Zbrożek (Zbrožek), Dominik (1832–1889), Mathematiker, Geodät und Meteorologe

Zbrożek (Zbrožek) Dominik, Mathematiker, Geodät und Meteorologe. Geb. Sombor, Galizien (Sambir, UA), 1. 8. 1832; gest. ebd., 1. 7. 1889. Sohn des Webereibesitzers Maciej Z. und der Barbara Z., geb. Wilk; ab 1855 verheiratet mit Karolina Z., geb. Klein. – Nach Absolv. des Gymn. besuchte Z. 1849–50 die phil. Jgg. am akadem. Gymn. in Lemberg, danach ein Jahr den Vorbereitungskurs an der dortigen Techn. Akad., wo er 1850/51 mit dem Stud. der Geometrie, Mathematik und Physik, u. a. bei →Ignaz Lemoch und →Viktor Pierre, begann. 1853–54 hörte er Vorlesungen bei →Simon Stampfer am polytechn. Inst. in Wien, musste jedoch aufgrund finanzieller Probleme nach Lemberg zurückkehren. Z. fungierte nun zunächst als Hauslehrer, ab 1856 unterrichtete er an der Kadettenschule. 1858–60 stud. er Geodäsie bei →Karel Kořistka und sphär. Astronomie bei →Karl Jelinek am polytechn. Inst. in Prag, wo →Robert Daublebsky v. Sterneck d. Ä. zu seinen Kommilitonen zählte. 1860–61 beteiligte sich Z. unter der Leitung von Kořistka an Nivellierungsarbeiten in Mähren und Schlesien, 1862 führte er unter Jelinek astronom. und meteorolog. Beobachtungen durch und arbeitete ab 1864 als Privatass. des Mathematikers Johann Lieblein. 1866–68 vertiefte er seine Kenntnisse in Mathematik bei Heinrich Durége und in Astronomie bei →Karl Hornstein in Prag, während er 1867 vorübergehend als Ass. für Geodäsie am polytechn. Inst. wirkte. 1871 Dr. phil. in Prag, wurde er noch im selben Jahr zum Priv.Doz. für Geodäsie ernannt und wechselte als Prof. und Vorstand des neu errichteten Lehrstuhls für Geodäsie und sphär. Astronomie an die Techn. Akad. nach Lemberg, wo u. a. →Maurycy v. Rudzki und Placyd Dziwiński zu seinen Schülern zählten. 1874–77 leitete er die Bibl., deren Bestände er erweiterte. Darüber hinaus gründete er das Observatorium in Lemberg, dessen Leitung er ebenfalls übernahm; 1878–80 Dekan der Fak. für Wasserbau und Mechanik, 1884–88 der Fak. für Maschinenbau, 1888/89 Rektor der TH in Lemberg. 1880–88 erstellte er das erste Nivellierungsnetz von Lemberg, auf dessen Grundlage ein kommunaler Abwasserkanal erbaut wurde. Daneben fertigte er auf Antrag von →Izydor Szaraniewicz zusammen mit Studenten einen Reliefplan der Stadt Halytsch an. Ab 1886 befasste er sich auf Grundlage des Isohyeten-Verfahrens mit meteorolog. Beobachtungen und verarbeitete die Daten von 130 Wetterstationen in ganz Galizien. Eine erste derartige Karte wurde 1889 in der Z. „Czasopismo techniczne“ veröff. und gilt als bedeutender Beitr. zur Erforschung des galiz. Klimas. Ebenfalls 1889 ließ er im Rahmen einer geodät. Ausbildung seine Studenten topograph. Pläne u. a. von Halytsch, Żółkiew, Złoczów, Kalusch, Kolomea, Rzeszów, Przemyśl, Sanok, Tarnow und Jaroslau anfertigen. Darüber hinaus befasste er sich u. a. mit Tachymetrie, der Rotation der Himmelskugel, der Zeitmessung, der Sonnenparallaxe sowie mit der Entwicklung von geodät. und kartograph. Messinstrumenten. 1887 beteiligte er sich an der Nationalen Landwirtschaftsausst. in Krakau. Seine wiss. Werke veröff. er auf Poln. und Dt. in den Fachorganen „Pamiętnik Akademii Umiejętności w Krakowie“, „Kosmos“, „Dżwignia“ und „Czasopismo Techniczne“. Z. war ab 1871 Mitgl. der Techn. Ges. (ab 1877 Polytechn. Ges.) in Lemberg, ab 1876 des Towarzystwo Tatrzańskiego in Krakau sowie der AU in Krakau und 1877–78 Kurator des Towarzystwo Bratnia Pomoc in Lemberg. Polit. aktiv, fungierte er als Mitgl. des Stadtrats von Lemberg und 1876–83 als Abg. im galiz. LT.

Weitere W. (s. auch Drbal, 2019): Vorträge der Geodäsie gehalten an der k. k. techn. Acad. … 1871/72, ed. P. Dziwiński, 1872; Teoryja planimetru biegunowego, in: Pamiętnik AU w Krakowie. Wydzial matematyczno-przyrodniczy 2, 1876; Teoria najmniejszych kwadratów, 1878 (gem. m. A. Witkowski); Sprawozdanie z lustracyi stacyj ombrometrycznych w Galicyi, in: Czasopismo techniczne 5, 1887; O niwelacyi ścisłej miasta Lwowa, ebd. 7, 1889.
L.: WZ, 14. 11. 1871; Gazeta Lwowska, 3. 7. 1889; Finkel–Starzyński; P. Dziwiński, in: Czasopismo techniczne 7, 1889, S. 97ff.; O. Nadolski, Politechnika Lwowska, 1932, S. 58ff.; Z. Popławski, Dzieje Politechniki Lwowskiej 1844–1945, 1992, s. Reg.; A. Drbal, in: Geodezija, kartografija i aerofotoznimannja 55, 1993, S. 136ff.; Z. Popławski, Wykaz pracowników naukowych Politechniki Lwowskiej w latach 1844–1945, 1994, S. 217; Leks. historii Polski, 1995; Słownik biograficzny techników polskich 16, 2005; Nacional’nyj universytet „L’vivska politechnika“, ed. J. Bobalo, 2008, S. 11, 14, 31, 35; A. Drbal u. a., in: Visnyk geodeziji ta kartografiji 2, 2008, S. 37ff.; A. Drbal u. a., in: Sučasni dosjahnennja geodezyčnoji nauky ta vyrobnyctva 37, 2019, S. 20ff. (m. W.).
(M. Nadraga)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 450f.
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