Zichy (Zichy von Zayk und Zics), Mihály (1827–1906), Maler

Zichy (Zichy von Zayk und Zics) Mihály, Maler. Geb. Zala (H), 14. 10. 1827; gest. St. Petersburg (St.-Peterburg, RUS), 1. 3. 1906. Sohn von Sándor Z. (1797–1843) und Julianna Z., geb. Eperjessy v. Tábod (1803–1887), Bruder von →Antal Z., Vater von Szonja Z. (s. u.); verheiratet. – Z. stud. ab 1842 Rechtswiss. an der Univ. in Pest sowie Malerei bei →Jakab Marastoni, ab 1844 in Wien bei →Ferdinand Georg Waldmüller. 1846 unternahm er eine mehrmonatige Reise nach Italien. Bereits 1847 stellte Z. sein Gemälde „Das Rettungsboot“ (heute: Magyar Nemzeti Galéria, Budapest) mit großem Erfolg im Budapester Kunstver. aus. Im selben Jahr wurde er als Zeichenlehrer von Großfürstin Katharina, einer Nichte des russ. Zaren, angestellt und reiste mit deren Familie nach Reichenberg, Nizza, Berlin und schließl. nach Russland, wo er danach mit einigen Unterbrechungen sein Leben lang arbeitete. 1849 verließ er den Hof der Prinzessin und war 1850 als Retoucheur in einem Photographenatelier sowie als Maler von Aquarellporträts tätig. 1853 erhielt Z. vom Zaren den Auftrag für eine Zeichenser. mit Jagdszenen aus der Region um Gattschina, 1856 wurden einige seiner Arbeiten in dem Krönungsalbum für Zar Alexander II. veröff. 1858 lernte er in St. Petersburg Théophile Gautier kennen, der ihm später in seinem Werk „Voyage en Russie“ ein ganzes Kapitel widmete und ihn als „monstre de génie“ bezeichnete. Im Mai 1859 wurde Z. schließl. zum Hofmaler des Zaren ernannt und schuf i. d. F. neben (tw. erot.) Zeichnungen auch Fächer, Spielkarten sowie Entwürfe für Theaterkostüme und Bühnendekorationen. 1862 reiste Z. nach München, Paris und London, 1866 verbrachte er einige Monate in Ungarn (seine Familie blieb danach in Zala), 1871 hielt er sich erneut in Ungarn bzw. Dtld., Belgien, Paris und England auf. 1874–79 lebte er in Paris, wo er sein Monumentalgemälde „Königin Elisabeth an der Bahre von Ferenc Deák“ (1876–77) für das Magyar Nemzeti Múz. in Budapest malte. Im Salon der Witwe Gautiers lernte er zahlreiche Pariser Schriftsteller sowie Künstler kennen und wurde 1875 Präs. des Ver. der Ungarn in Paris und damit Zentralfigur des dortigen ung. Künstlerlebens. 1878 fungierte Z. als Verantwortlicher für die ung. Abt. der Pariser Weltausst.; sein monumentales allegor. Gemälde „Der Triumph des Genius der Zerstörung“ (heute: Magyar Nemzeti Galéria) musste er aber aus polit. Gründen von der Ausst. zurückziehen. 1879–81 reiste er nach Nizza, Italien, Zala, Budapest, Wien und Venedig, 1881 in den Kaukasus, um Motive zu Illustrationen für die Dichtung „Der Dämon“ von Michail Lermontow und das höf. Epos „Der Ritter im Tigerfell“ des georg. Dichters Schota Rustaweli zu sammeln. 1882 kehrte Z. nach St. Petersburg zurück, arbeitete wieder für den Hof und schuf daneben Illustrationen: Bes. hervorzuheben sind seine Zeichnungen für eine Prachtausg. von „Die Tragödie des Menschen“ von →Imre Madách (1887) und seine Illustrationen für die Balladen von →Johann Arany. Charakterist. für sein Œuvre sind dramat., romant. Kompositionen. Seine Werke befinden sich in öff. und Privatsmlgg. u. a. in Ungarn, Russland und Georgien. Seine Arbeiten zeigte er u. a. bei Ausst. in St. Petersburg (1869) und Budapest (1871); 1902 fand im Nemzeti Szalon in Budapest eine Retrospektive statt, anlässl. derer der Staat zehn seiner großen Gemälde kaufte, die aber wegen Protesten vonseiten der Kirche nicht ausgest. werden konnten. Z. zählte 1857 zu den Begründern des Ver. für die Unterstützung armer Künstler, wurde 1858 Mitgl. der Petersburger k. Kunstakad. und erhielt den St.-Stanislaus-Orden III. Kl. Z.s Tochter, die Kunsthandwerkerin und Blumenbinderin Szonja (Zsófia) Z. (geb. St. Petersburg, 1858; gest. Siófok, H, 17. 9. 1915), verheiratete Feledi (Flesch), stud. ab 1881 Klavier an der Musikakad. in Budapest. Nach der Heirat mit einem Schüler ihres Vaters lebte die Familie in Siófok. Nach dem Tod ihres Mannes (1896) widmete sie sich der Gärtnerei sowie dem Blumenbinden und reiste nach Paris und London, um sich darin weiterzubilden. Szonja Z. korrespondierte mit ausländ. Fachleuten und übers. Artikel über die Kunst des Blumenbindens sowie ein Buch über Obstgärtnerei auf der Krim ins Ung. Weiters richtete sie auf dem Familienbesitz in Zala einen Versuchsobstgarten ein. Ihre Beitrr. wurden in diversen Fachz. („A Kert“, „Kertészeti Lapok“, „Zoológiai Lapok“) veröff.

Weitere W.: s. Wurzbach; Berkovits, 1964.
L.: Fővárosi Lapok, 5. 5. 1874; Pester Lloyd, 1. (Abendbl.), 2. 3. 1906; Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); Művészeti Lex. I, II; Szinnyei; Thieme–Becker; Wurzbach (m. tw. W.); Th. Gautier, Voyage en Russie, 1867, S. 274ff.; Z. M. élete és művei, 1897; T. Lándor u. a., Z. M. élete, művészete és alkotásai, 1902; K. Lyka, in: Új Idők 12, 1906, S. 248f.; Á. Pintér, in: Művészet 5, 1906, S. 95ff.; B. Lázár, Z. M. élete és művészete, 1927; A. Elek, in: Nyugat 20, 1927, S. 1009ff.; L. Bényi – M. Supka, Z. M., 1953; I. Berkovits, in: Művészettörténeti Értesítő 5, 1956, Nr. 1, S. 1ff.; I. Berkovits, Z. M. élete és munkássága, 1964 (m. W.); L. Bényi, A zalai Z. M. Emlékmúz., 1967; J. Horváth, Zala, Z. M. Emlékmúz., 1983; K. Gellér, Z. M. 1827–1906, 1990; I. Csicsery-Rónay, Z. M. Emlékmúz, 1992; Z. M., ed. E. Róka – I. Csicsery-Rónay, Zala 2001 (Kat.); K. Gellér, Z. M., 2007; Z. M., a „rajzoló fejedelem“, ed. E. Róka, Budapest 2007 (Kat.); E. Földi u. a., M. Z., G. Doré: Deux „monstres de génie“, Namur 2009 (Kat.); ABK, Wien. – Szonja Z.: M. Életr. Lex.; Művészeti Lex. II; A Kert, 1915, S. 604.
(N. Veszprémi)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 506f.
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