Zimmer, Franz (1865–1941), Alpinist und Kaufmann

Zimmer Franz, Alpinist und Kaufmann. Geb. Neratowitz, Böhmen (Neratovice, CZ), 13. 1. 1865; gest. Wien, 1. 6. 1941; evang. Sohn des Obering. und Bevollmächtigten der Bauunternehmung der K. Franz Josephs-Bahn Franz Z. (1824–1871) und der Marie Z., geb. Hillmar (Hilmer) (geb. 1840). – Nach Absolv. der Realschule in Prag kam Z. 1881 nach Wien, wo er zuerst im Farbwarengeschäft seines Schwagers und dann bei einem Ztg.verlag tätig war. Als guter Turner entdeckte er bald seine Liebe zu den Bergen und tat sich bes. beim Felsklettern hervor. Schließl. trat er dem Österr. Alpenklub bei und lernte dort die Bergsteigerelite dieser Zeit kennen, darunter →Heinrich Pfannl, →Thomas Maischberger und Eduard Pichl. Mit Pfannl und Maischberger bildete Z. eine erfolgreiche Seilschaft. Mit ihnen gelang ihm 1900 die dritte Begehung des Peutereygrats sowie im selben Jahr die erste freie Erkletterung des Dent du Géant in der Montblanc-Gruppe. 1904 erfolgte durch Z. die Erstbegehung des Ödsteinkarturm-Nordgrats. 1908 bestieg er u. a. mit dem Alpinisten und Maler →Gustav Jahn die Nordostwand der Planspitze im Gesäuse. Z. zählte zu den besten Kletterern seiner Zeit. Gem. mit Jahn, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband, machte er mehrere schwierige Kletterfahrten, u. a. 1906 die Erstbesteigung der später nach Jahn und ihm benannten Route in der Hochtor-Nordwand in den Ennstaler Alpen. Weitere erstmals von ihm begangene und nach ihm benannte Routen gibt es in der Festkogel-Nordwand (Ennstaler Alpen), eine Strecke, die er 1895 im Alleingang bewältigte, in der Looswand (Raxalpe) und in der Stadelwand (Schneeberg). Letztere durchstieg er im Mai 1906 u. a. mit Franz Kleinhans. Als Turner bemühte sich Z. um die Förderung des Nachwuchses, führte das Kinderturnen nach schweizer. Vorbild in Wien ein und begeisterte viele junge Sportler für das Bergsteigen. Veröff. seiner bergsteiger. Unternehmungen lehnte er ab. Er engag. sich jedoch viele Jahre im Österr. Alpenklub, dessen Ehrenausschussmitgl. er war, und für das Bergrettungswesen. Darüber hinaus war er ab 1887 Mitgl., ab 1937 Ehrenmitgl. des 1. Wr. Turnver.

L.: Illustrierte Kronen-Ztg., 13. 6. 1941; Mitt. des DÖAV, NF 51, 1935, S. 20; G. Schmidt, in: Österr. Alpenztg. 63, 1941, S. 25ff. (m. B.); Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999 (m. B.); AlpinWiki (m. B., Zugriff 6. 4. 2021); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 6. 4. 2021); Digitalizované pobytové přihlášky pražského policejního ředitelství (konskripce) (Zugriff 6. 4. 2021); Národní archiv, Praha, CZ.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 541
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