie Mitbegründerin des Freien Sächs. Frauenbunds. Durch ihre auch international rezipierte Lehr- und Publ.tätigkeit („Die Praxis des Kindergartens. Theoretisch-praktische Anleitung zum Gebrauche der Fröbel’schen Erziehungs- und Bildungsmittel …“, 1896; „Hilfsbüchlein zur Heranbildung von Leiterinnen von Sommerbewahranstalten“, 1898; „Theorie und Praxis des Kindergartens …“, 1916) trug sie maßgebl. zur Verbreitung der Fröbel’schen Kindergartenpädagogik im dt.sprachigen Raum bei. Z. war ab 1920 Mitgl. des Dt. Volksrats für Siebenbürgen.

Weitere W.: Magyar. Sprach- und Lesebuch, 3 Tle., 1902–06; Die Kindergärtnerinnen-Bildungsanstalt der ev. Kirche A. B. in Siebenbürgen, 1924.
L.: Pester Lloyd, 2. 10. 1916; Bautz; Szinnyei; E. Neugeboren, A. Z. Lebensbild einer dt. Frau, 1939; I. Schiel, Frei – Polit. – Sozial. Der Dt.-Sächs. Frauenbund für Siebenbürgen 1921–39, 2018, s. Reg.; M. Berger, in: socialnet Lex. (online, m. B., Zugriff 9. 7. 2020).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 447f.
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