Zingerle, Hermann (1870–1935), Neurologe

Zingerle Hermann, Neurologe. Geb. Trient, Tirol (Trento, I), 31. 3. 1870; gest. Graz (Stmk.), 25. 4. 1935 (begraben: Ramsau, Stmk.); röm.-kath. Sohn von →Anton Z. und Anna Z., geb. Lusenberger, Neffe von →Ignaz Vinzenz Z. Edler v. Summersberg, Bruder von →Josef Z.; ab 1905 verheiratet mit Margarete Z., geb. Cless (Cleß). – Nach der Matura in Innsbruck stud. Z. ab 1888 Med. an der dortigen Univ., wobei er bereits während des Stud. als prov. Ass. an der neu errichteten psychiatr. Klinik arbeitete. 1894 Dr. med., erhielt er eine Ass.stelle bei →Gabriel Anton an der psychiatr. Klinik. Als Anton das Ordinariat in Graz übernahm, wirkte Z. ab 1895 als dessen Ass. an der Grazer med. Fak. 1899 habil. er sich für Psychiatrie und Neuropathol.; 1903 ao., 1909 o. Prof., 1926 emer. Daneben betrieb er eine Privatpraxis, die er allerdings aufgrund seines Engagements für zahlreiche fachverwandte Institutionen zeitweise vernachlässigte: Ab 1905 fungierte Z. als Gerichtsarzt zur sachverständigen Begutachtung von Nerven- und Geisteskranken. Bis 1922 ordinierte er als neurolog. Konsiliararzt im Orthopäd. Spital. Darüber hinaus leitete er ehrenamtl. die Nervenabt. des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Graz und war freiwillig als Ass.arzt und Psychiater im Garnisonsspital Nr. 7 tätig. Weiters leistete er Dienste für das Jugendamt in Bezug auf heilpädagog. Fragen. Z. erwarb sich einen Ruf weit über die Grenzen des Landes hinaus, sodass selbst ausländ. Ärzte ihre Patienten zu ihm schickten. 1902 veröff. er gem. mit Anton „Bau, Leistung und Erkrankung des menschlichen Stirnhirnes“. Sein Name fand durch die Z.-Automatose oder das Z.-Syndrom, eine Erkrankung, bei der der Patient an visuellen Halluzinationen leidet, die bei automatisierter Bewegung und Haltungsänderung auftreten, Eingang in die med. Nomenklatur. Erwähnenswert sind diesbezügl. seine Arbeiten „Weitere Untersuchungen über Automatose“ (in: Journal für Psychol. und Neurol. 31, 1925) und „Klinische Studie über Haltungs- und Stellreflexe sowie andere automatische Körperbewegungen beim Menschen“ (in: Z. für die gesamte Neurol. und Psychiatrie 105, 1926). Z. fungierte als Zahlmeister des Rats für geistige Arbeit in Stmk. 1917 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: s. Kreuter; Weeber.
L.: Grazer Tagbl., 24. 9. 1903, 17. 1. 1905, 17. 6. 1916; Neues Grazer Tagbl., 11. 3. 1926; Tiroler Anzeiger, 29. 4. 1935; Kreuter (m. W.); WKW 12, 1899, S. 1074, 16, 1903, S. 1115; R. Weeber, in: Mitt. des Ver. der Ärzte in Stmk. 72, 1935, S. 41ff. (m. W.); Pfarre Graz-Graben, UA, beide Graz, Stmk.; UA, Innsbruck, Tirol.
(G. Vavra)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 551f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>