Zedtwitz von Moravan und Duppau, Adolf (Adolph) Erdmann Gf. (1823–1895), Naturheiler

Zedtwitz von Moravan und Duppau Adolf (Adolph) Erdmann Gf., Naturheiler. Geb. Asch, Böhmen (Aš, CZ), 27. 9. 1823; gest. Wien, 6. 4. 1895 (Suizid); evang. Sohn von Siegmund (Sigmund) Erdmann Gf. Z. v. M. u. D. (geb. Asch, 15. 11. 1778; gest. ebd., 7. 6. 1847) und Emilie Friederike Gfn. Z. v. M. u. D., geb. Freiin v. Einsiedel (geb. Wolftitz, Sachsen/D, 2. 7. 1798; gest. Duppau, Böhmen / Doupov, CZ, 12. 7. 1865), Halbbruder des LT-Abg., HH-Mitgl. sowie Pioniers der Hydrotherapie Curt Gf. Z. v. M. u. D. (geb. Asch, 3. 10. 1822; gest. Pressburg, Ungarn / Bratislava, SK, 19. 11. 1908); unverheiratet. – Nach dem Besuch des Gymn. in Eger hörte Z. 1846–48 jurist. Vorlesungen an der Prager Univ. (ohne Abschluss). Während eines Besuchs in Österr.-Schlesien lernte er vermutl. →Vinzenz Priessnitz und →Johann Schroth persönl. kennen, die ihn mit ihren alternativen Heilmethoden stark beeindruckten. I. d. F. erprobte Z. die Wasserkur in der Kuranstalt am Gräfenberg selbst, zudem wurde er überzeugter Vegetarier. Sechs Wochen nach der Schlacht bei Königgrätz 1866 errichtete er in Kaltenleutgeben ein Spital für sieben Schwerstverwundete, die er aus dem Militärlazarett in Mauer transferieren ließ und bei deren Pflege ihm →Wilhelm Winternitz zur Seite stand. Z. und Winternitz verzichteten auf die damals übl. Behandlung mit Scharpie und waren selbst bei Patienten, bei denen eine Amputation von Gliedmaßen zunächst unerlässl. schien, mit ihren Naturheilmethoden erfolgreich. I. d. F. zählten das Stud. und die Verbreitung der Naturheilkde. zu Z.᾽ Hauptaufgaben, wobei er in vielen Bereichen vehement gegen die Schulmed. kämpfte. Insbes. trat er – auch polit. – gegen Impfpflicht und gegen die Vivisektion auf. Erwähnenswert sind seine Werke „Die Vivisections-Gaukler“ (1883, 2. Aufl. 1890), „Geschichte der Impfung von Lady Montague bis zu Jenner’s Tod“ (1891) und „Die Naturärzte und die Bacillenlehre“ (1895). Bereits 1868 hatte er dem mähr. LT-Präsidium seine Broschüren über angebl. Nachteile der Impfung übergeben, um eine Aufhebung der Impfpflicht zu erreichen. Darüber hinaus verf. er zahlreiche Aufsätze in Organen wie dem „Naturarzt“, dem „Naturarzt-Kalender“, den „Naturärztlichen Sprechstunden“ des Naturheilver. zu Nürnberg sowie in anderen gegen die Schulmed. gerichteten Z. Seine letzten Jahre verbrachte er, nahezu blind und gesundheitl. schwer gezeichnet, zurückgezogen in Wien-Währing. Z. war ab 1854 k. u. k. Kämmerer. 1872 zählte er zu den Mitbegründern der AG für Badeanstalten mit Sitz in Wien.

Weitere W.: Die Zwangsimpfung im steierm. LT, in: Tagespost (Graz), 1. 2. 1874; Die Vivisectoren und die „heilige“ Wiss., 1875; Ist die Cholera ansteckend?, in: Freie Stimmen 7, 1887, Nr. 70; Die Impfung vor dem Richterstuhle der Logik und der Geschichte, 1892; Unsere gebildeten Cl. und die Heilkde., 1894; Gesammelte Schriften gegen die Schulmed., Vivisektion, Impfung ..., 1907.
L.: Die Neue Zeit, 27. 8. 1868; Wr. Börsen-Courier, 17. 8. 1872; Neues Wr. Journal, 13., Innsbrucker Nachrichten, 17. 4. 1895; ADB; Egerländer Biograf. Lex.; UA, Praha, CZ.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 458f.
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