Zifferer, Donat (1845–1909), Baumeister und Politiker

Zifferer Donat, Baumeister und Politiker. Geb. Bistritz am Hostein, Mähren (Bystřice pod Hostýnem, CZ), 2. 10. 1845; gest. Wien, 29. 9. 1909; mos. Sohn des Landwirts Bernhard Z. und der Lotte Z., geb. Pollak (gest. Bistritz am Hostein, 23. 8. 1883), Vater von Else (Elsa) Z. (1874–1965), der Frau von →Ernst v. Gotthilf-Miskolczy, des Apothekers Erwin Z. (1876–1929) und des Juristen Dr. Hans Z. (1883–1929), Onkel von →Paul Z.; ab 1872 verheiratet mit →Rosa Z. – Z. besuchte die Oberrealschule in Brünn (Abschluss 1860) und erhielt 1861–67 seine fachl. Ausbildung am Wr. polytechn. Inst. Nach einem Praktikum in der Allg. Österr. Bauges. war er i. d. F. bei der Oesterr. Betonbau-Ges. tätig, 1875 erhielt er die Baumeisterkonzession und machte sich 1876 selbstständig. Als ausführender Baumeister arbeitete Z. mit den namhaftesten Architekten seiner Zeit, insbes. →Ludwig Tischler, →Ferdinand Fellner (d. J.), →Hermann Helmer sowie →Max Fleischer, zusammen. Er selbst trat als Architekt eher selten hervor. Eines der wenigen Beispiele ist das Mietshaus Wipplingerstraße 30 (1879, Wien 1), das in klass. Neorenaissanceformen gehalten ist. Äußerst erfolgreich war er jedoch als Bauunternehmer, indem er Baulose des Stadterweiterungsfonds aufkaufte, die Demolierungsarbeiten durch die eigene Fa. durchführen ließ und den frei gewordenen Grund verbaute. Einer der Schwerpunkte dieser Tätigkeit lag im Ausbau des Viertels zwischen Rathaus und Votivkirche. Zuletzt hatte Z., der eine wichtige Persönlichkeit des Wr. Baugeschehens und ein gefragter Juror war, mehr als 250 Gebäude errichtet, darunter auch bedeutende öff. Einrichtungen wie die Synagoge in Wien 16, Hubergasse (1886), das Theater in Odessa (1887), das Altersversorgunghaus der IKG in Wien 9, Seegasse (1888), das israelit. Mädchenwaisenhaus in Wien 19, Ruthgasse (1891), den Chirurg. Pavillon des Rothschildspitals in Wien 18, Währinger Gürtel (1902) und die Landwehrkaserne in Wien 5 (1895). Daneben schrieb er mehrere Beitrr. für die „Neue Freie Presse“. Z., der es zu großem Wohlstand brachte, unterstützte zahlreiche humanitäre Institutionen, u. a. beteiligte er sich an der Finanzierung eines Spitals in seinem Heimatort Bistritz und trat für eine Zentralisierung des Wr. Armenwesens ein. 1895 wurde Z. als Vertreter der Liberalen in den Wr. Gmd.rat gewählt, dem er bis 1906 angehörte. Weiters war er ab 1875 Mitgl. des Verw.R. der k. k. priv. Erzhg. Albrecht-Bahn, Mitbegründer des Philanthrop. Ver. (1879) und dessen Obmannstellv., ab 1885 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. sowie Mitgl. zahlreicher kultureller Vereinigungen. Als engagierter Freimaurer war Z. Ehrenmitgl. zahlreicher in- und ausländ. Logen. 1888 wurde ihm das Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Ed.: Begrabene Millionen. Zwanzig Capitel zur Geschichte der Wr. Gasfrage, 1899.
L.: NFP, 1. 10. 1905; Die Zeit (Abendbl.), 29., NFP, 29. 9., 2. 10. 1909; Das Vaterland, Neues Wr. Journal, RP, 30. 9. 1909; Neues Wr. Journal, 20. 10. 1929; Österreichs Illustrierte Ztg. 19, 1909, S. 44f. (m. B.); Der Bautechniker 29, 1909, S. 800; Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; M. Wehdorn – U. Georgeacopol-Winischhofer, Baudenkmäler der Technik und Ind. in Österr. 1, 1984, S. 102f.; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B., Zugriff 23. 7. 2021); TU, Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 532f.
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