Zederbauer, Emmerich (1877–1950), Botaniker

Zederbauer Emerich, Botaniker. Geb. Nußdorf ob der Traisen (NÖ), 29. 9. 1877; gest. Wien, 4. 9. 1950; röm.-kath. Sohn des Wirtschaftsbesitzers Ignaz Z. (geb. Wagram ob der Traisen, NÖ, 14. 3. 1837; gest. Nußdorf ob der Traisen, 9. 2. 1915) und der Anna Maria Z., geb. Blamauer (geb. Hochstraß, NÖ, 23. 8. 1842; gest. Nußdorf ob der Traisen, 18. 8. 1926); ab 1903 verheiratet mit Henriette Z., geb. Holzleitner (geb. Türnitz, NÖ, 27. 2. 1878; gest. Wien, 18. 4. 1961). – Nach dem Besuch des Gymn. in St. Pölten (Matura 1898) stud. Z. Naturwiss., bes. Botanik und Geol., an der Univ. Wien; 1903 Dr. phil. Seine Diss. „Untersuchungen über Anlage und Entwicklung der Knospen an den Vorkeimen einiger Laubmoose“ erschien auch gedruckt (in: Österr. botan. Z. 52, 1902). 1901–02 als Demonstrator am Botan. Garten der Univ. Wien unter →Richard Wettstein Ritter v. Westersheim tätig, wirkte er dort i. d. F. bis Ende August 1905 als Ass. Danach zunächst Ass., ab Oktober 1906 Adjunkt an der Forstl. Versuchsanstalt in Mariabrunn, wurde Z. dort 1913 zum Insp. und 1919 zum Oberinsp. ernannt. 1912 habil. er sich an der BOKU zum Priv.Doz. für systemat. Botanik mit bes. Berücksichtigung der Biol. und Pflanzengeographie; Ende 1921 ao. Prof., 1924 o. Prof. für Obst- und Gartenbau; 1937/38 Rektor. Im März 1938 kommissar. seines Amts enthoben, wurde Z. Anfang April 1938 mit dem sog. Prominententransport in das KZ Dachau verbracht. Ende Mai 1938 in den dauernden Ruhestand versetzt, wurde er nach einem halben Jahr schwerer Zwangsarbeit aus dem KZ entlassen. Z. beschäftigte sich hauptsächl. mit Themen der botan. Morphol. und Entwicklungsgeschichte, Physiol. sowie Vererbung und Variation bei Pflanzen. 1902 unternahm er gem. mit →Arnold Penther auf Kosten der Ges. zur Förderung der naturhist. Erforschung des Orients eine Expedition zum Vulkanmassiv Erdschias-Dagh in Kappadokien, woraus eine Vielzahl an Vegetations- und Landschafts-Photographien wie auch die Publ.folge „Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Reise zum Erdschias-Dagh (Kleinasien)“ resultierte, für die Z. die Bearb. des botan. Tl. übernahm (in: Annalen des k. k. naturhist. Hofmus. 20, 1905). Unter seinen insgesamt mehr als 60 Veröff. finden sich viele Arbeiten mit Bezug zur land- und forstwirtschaftl. Praxis; bes. hervorzuheben ist sein „Handbuch des Obstbaues“ (1936). Mit „Die Harmonie im Weltall, in der Natur und Kunst“ (1917) betätigte er sich auch auf phil.-ästhet. Gebiet. Z. war u. a. ab 1901 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien und ab 1928 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, 1945 Dr. h. c. der BOKU. Nach ihm wurde u. a. 1959 eine Gattung der Kreuzblütler Zederbauera benannt.

Weitere W.: Ceratium hirundinella in den österr. Alpenseen, in: Österr. botan. Z. 54, 1904; Exkursion in die nö. Alpen und in das Donautal, 1905; Vegetationsbilder aus Kleinasien, in: Vegetationsbilder 3, 1906, H. 6; Die Moose und Flechten in den Versuchsbeständen im Großen Föhrenwalde, 1906; Das Lichtbedürfnis der Waldbäume und die Lichtmeßmethoden, in: Centralbl. für das gesamte Forstwesen 33, 1907.
L.: Kürschner, Gel.Kal., 1931; Stafleu; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 2. Aufl. 1902, S. 166, 3. Aufl. 1909, S. 235; G. C. Hirsch, Index Biologorum, 1928, S. 333; E. Janchen, in: Österr. botan. Z. 82, 1933, S. 179; Österreicher der Gegenwart, bearb. R. Teichl, 1951; H. Flatscher, in: Zentralbl. für die gesamte Forst- und Holzwirtschaft 71, 1952, S. 159f.; Mitt. der forstl. Bundes-Versuchsanstalt Wien 106, 1974, s. Reg.; F. Speta, in: Stapfia 34, 1994, S. 15f. (m. B.); M. Welan, Die BOKU Wien, 1997, s. Reg.; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lex. dt.sprachiger Bryologen, 2001; M. V. Šimůnek u. a., in: Folia Mendeliana 50/2, 2014, S. 62 (m. B.); UA, Wien (m. B.); Pfarre Nußdorf ob der Traisen, Pfarre Türnitz, beide NÖ; Mitt. Gudrun Csikos, Wien.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 456f.
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