Zilz (Zilc), Juljan (Julian) (1871–1930), Zahnarzt

Zilz (Zilc) Juljan (Julian), Zahnarzt. Geb. Lemberg, Galizien (L᾽viv, UA), 24. 11. 1871; gest. Wien, 18. 7. 1930; mos. Sohn des Kaufmanns Josef (Jozef) Z. und der Rebekka Z., geb. Feuer (Fluhr) (gest. 1915); ab 1902 verheiratet mit Balbine Berta Z., geb. Schwarz (geb. Wien, 9. 7. 1883; gest. ebd., 16. 10. 1934). – Nach dem Besuch des Gymn. in Tarnopol stud. Z. ab 1888 Med. an der Univ. Wien; 1894 Dr. med. Ab 1895 diente er im IR Nr. 40 (1897 Rgt.arzt 2. Kl.), ab 1900 im IR Nr. 31 als Rgt.arzt 1. Kl. 1902 gründete er die bischöfl. Schulzahnklinik im siebenbürg. Karlsburg, deren Leitung er bis 1913 innehatte. Währenddessen war er 1910 dem IR Nr. 50 zugeteilt. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich mit wiss. Stud. auf dem Gebiet der Zahnpathol., bes. mit der Strahlenbehandlung („Zur Frage der dentalen Invasion des Strahlenpilzes“, in: Allg. Wr. med. Ztg. 58, 1913). 1913 kam Z. als Stabsarzt zum IR Nr. 99 nach Wien, wo er sich an der dortigen Univ. 1914 als Priv.Doz. für Zahnheilkde. habil. Im Dezember dieses Jahres richtete er drei mobile Feldzahnambulatorien ein, von denen zwei an der Front entlang des Dunajec zum Einsatz kamen und eines im Etappenraum in Lublin eingerichtet wurde. Aus Letzterem entwickelte sich die Kriegszahnklinik der IV. Armee in Lublin, als deren Leiter Z. wirkte. Er spezialisierte sich insbes. auf die Behandlung von schweren Kieferverletzungen und setzte sich die rasche Wiedereinsatzbereitschaft der Soldaten zum Ziel. Während des Kriegs wurden rund 3.000 Gesichtsverwundungen und mehr als 30.000 zahnkranke Soldaten sowohl chirurg. als auch konservativ-prothet. versorgt. Z. nutzte die Klinik, die die einzige dieser Art in Mitteleuropa blieb, auch für umfangreiche Forschungen und ließ Zeichnungen, Photographien, Röntgenaufnahmen sowie Moulagen von Gesichtsverletzungen anfertigen. 1918 wurde die Klinik aufgrund von Gebietsverlusten nach Wien verlegt und unter Z.᾽ Kmdo. mit dem Res.spital Nr. 17 fusioniert. Nach 1918 fungierte Z. als Kmdt., später als Dir. der Spezialheilstätte für Kieferverletzte in Wien-Währing sowie anschließend bis 1920 als Vorstand des zahnärztl. Inst. im Josephinum. 1920 trat er als tit. Oberstabsarzt 1. Kl. i. d. R. Bis zu seinem plötzl. Tod war er hauptsächl. in seiner Ordination tätig. Z. hinterließ neben zahlreichen wiss. Werken u. a. zur Bakteriol., Histol. und patholog. Anatomie der Mundkrankheiten sowie zur Tuberkulose der Mundhöhle („Tuberkulose der Mundhöhle im Lichte neuester Forschung“, 1912) auch die Krankendokumentation aus der Kriegszahnklinik, welche er noch zu Lebzeiten der Kieferstation der Univ.zahnklinik in Wien schenkte und die sich heute im Zahnmus. befindet. Ab 1910 schrieb er regelmäßig für die „Österreichische Zeitschrift für Stomatologie“. Darüber hinaus publ. er u. a. in der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ sowie im „Militärarzt“ und interessierte sich für die Geschichte seines Fachs („Die Zahnheilkunde in Wien zur Zeit der Regierung der Kaiserin Maria Theresia“, in: Österr. Z. für Stomatol. 12, 1914). Neben Berr. über eigene Methoden und Erfahrungen übers. er engl., französ., italien. und poln. Fachliteratur. Z. erhielt u. a. 1915 das Ritterkreuz, 1916 das Off.kreuz des Franz Joseph-Ordens mit Kriegsdekoration. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Kakteen. Nach ihm ist die Pflanzenart Escobaria zilziana benannt.

Weitere W.: s. Kocher.
L.: Inauguration Univ. Wien 1930/31, 1930, S. 36f.; Jb. der Wr. Ges.; WMW 80, 1930, S. 1039; Oesterr. Wehrztg. 11, 1930, F. 31, S. 5; K. Kocher, Personalbibliographien von Prof. und Doz. an der Med. Fak. der Univ. Wien für das Fach Zahnheilkde. … 1820–1940, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1973, S. 101ff. (m. W.); B. Schmalbuch, Die zeitgenöss. Zahnheilkde. im Spiegel der „Österreichischen Zeitschrift für Stomatologie“ 1903–19, zahnmed. Diss. Düsseldorf, 2006, S. 19ff., 39f., 42ff., 57, 60ff., 65ff., 72ff., 143f., 184; Gesichter des Ersten Weltkriegs. Eine Ausst. von Objekten, Zeichnungen und Dokumenten aus der Smlg. Doz. J. Z., Wien 2014 (Kat.); IKG, KA, UA, alle Wien.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 539f.
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