Zelený, Vácslav (Wenzel, Václav); Ps. Stanislav Volný, Štěpán Ostrovský (1825–1875), Lehrer, Journalist und Politiker

Zelený Vácslav (Wenzel, Václav), Ps. Stanislav Volný, Štěpán Ostrovský, Lehrer, Journalist und Politiker. Geb. Borau, Böhmen (Havlíčkova Borová, CZ), 27. 5. 1825; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 5. 4. 1875; röm.-kath. Sohn des Bauern und Geschäftsmanns František Z. und der Anna Z., geb. Kolouchová, Vater des Literaturhistorikers, Theater- und Musikkritikers sowie Journalisten Václav Vladimír Z. (geb. Prag, 12. 2. 1858; gest. ebd., 29. 2. 1892) und der Journalistin und Frauenrechtlerin Božena Z., verheiratete Augustinová (geb. Prag, 15. 10. 1851; gest. ebd., 17. 10. 1936); ab 1851 mit Kateřina Z., geb. Mourková, verheiratet. – Beeinflusst vom reformkath. gesinnten Pfarrer Antonín Línek, besuchte Z. 1837–43 das Prämonstratensergymn. in Deutschbrod, wo er Mitschüler von →Karel Havlíček war. 1843–45 absolv. er die phil. Jgg. in Prag. Statt wie von seiner Mutter gewünscht, Theol. zu stud., inskribierte er Vorlesungen an der jurid., ein Jahr später an der phil. Fak. mit Schwerpunkt Philol. und Geschichte. 1849 wurde er als Supplent am Akadem. Gymn. angestellt, wo er in tschech. Sprache Geographie und Geschichte unterrichtete. Nach entsprechenden Lehramtsprüfungen wurde er 1850 als Lehrer am Gymn. in Neuhaus def. gestellt. Auf Wunsch des Dir. des Akadem. Gymn. →Václav Kliment Klicpera kehrte er ein Jahr später nach Prag zurück und unterrichtete dort bis 1863. In dieser Zeit entwickelte Z. auch eine intensive publizist. Tätigkeit (Red. der Z. „Obzor“), später war er als solcher bei den alttschech. Ztg. „Obecné listy naučné a zábavné“ und „Národ“ sowie als Hrsg. der Fach- und belletrist. Literatur im Verlag I. K. Kober tätig. In der Verfassungsära wurde Z. in den böhm. LT (1861–68, 1869, 1870–72, 1873, 1874, 1875) sowie als Abg. in den RR (1861–63) gewählt, wobei es zur fakt. Ausübung seines RR-Mandats wegen des Boykotts der tschech. Abg. nicht kam. Als Mitgl. des Prager Stadtrats (1863–65) und der alttschech. Partei beteiligte er sich an der Mittelschulreform bezügl. der Gleichstellung beider Landessprachen in Böhmen. 1865–74 wirkte Z. als Dir. des von ihm initiierten Realgymn. mit tschech. Unterrichtssprache auf der Prager Kleinseite. Er engag. sich aktiv im tschech. kulturellen Leben als Mitgl. mehrerer Ver. (ab 1858 Ausschussmitgl. der Matice česká, Společnost Českého mus., Svatobor). Neben seiner journalist. Arbeit als Kulturkritiker und polit. Beobachter verf. Z. mehrere Biographien von Persönlichkeiten der tschech.-nationalen Bewegung und Literatur, die diesbezügl. als Pionierwerke gelten. Außerdem übers. er aus dem Engl. (Richard Brinsley Sheridan, Thomas Babington Macaulay) und Russ. (Modest Iwanowitsch Bogdanowitsch) ins Tschech.

W. (s. auch LČL; Brukner): J. Kollár, K. J. Erben, F. Palacký, in: Almanach Máj, 1859–60, 1862; K. Havlíček Borovský, V. Stach, in: Osvěta 2–3, 1872–73; J. Jungmann, 2 Bde., 1873; Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L.: Bohemia, Národní listy, Neues Fremdenbl., 6., Morgenbl., Das Vaterland, 7. 4. 1875; LČL (m. W.); Otto; Rieger; Wurzbach; V. Vlček, in: Osvěta 5, 1875, S. 398f.; J. Zubatý, in: Památník k 60. ročnici založení Městské střední školy na Malé Straně v Praze ..., 1926, S. 15ff.; A. Krajíc, in: 200 let gymn. v Německém Brodě, 1935, S. 162ff.; P. Zedník, Havlíčkobrodsko, 1990, S. 12ff.; F. Kutnar – J. Marek, Přehledné dějiny českého a slovenského dějepisectví, 1997, S. 340f.; V. Z., ed. R. Brukner, 2005 (m. B. u. W.); R. Sak, J. Jungmann, 2009, s. Reg.; L. Velek, in: Historie jako vášeň i poslání, 2018, S. 25ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 474
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