Zierotin, Karl Emanuel Mathilde Gf., Frh. von Lilgenau (1850–1934), Beamter und Politiker

Zierotin Karl Emanuel Mathilde Gf., Frh. von Lilgenau, Beamter und Politiker. Geb. Blauda, Mähren (Bludov, CZ), 16. 8. 1850; gest. ebd., 26. 12. 1934; röm.-kath. Sohn des Großgrundbesitzers und Rtm. Zdenko Otto Ernst Gf. Z., Frh. v. L. (geb. 23. 11. 1812; gest. 18. 11. 1887) und der Gabriela Gfn. Z., Freifrau v. L., geb. Gfn. Almasy de Zsadány et Törökszentmiklós (geb. 21. 4. 1816; gest. 17. 11. 1896), Bruder von Přemyslav František Gf. Z., Frh. v. L.; ab 1897 verheiratet mit Zdenka Gfn. Z., Freifrau v. L., geb. Gfn. Podstatzky-Prussinowitz und Thonsern (1875–1947). – Als Zweitgeborener eines Besitzers einer mittelgroßen Herrschaft wurde Z. für den Staatsdienst vorgesehen. Nach einem Rechtsstud. an der Univ. Wien (1875 Dr. iur.) begann er eine Beamtenlaufbahn in der Mähr. Statthalterei als Konzeptspraktikant. 1876 zum Statthaltereikonz. befördert, wurde Z. an die Bez.hptm.schaft Wischau versetzt; 1877 Bez.kommissar und anschließende Versetzung an die Bez.hptm.schaft Prerau. Da Z.s älterer Bruder Přemyslav František 1870 eine ung. Adelige geheiratet hatte und zum Protestantismus konvertiert war, wurde Z. zum Erbfolger des Familienbesitzes bestimmt. So übernahm er 1877 die Verwaltung des Guts Wallach. Meseritsch, 1885 das Gut Blauda und zuletzt – nach dem Tod des Vaters – die Fideikommissherrschaft im preuß.-schles. Prauss. Die Stellung als Großgrundbesitzer eröffnete ihm in polit. Hinsicht neue Wege: 1884–1900 wirkte er als Abg. des Großgrundbesitzes im mähr. LT. Durch einen Kompromiss zwischen der mähr. Mittelpartei und den Dt.liberalen erwarb er zusätzl. ein Mandat für das AH des RR (1885–97). Da er seine Tätigkeit als Großgrundbesitzer und Politiker als nicht mehr mit seiner Beamtenkarriere vereinbar ansah, trat er 1885 aus dem Staatsdienst aus. Im mähr. LT wurde er 1885 Landesausschussbeisitzerstellv. und Ber.erstatter zumeist über Schulangelegenheiten, Landwirtschafts-, Meliorations- und Jagdfragen. Auf sein Betreiben hin wurde auch ein eigener Landeskulturrat in Mähren geschaffen, dessen erster Präs. Z. 1898 wurde. Mit der Berufung des bisherigen Statthalters von Mähren →Alois Frh. Spens v. Booden zum Justizminister schlug Ministerpräs. →Ernest v. Koerber Z. als neuen Landeschef vor. Zur Begründung machte man Z.s konziliantes Wesen, sein maßvolles Auftreten, die Kenntnis beider Landessprachen und nicht zuletzt seine Erfahrungen in der Landesverwaltung geltend. Zögernd verwies Z. auf die hohen Kosten, mit denen ein solches Amt verbunden war, sowie auf ungünstige Vermögensverhältnisse seinerseits, wodurch ihm ein ao. Zuschuss bewilligt wurde. Mit der Annahme legte Z. seine Funktionen im Landeskulturrat sowie sein LT-Mandat zurück. Aufbauend auf seiner Tätigkeit als Obmann des Ausgleichsausschusses im LT, gelang es ihm, die Verhh. zwischen tschech. und dt. Vertretern fortzusetzen und schließl. 1905 als Mähr. Ausgleich zum Abschluss zu bringen. Danach stellte er sein Amt zur Verfügung und beabsichtigte – im Hinblick auf seine angegriffene Gesundheit sowie die finanziellen Opfer – i. d. R. zu treten. Auf Drängen der Regierung blieb er noch bis September 1906. Danach lebte Z., der 1909 erbl. Mitgl. des HH wurde, zurückgezogen auf seinem Schloss in Blauda, wo er mit großer Sorgfalt das Familienarchiv ordnete. Z. erhielt 1900 den Titel Geh. Rat und 1905 den Orden der Eisernen Krone I. Kl.

L.: Wr. Abendpost, 16. 2. 1900; Die Zeit, 20. 9. 1906; Adlgasser; A. Vyskočil, Slovník představitelů politické správy na Moravě v letech 1850–1918, 2011; J. Malíř u. a., Biografický slovník poslanců moravského zemského sněmu v letech 1861–1918, 2012 (m. B.); UA, Wien; Pfarre Bludov, Rodinný archiv Žerotínů, Bludov, Zemský archiv v Opavě, Opava, alle CZ.
(M. Klečacký)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 530f.
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