Zimmermann, Johann Ritter von (1820–1901), Unternehmer

Zimmermann Johann Ritter von, Unternehmer. Geb. Pápa (H), 27. 3. 1820; gest. Berlin, Dt. Reich (D), 2. 7. 1901. Sohn eines wohlhabenden Schlossermeisters, Vater von Max Ritter v. Z., ab 1879 Gen.dir. der Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik AG; ab 1850 verheiratet mit Ida Auguste v. Z., geb. Gelbrich, Tochter eines Chemnitzer Spinnerei- und Mühlenbesitzers. – Z. besuchte das Gymn. in Pápa und sollte nach dem Wunsch seiner Eltern die geistl. Laufbahn einschlagen, absolv. jedoch eine Ausbildung zum Schlosser in der Turmuhren-Fabrik eines Verwandten in Großwardein, wo er auch Zeichenunterricht erhielt. 1835–37 arbeitete er in Pápa, 1837–41 in Wien. Von März bis Juli 1841 war er als Wanderbursche u. a. in Linz, München, Augsburg, Nürnberg und Bayreuth tätig. Im August 1841 trat er in Chemnitz in die Sächs. Maschinenbau-Compagnie ein, wo er alsbald zum Meister avancierte. 1844 Mitarb., ab 1846 auch Teilhaber der Chemnitzer Zylinderfabrik Tauscher & Co., erhielt Z. 1846 das Bürgerrecht. 1848 übernahm er die restl. Anteile der Tauscher’schen Fabrik, führte sie i. d. F. unter dem Namen Werkzeugmaschinenfabrik J. Zimmermann allein weiter und baute das Unternehmen innerhalb weniger Jahre von einem Zulieferbetrieb zu einer großen Werkzeugmaschinenfabrik aus. 1852 erhielt er ein Patent auf die von ihm entwickelte runde Zylinderkupplung und erwarb eine Färberei, an deren Stelle er 1852–54 ein modernes Fabriksgebäude errichten ließ. Im Z.’schen Unternehmen wurden u. a. Bohr-, Blechbiege- und Holzbearbeitungsmaschinen, Drehbänke, Dampfhämmer sowie hydraul. Pressen hergestellt. Bei der Weltausst. in London 1862 erhielt Z. die Große Goldene Medaille. Bis 1872 lieferte die Fa. rund 11.000 Maschinen aus, die auch nach Österr.-Ungarn, England und Russland sowie nach Südamerika exportiert wurden. 1871 wurde das Unternehmen in die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik AG umgewandelt, die bis 1879 unter Z.s Leitung stand. 1879 zog Z. nach Berlin. Zwar setzte er sich durch die Gründung einer Bauges. für die Errichtung von Arbeiterwohnungen (1858), die Stiftung der Z.’schen Naturheilanstalt in Chemnitz (1889) sowie durch Schenkungen an die Maschinenarbeiter-Krankenkasse für das gesundheitl. und soziale Wohlergehen der Arbeiter ein, war aber zugleich ein Befürworter strenger, die Rechte der Arbeiter einschränkender Fabriksordnungen. Für die Anliegen der Belegschaft anlässl. des Metallarbeiter-Streiks in Chemnitz 1871, bei dem u. a. der gesetzl. Zehnstundentag gefordert wurde, hatte er ebenfalls kein Verständnis. Z. war ab 1861 Vorstandsmitgl. des sächs. Fabrik- und Handelsstands und ab 1867 der sächs. HGK. 1876 zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. ernannt und in den Ritterstand erhoben, wurde er für seine Verdienste vielfach ausgez. 1867 erhielt er anlässl. der Pariser Weltausst. das Kreuz der Légion d’honneur und wurde im selben Jahr auch mit dem sächs. Albrechtsorden I. Kl. geehrt sowie zum Geheimen Kommerzienrat ernannt.

L.: A. Ehmcke, Geheimrat v. Z., 1900; C. Matschoß, Männer der Technik, 1925; Sächs. Lebensbilder 1, 1930; Mitteldt. Köpfe. Lebensbilder aus einem Jahrtausend, 1959; J. Seyffahrt, in: Maschinenbautechnik 31, 1982, S. 52ff., 32, 1983, S. 225ff.; R. Forberger, in: Jb. für Regionalgeschichte 14, 1987, S. 243ff.; H. Kiesewetter, Industrialisierung und Landwirtschaft. Sachsens Stellung im regionalen Industrialisierungsprozeß Dtld. im 19. Jh., 1988, passim; Biographien bedeutender Unternehmer, ed. G. Buchheim – W. Hartmann, 1991 (m. B.).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 544
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