Zázvorka, Antonín (1866–1937), Politiker, Funktionär und Landwirt

Zázvorka Antonín, Politiker, Funktionär und Landwirt. Geb. Podbradetz, Böhmen (Podbradec, CZ), 21. 1. 1866; gest. Šlapanice, Tschechoslowakei (CZ), 6. 2. 1937. Sohn des Anton Z. und der Anna Z., geb. Blažek; ab 1891 verheiratet mit Marie Z., geb. Dragounová. – Nach zwei Jahren Unterrealschule in Leitmeritz absolv. Z. die Ackerbauschule in Hracholusk und leistete drei Jahre Militärdienst in Theresienstadt. Ab Mitte der 1890er-Jahre in der Bauernbewegung aktiv, wurde er zuerst Mitgl. der Gmd.vertretung in Schlapanitz, wo er den Hof seiner Frau bewirtschaftete, später Mitgl. des Verw.R. der Zuckerfabrik in Laun, Vorstandsmitgl. des Zentralverbands der Wirtschaftsgenossenschaften sowie Verw.R.-Mitgl. der Agrarbank in Prag. Neben zahlreichen weiteren Mitgl.schaften in diversen Ver. gehörte er 1896 zu den Mitbegründern des Verbands Sdružení českých zemědělců pro království České, der sich der Wirtschaftspolitik der Jungtschech. Partei klar entgegenstellte, was schließl. 1899 in der Gründung der Agrarpartei gipfelte. Z. wurde 1900 Mitgl. des Exekutivkomitees und fungierte 1903–12 als Vizepräs. Im Zuge der RR-Wahlen 1901 gelang es Z., den als „Bauernbaron“ bekannten Heřman Janda knapp zu besiegen. Im selben Jahr zog er auch in den böhm. LT ein. Während seiner Zeit als Parlamentarier (RR 1901–11, LT 1901–07) erwarb er sich große Verdienste um den organisator. Ausbau der Agrarpartei, etwa durch die Gründung einer eigenen Druckereigenossenschaft (1903), einer Parteitagesztg. („Venkov“, 1906) und schließl. einer eng mit der Partei verbundenen Agrarbank (1911). 1904 wurde ein mähr. Ableger der Partei gegr. Z. strebte stets eine Integration aller agrar. Kräfte im Parlament an. Innerhalb der tschech. RR-Abg. war er ab 1907 Mitgl. des Národní klub sowie ab 1911 des Jednotný klub. Neben diversen agrar. Interessen ging es Z. um die Gleichberechtigung aller nichtdt. Nationalitäten, etwa im Behördenverkehr. Als einer der aktivsten und auch fähigsten tschech. Agrarier wurde er 1908 zum Vizepräs. des AH und zum Mitgl. der Delegation gewählt. Z., der anlässl. der Diskussionen um die Wahlreform 1906 für eine Trennung in städt. und ländl. Wahlkreise eintrat, um die Macht der Agrarpartei in den ländl. Gebieten zu festigen, verkannte zugleich die Zeichen der Zeit: Als elitäre Gruppierung des konservativen Großbauerntums konzipiert, musste die Agrarpartei im Zuge des allg. Wahlrechts in sozialer Hinsicht deutl. breiter aufgestellt werden. Diese Transformation, die v. a. mit dem Namen →Antonín Švehla d. J. verbunden bleibt, ging mit einem Generationenwechsel einher, dessen Opfer Z. wurde. Daneben war er noch in zahlreiche Affären und Skandale (etwa persönl. Kontakte zu dt.nationalen antitschech. Politikern) verwickelt, die sein Renommee schwer beschädigten. V. a. die Presse warf Z. Korruption und Klientelpolitik vor.

L.: Národní listy, 7. 2. 1937; Adlgasser; Lišková; Luft; Otto; J. Tomeš u. a., Tváře našich parlamentů 1861–2011, 2012; Pfarre Budyně nad Ohří, Pfarre Ječovice, beide CZ.
(L. Velek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 449
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