Žigon, Franc (Frančišek, Franz) (1864–1936), Theologe, Philosoph und Geistlicher

Žigon Franc (Frančišek, Franz), Theologe, Philosoph und Geistlicher. Geb. Haidenschaft, Krain (Ajdovščina, SLO), 12. 11. 1864; gest. Gorizia (I), 21. 5. 1936. Sohn des Schneiders Peter Ž. und dessen Frau Ursula, geb. Repič. – Ž. war Zögling des Seminars in Görz und besuchte dort das dt.sprachige Gymn. 1884 trat er in das Görzer Priesterseminar ein, wo er durch herausragende Stud.leistungen auf sich aufmerksam machte; Priesterweihe 1887 durch Erzbischof →Alojzij Zorn. Vorerst in Görz in der Pfarre St. Veit und Modestus als Kaplan tätig (1887–90), sandte ihn Zorn nach Wien, wo er als Zögling des Frintaneums seine Stud. an der Univ. fortsetzte; Dr. theol. 1892 (Diss.: „Quaestiones introductoriae in epistolas pastorales b. Pauli“). 1891–1902 war Ž. als Supplent für Fundamentaltheol. und Dogmatik am Görzer Seminar tätig und fungierte daneben als Stud.präfekt, Bibliothekar und Ökonom. Er hatte weiters das Amt eines Prosynodalexaminators und Mitarb. des Erzdiözesangerichts inne. Nach Einrichtung der Lehrstühle für Phil. sowie für Fundamentaltheol. am Görzer Seminar bekleidete er beide Posten bis zu seiner Versetzung i. d. R. 1929, auch während des 1. Weltkriegs, als das Seminar vorübergehend nach Sittich verlegt wurde. Als national gesinnter Slowene, der jedoch in gutem Einverständnis mit den Italienern, speziell mit Angehörigen des Klerus, stand, äußerte sich Ž. auch zu polit. Fragen, die Görz und Gradisca betrafen, wobei er →Anton Gregorčič folgte. Wegen seiner Integrität wurde er dabei auch von polit. Gegnern geschätzt. Eine scharfe Auseinandersetzung führte Ž. um 1903 mit dem Priesterpolitiker und späteren RR-Mitgl. sowie LHptm. Luigi Faidutti, den er unmoral. Verhaltens und antihabsburg. Gesinnung bezichtigte. Diese Anschuldigungen, die auch von anderen Prof. des Görzer Seminars erhoben wurden, fanden ihren Weg in die Presse. Am Ende der sich anschließenden kirchl. Untersuchung wurde Faidutti jedoch von allen Vorwürfen freigesprochen. Ž.s auf Latein, Dt. und Slowen. verf. und in mehreren Fachz. („Ephemerides Theologicae Lovanienses“, „Der Katholik“, „Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie“, „Bogoslovni vestnik“) publ. phil. und theol. Stud. kreisen u. a. um das Verhältnis zwischen göttl. Handeln und der Freiheit des Menschen und stießen auf große Resonanz, blieben aber nicht unwidersprochen. Im dt.sprachigen Raum wurden v. a. seine Überlegungen zum Zeitbegriff intensiv rezipiert, während er für die slowen. Phil. wichtige terminolog. Grundlagen schuf. Nicht zuletzt seine Monographien („De scientia media seu Thomismi cum Molinismo concordia“, 1893; „Divus Thomas arbiter controversiae de concursu divino“, 1923) weisen den scharfen Logiker als ausgez. Thomisten aus. Ž. trug die Titel eines Ehrenkonsistorialrats sowie Ehrenkanonikers.

L.: Slovenec, 23. 5. 1936; PSBL; SBL; Istra 8, 1936, Nr. 22, S. 3; Novi list 3, 1936, Nr. 135, S. 3; Das „Frintaneum“ in Wien, ed. K. H. Frankl – P. G. Tropper, 2006, S. 225f.; M. Tomasin, Necrologium Sacerdotum Archidioecesis Goritiensis, 2013, S. 162; Archivio della Curia Arcivescovile di Gorizia, Gorizia, I; Pfarre Ajdovščina, SLO.
(M. Šimac)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 535f.
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