Zelezny, Franz Theodor (Franz Thomas) (1866–1932), Bildhauer und Holzschnitzer

Zelezny Franz Theodor (Franz Thomas), Bildhauer und Holzschnitzer. Geb. Wien, 6. 8. 1866; gest. ebd., 8. 11. 1932 (begraben: Wolkersdorf im Weinviertel, NÖ); röm.-kath. Unehel. Sohn des Holzbildhauers Franz Z. (geb. Sternberg, Böhmen / Šternberk, CZ, 16. 11. 1836; gest. Wolkersdorf, 12. 7. 1911) und von Maria Anna Hropaček, 1873 legitimiert; verheiratet. – Z. erlernte früh die Technik des Holzbildhauerhandwerks in der Werkstätte seines Vaters. 1880–83 stud. er an der Wr. Staatsgewerbeschule (Abschluss bei →Anton Břenek) und kurzzeitig an der Wr. Kunstgewerbeschule. Ende der 1880er-Jahre unternahm er eine Reise durch Süddtld. und nach Paris, die sein Interesse für got. Bildschnitzer weckte. Ab 1891 wirkte er als freischaffender Künstler in Wien und führte ein Atelier für Bildhauerei, zunächst in Wien 5, ab 1902 unterhielt er einen Werkstattbetrieb in Wien 4, der häufig von Künstlerkollegen und Kunstkritikern besucht wurde. Daneben wohnte und arbeitete Z. in Wolkersdorf und hielt sich oftmals in der Wachau auf. 1907 zum Prof. an der Fachschule für Holzbearbeitung in Villach ernannt, legte er das Lehramt bereits 1908 wieder zurück. Sein beachtl. Œuvre von ca. 10.000 Werken schuf er vorwiegend aus Holz, aber auch aus Elfenbein, Marmor und Bronze. Künstler. und gesellschaftspolit. konservativ orientiert, arbeitete Z. stilist. vielfältig, sowohl in einer expressiv-volkstüml. als auch secessionist. Formensprache. Zu seinen Kunden zählten neben Adel und Kirche das österr. Kaiserhaus und das rumän. Königshaus (Schnitzereien, Möbel für Schloss Peleș, 1912–14). Für Wr. großbürgerl. Familien entwarf er vornehml. secessionist. gestaltete Grabmäler (Familie Gerngroß, 1908, Zentralfriedhof; Familie Marcus, 1914, Döblinger Friedhof). Großen Erfolg erzielte er mit kunstgewerbl. Arbeiten, v. a. mit ornamentalen Möbelschnitzereien für Wr. Möbelfabrikanten und Architekten (Josef Hoffmann, →Robert Oerley, →Josef Maria Olbrich) sowie mit einer Zimmerausstattung für →Bernhard Ludwig, die euphor. Kritik durch →Adolf Loos erfuhr. Für kirchl. Institutionen fertigte Z. Ausstattungen wie Kruzifixe und Heiligenfiguren, stilist. inspiriert von spätgot. Schnitzwerken. 1909 entstanden für die Rosenkranzkirche in Hetzendorf polychrome Kreuzwegreliefs, Altäre und Heiligenfiguren, 1923–26 Kreuzwegstationen für die Kirche St. Michael in Heiligenstadt, die sich durch expressive Physiognomien mit porträthaften Zügen von Zeitgenossen (u. a. →Ignaz Seipel, →Friedrich Piffl) auszeichnen. Im 1. Weltkrieg schnitzte Z. Wehrmänner (St. Pölten, Wr. Neustadt, Brünn, Sarajewo) bzw. ein Wehrschild für den Panzerkreuzer „St. Georg“ und schuf Kriegerdenkmäler (Klosterneuburg, heute in Weidlingbach; Oberndorf bei Salzburg). Bes. bekannt wurde Z. mit volkstüml. und humorist. Kleinplastiken aus Holz und Elfenbein: Putti, Kinderfiguren, Aktplastiken, Volksmusikanten, Faune, Märchen- und Sagenfiguren sowie Tierplastiken, die Z. launig, grotesk und mit expressiver Virtuosität wiedergab. Als populär galten v. a. seine „Lumpenfiguren“ in Kerbschnitt-Technik, „urkräftige Bauernschädel“, geschnitzte Karikaturen und Wr. Volkstypen. Daneben entstanden Porträtbüsten und -statuetten von Familienmitgl., Freunden, Künstlerkollegen, Tänzerinnen und hist. Persönlichkeiten. Z. erhielt u. a. eine Goldmedaille bei der Pariser Weltausst. (1900), das Ehrendiplom des Österr. Mus. für Kunst und Ind. (1894) und den Ehrenpreis der Stadt Wien (1918). Ab 1904 war er Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1907 des Albrecht-Dürer-Bunds sowie Mitgl. des Österr. Künstlerbunds, des Wachauer Künstlerbunds und der Marchfelder Kunstgemeinschaft. Seine Arbeiten zeigte er in Wien (Künstlerhaus, Österr. Mus. für Kunst und Ind., Secession, Kunstsalon Pisko) und im Ausland (Paris, Turin, London).

Weitere W.: Figuren des Adam-und-Eva-Kamins nach J. Engelhart, 1898 (MAK, Wien); Papstbüsten, 1902 (Stephansdom, Wien); Denkmal Präs. Lincoln, 1907 (Omaha, Nebraska); Innenausstattung Café Krantz, 1917 (Wien 1, 1945 zerstört); Simandl-Brunnen, 1928/29 (Krems); K.-Franz-Joseph-Denkmal, 1908, Terrakottafries für Z.s Wohnhaus, Familiengrab Z. (alle Wolkersdorf); A. Roeßler, C. Blasel, M. Suppantschitsch (alle Wien Mus., Wien).
L.: AZ, 23. 5. 1915; Neues Wr. Journal, 25. 6. 1918, 4. 8. 1926; Der Wr. Tag, 10., WZ, 12. 11. 1932; Eisenberg 1; Jb. der Wr. Ges.; Kosel 1; Thieme–Becker; L. Abels, in: Das Interieur 1, 1900, S. 81ff.; Das Interieur 2, 1901, S. 91, 107, 3, 1902, S. 13, 21, 25, 4, 1903, S. 24; L. Hevesi, Acht Jahre Sezession, 1906, S. 146f.; Moderne illustrierte Ztg. für Reise und Sport 12, 1912, H. 11, S. 21ff. (m. B.); A. Loos, in: Österreichs Bau- und Werkkunst 2, 1925, S. 359ff.; A. Roeßler, in: Der getreue Eckart 3, 1925/26, S. 963 (m. B.); A. Roeßler, Bildhauer F. Z., 1926 (m. B.); Volksfreund 42, 1932, Nr. 48, S. 11 (m. B.); A. Loos, Sämtl. Schriften 1, ed. F. Glück, 1962, S. 127ff.; F. Z. 1866–1932. Bildhauer und Gesichterschnitzer aus Wolkersdorf, Wolkersdorf im Weinviertel 1997 (Kat.); Kunst des 20. Jh. 4, bearb. M. Pappernigg, 2000; Bildende Künstler in & um Wolkersdorf 1900 bis 2013, ed. M. H. Bauch, 2014, S. 16ff.; Pfarre Wieden, Wien.
(E. Wikidal)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 72, 2021), S. 474f.
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