Zikes (Zikeš), Heinrich (1860–1932), Chemiker, Brauereifachmann und Apotheker

Zikes (Zikeš) Heinrich, Chemiker, Brauereifachmann und Apotheker. Geb. Laxenburg (NÖ), 12. 7. 1860; gest. Wien, 4. 2. 1932; evang. AB. Enkel des evang. Pfarrers Stephan Z., Sohn des Apothekers Stephan Z. (1814–1885), Vater des Leiters der Kammgarnspinnerei in (Bad) Vöslau Heinz Z. (geb. 1897); verheiratet mit Eugenie Z., geb. Zwiauer (gest. 1923). – Z. besuchte vier Kl. in Schulpforta in Sachsen-Anhalt, danach weitere vier Kl. am Wr. Schottengymn. Nach Ablegung der Tyrocinalprüfung 1878 in Wien stud. er ab 1880 an der phil. Fak. der dortigen Univ. Pharmazie und Chemie; 1882 Mag. pharm. Anschließend absolv. er das Einjährig-Freiwilligen-Jahr und vertiefte seine naturwiss. Kenntnisse in Jena und Wien; 1885 Dr. phil. Bereits 1884 übernahm er die Apotheke seines Vaters Zum Schutzengel in Wien-Wieden, die er 1891 verkaufte, um sich der wiss. Arbeit zu widmen. Z. erhielt Ass.stellen an der BOKU und an der TH. 1893–97 arbeitete er in diversen Ind.betrieben. 1897 kam er an die österr. Versuchsstation und Akad. für Brau- und Malzind. in Wien. Darüber hinaus war er als Chemiker bei F. A. Sargʼs Sohn & Cie. in Liesing angestellt und als Dir. der Kerzenfabrik von →Josef Weinek in Stockerau tätig. Weiters betrieb er mikrobiolog. Forschungen am Alt-Carlsberg-Inst. in Kopenhagen, bakteriolog. Stud. am Hygieneinst. der Univ. Wien bei →Max v. Gruber sowie am pflanzenphysiolog. Inst. bei →Julius Ritter v. Wiesner. 1900 erhielt Z. eine Doz.stelle an der Wr. Akad. für Brauind., 1906 habil. er sich als Priv.Doz. für Bakteriol. an der Univ. Zudem leitete er die gärungsphysiolog. Abt. der österr. Versuchsstation und Akad. für Brau- und Malzind. 1917 erhielt er einen Ruf an die TH Wien; 1918 ao. Prof. für Bakteriol. und Mykol. an der Univ. Wien, 1919 ao. sowie 1922 o. Prof. für Gärungsphysiol. und Bakteriol. an der TH Wien; 1927–29 Dekan an der TH. 1931 trat der international anerkannte Fachmann des Brauereiwesens i. d. R. Z. veröff. über 80 wiss. Arbeiten, darunter „Über die Chlorhydrine des Butenylglycerins“ (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 91, Abt. 2, 1885), „Die Hefereinzucht in der Brauerei“ (1922) und gem. mit Alexander Janke „Arbeitsmethoden der Mikrobiologie“ (1928). Neben seinen Spezialfächern Brauereichemie und -biol. widmete er sich v. a. bakteriolog. und hygien. Fragestellungen, untersuchte Brunnenwässer und Desinfektionsmittel. Während des 1. Weltkriegs befasste er sich mit der Verwendung von Ersatzrohmaterialien für Gerstenmalz bzw. mit der Thesaurierung der Kulturhefe. Z. war Red. der „Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation“ und ab 1902 Hrsg. der Z. „Die Hefereinzucht“. Er fungierte als Rat des Patentamts und war Ehrenmitgl. der Brauer Österr. 1931 wurde ihm das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr. verliehen.

Weitere W.: s. Janke.
L.: WZ, 8. 11. 1931; Dt. Apotheker-Biographie; E. Späth, in: Inauguration Univ. Wien 1932/33, 1932, S. 35f.; Jb. der Wr. Ges.; Pharmazeut. Post 63, 1930, S. 375; A. Janke, in: Gambrinus 57, 1930, S. 25ff. (m. W.); 150 Jahre TH in Wien 1815–1965, ed. H. Sequenz, 2, 1965, S. 224f.; TU, UA, beide Wien.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 536f.
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