Ziegloserová, Anna (Josefa); geb. Mimrová (1883–1942), Schriftstellerin und Publizistin

Ziegloserová Anna (Josefa), geb. Mimrová, Schriftstellerin und Publizistin. Geb. Pilsen, Böhmen (Plzeň, CZ), 7. 3. 1883; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, CZ), 3. 7. 1942 (ermordet); röm.-kath., später konfessionslos. Tochter des Drechslers Antonín Mimra und der Marie Mimrová, geb. Fryš; ab 1903 verheiratet mit dem Publizisten, Red. und späteren Druckereibesitzer Jan Ziegloser (geb. Schüttenhofen, Böhmen / Sušice, CZ, 18. 6. 1875; gest. 26. 1. 1955), der als Mitgl. der sog. Omladina-Bewegung im 1. Weltkrieg inhaftiert wurde. – Z. schloss 1897 eine niedere Mittelschulausbildung ab. Zusammen mit ihrem Mann red. sie 1903–40 die antiklerikal und national ausgerichtete Z. „Ženský obzor“. Sie war aktives Mitgl. und Funktionärin verschiedener Schriftsteller- (Spolek českých spisovatelů beletristů Máj, Jednota československých novinářů) und polit. Ver. (Národní obec fašistická, Klub přátel Malé dohody), in denen sie eine bes. emanzipator. Frauenbewegung zu entwickeln versuchte. V. a. in der Zwischenkriegszeit unternahm sie mehrere Reisen (Jugoslawien, Bulgarien, USA), die sich oft in den Handlungen ihrer Werke niederschlugen („Bylo – nebylo“, 1929; „Bóra“, 1938). Anfang der 1940er-Jahre wirkte Z. auch als Drehbuchautorin. Nach dem Attentat auf den stellv. Reichsprotektor Reinhard Heydrich wurde sie von der Gestapo verhaftet und kurz darauf erschossen. In ihrem viel gelesenen belletrist. Werk stellt Z. im Sinne ihres feminist. Wirkens oft Frauenfiguren als Heldinnen dar, die mit männl. Egoismus („Trpké poháry“, 1919) konfrontiert sind und in der emotionalen Überwindung von gesellschaftl. Hindernissen und Stereotypen („Klamná vítězství“, 1921) zu neuer Selbstbehauptung und Emanzipation finden, jedoch nicht selten vermengt mit Nationalismus oder Antisemitismus. In den 1920er-Jahren wurden ihre Konversationsstücke und Lustspiele („Moderní Xantippa“, 1923; „Cácorka“, 1924) sehr populär. Außerdem schrieb sie Kriminalromane und humorist. Erz. sowie Kinderlektüre. Bes. umfangreich ist ihre publizist. Tätigkeit (u. a. in „Venkov“, „Zvon“), in der sie das zeitgenöss. Theater und neue Literatur besprach.

Weitere W.: s. LČL. – Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L.: Svobodné noviny, 3. 7. 1947; Pravda (Plzeň), 4. 3. 1983; LČL (m. W.); Masaryk; R. Pynsent, in: Sborník prací filozofické fak. brněnské univ., R. D, 1997, Nr. 43, S. 27ff.; M. Marková, Femina. Portréty českých žen, 1998; R. Pynsent, in: A History of Central European Women’s Writing, ed. C. Hawkesworth, 2001, S. 140f.; L. Heczková, Píšící Minervy, 2009, s. Reg.; Iluze spásy. České feministické myšlení 19. a 20. století, ed. M. Bahenská u. a., 2011, s. Reg.; Katedrála sv. Bartoloměje, Plzeň, Magistrát hlavního města Prahy, Praha, beide CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 526
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