Zimmermann, (August) Albert (1809–1888), Maler

Zimmermann (August) Albert, Maler. Geb. Zittau, Sachsen (D), 20. 9. 1808; gest. München, Dt. Reich (D), 18. 10. 1888; evang. AB. Sohn des Zittauer Stadtmusikers Carl Friedrich August Z. und von Johanna Christiane Z., geb. Zschenderlein (geb. 1783), Bruder der Maler Max Z. (geb. Zittau, 7. 7. 1811; gest. München, 29. 12. 1878), Robert Z. (geb. Zittau, 21. 4. 1818; gest. München, 6. 6. 1864) und Richard Z. (geb. Zittau, 2. 3. 1820; gest. München, 4. 2. 1875), die er auch unterrichtete; verheiratet mit der ehemaligen Schauspielerin Ursula Z., geb. Heidauer (1820–1886). – Vom Vater ebenfalls zum Musiker bestimmt, wurde Z. zunächst zur musikal. Ausbildung nach Dresden geschickt, wo er seine Neigung zur Malerei entdeckte. Nach anfängl. autodidakt. Stud. ging Z. 1830 an die Dresdner Kunstakad., 1831 zog er nach München (ein Stud. an der ABK München ist nicht belegbar). 1834 stellte er erstmals im Münchner Kunstver. aus und gründete eine der zahlreichen Schulen für Landschaftsmalerei (der später bes. für seine Bühnenbilder zu Wagneropern bekannt gewordene Max Brückner war 1854–57 sein Schüler). In der Münchner Zeit entwickelte Z. sein Faible für Motive aus dem Alpenraum (Oberbayern, Sbg., Tirol), bevorzugt aus dem Berchtesgadener Land („Der Obersee bei Berchtesgaden“, ca. 1854). Geschult an →Josef Anton Kochs und Carl Rottmanns großräumigen Landschaften, bediente er erfolgreich (mehrere seiner Werke wurden von Kg. Ludwig I. v. Bayern erworben) die Vorliebe für heroische, teils großformatige Landschaften (Gebirgsbäche, Wasserfälle, Bergmassive) unter dem Einfluss des Genfer Hochgebirgsmalers Alexandre Calame. 1857 berief ihn die österr. Regierung als Prof. an die Accad. di Belle Arti di Brera in Mailand. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke mit Motiven aus dem oberitalien. Raum (Luganer See, Bellagio am Comer See, Sorrent). Nach der Abtretung der Lombardei an Italien wurde Z. im Dezember 1859 als Nachfolger von →Franz Steinfeld d. J. an die Wr. ABK bestellt. Hier amtierte der wegen der von ihm eingeführten Freilichtstud. als richtungweisend geschätzte Z. bis 1865 als Prof. der Landschaftsschule, anschließend bis 1871 als Leiter der Spezialschule für Landschaftsmalerei. Mit seinen Wr. Schülern organisierte er Sommeraufenthalte in der von ihm bevorzugten Malgegend in der Ramsau. In Wien sorgte er für eine Erneuerung der spätbiedermeierl. Landschaftsmalerei, die er selbst in einer idealisierten und einer realist. Variante („Türkenschanze bei Wien“, ca. 1865) pflegte. Seine Stärke lag dabei in der zeichner. Prägnanz, weniger in der maler. Vertiefung. In späteren Jahren wandelte sich sein Stil weg von den dramat. Hochgebirgsbildern und mytholog. Landschaften (Brockenszene, Kentauren) hin zu kleineren Formaten mit aufgehellter Farbigkeit, so in den italien. Ansichten („Bucht von Sorrent“). Die figürl. Staffage ließ er sich gelegentl. von Kollegen wie →Karl Rahl oder Bonaventura Genelli ins Bild malen. Dass er seine Motive zu unterschiedl. Zeiten immer wieder aufgriff, erschwert die exakte Datierung seiner Werke. Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten geriet er unter Druck und musste 1871 seine Pensionierung einreichen. Nach 1876 verließ er Wien und zog nach Hellbrunn bei Salzburg, wo er Veduten malte. 1883 ließ er sich wieder in München nieder. Einfluss erzielte Z. stärker durch seine Schüler als durch sein eigenes Werk. Sein Lieblingsschüler Adalbert Waagen folgte ihm von Dresden nach München, Dietrich Langko und →Emil Jakob Schindler von Mailand nach Wien. Zu den bedeutendsten Schülern seiner Wr. Jahre zählen →Robert Russ, →Rudolf Ribarz, Eugen Jettel und v. a. Schindler. Seine letzte Schülerin war →Emilie Mediz(-Pelikan). Mangels wiss. Aufarbeitung ist eine abschließende Einschätzung zu Umfang und künstler. Bedeutung seines Œuvres derzeit noch nicht mögl. Z. war bis 1861 Mitgl. des Albrecht Dürer Ver., ab 1869 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) sowie Ehrenmitgl. der Münchner (1859) und der St. Petersburger ABK (nicht belegbar); er erhielt 1869 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Blick auf Zwickau von Oberhohndorf, 1831 (Stadtmus. Zwickau); Heuernte, 1838 (Victoria and Albert Mus., London); Landschaft in den Tauern in Tyrol, nach einem Sturm, 1851 (Städel Mus., Frankfurt am Main); Kentauren im Kampf mit Leoparden, ca. 1852 (Neue Pinakothek, München); Golgotha, um 1860, Gebirgssee mit heimkehrenden Mönchen (beide Smlg. Schack, München), motivgleich mit: Lago di Lugano, 1868 (Österr. Galerie Belvedere, Wien); Zeichnungen und Ölskizzen (MAK – Mus. für angewandte Kunst, Wien).
L.: WZ, 20. 10., NFP, 5. 12. 1888; Allg. Ztg. (München), 28. 4. 1889; ADB; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach; Allg. Kunst-Chronik 12, 1888, S. 1078f.; F. Pecht, Geschichte der Münchener Kunst im neunzehnten Jh., 1888, S. 166f.; B. Grimschitz, Österr. Maler vom Biedermeier zur Moderne, 1963, S. 22f.; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; H. Schöny, Wr. Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 291f.; H. Heyn, Süddt. Malerei aus dem bayer. Hochland. Das Inntal, der Chiemgau und das Berchtesgadener Land …, 1980, s. Reg.; S. Wichmann, Münchner Landschaftsmaler im 19. Jh., 1981, s. Reg.; H. Uhde-Bernays, Die Münchner Malerei im 19. Jh. 2, ed. E. Ruhmer, 1983, S. 20f.; H. Ludwig, Münchner Maler im 19. Jh. 4, 1983; Gemäldekat. 5. Spätromantik und Realismus, bearb. B. Eschenburg, 1984, S. 565ff.; H. G. Ludwig, Von Adam bis Zügel, 2001, S. 332ff.; Stimmungsimpressionismus, ed. G. Frodl – V. Traeger, Wien 2004, S. 258f. (Kat.); ABK, Wien; ABK, Berlin, Stadtarchiv, München, beide D.
(E. Chrambach)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 541f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>