Zippel, Vittorio (1860–1937), Politiker und Publizist

Zippel Vittorio, Politiker und Publizist. Geb. Trient, Tirol (Trento, I), 4. 3. 1860; gest. ebd., 4. 4. 1937. Sohn des Lithographen und Typographen Giovanni Z. und dessen Frau Teresa Tomasi, Bruder des Historikers Giuseppe Z. (geb. Trient, 1. 10. 1865; gest. ebd., 9. 10. 1929); verheiratet mit Angelina Alberti. – Nach dem Besuch einer Realschule in Trient sowie einer Handelsschule in Graz (1875–78) arbeitete Z. in der väterl. Lithographieanstalt, die 1885 um eine Druckerei und später um einen Verlag erweitert wurde. Nachdem er vorher bereits als techn. Dir. fungiert hatte, übernahm er nach dem Tod des Vaters 1902 das Unternehmen, welches u. a. die Z. „Archivio Trentino“ und Ettore Tolomeis „Archivio per l’Alto Adige“ verlegte. In polit. Hinsicht liberal und demokrat.-irredentist. eingestellt, engag. sich Z. in mehreren italien.-nationalen Ver. (Lega Nazionale, Società degli Alpinisti Tridentini). Daneben gehörte er auch den Leitungsgremien der liberalen Tagesztg. „L’Alto Adige“ sowie ab 1907 der Stadtbibl. und des Stadtmus. (nach dem 1. Weltkrieg Präs.) an und stand bis 1911 der Cassa di risparmio di Trento vor. Der mit →Giovanni Segantini befreundete Z. veröff. mehrere Beitrr. zu künstler. Themen und initiierte 1909 die Errichtung eines Denkmals für den Bildhauer Alessandro Vittoria in Trient. 1898–1903 gehörte er erstmals dem Trienter Gmd.rat an (1899–1900 Assessor für Bauangelegenheiten), in welchen er 1907 zurückkehrte. 1911 wurde Z. zum Vizebgm. und 1913 zum Bgm. gewählt. Seine Amtszeit endete, als wenige Monate vor dem Kriegseintritt Italiens der Gmd.rat aufgelöst wurde. I. d. F. stellten die Behörden Z. in Linz bzw. Haslach unter Hausarrest, ehe man ihn 1916 inhaftierte, zuerst in Linz und später in Trient. Anfang 1917 erfolgte durch das Gericht des Militärstationskmdo. in Trient die Verurteilung Z.s wegen Hochverrats zu acht Jahren Haft, die er in Graz antrat, ehe er im Juli des Folgejahres begnadigt wurde. Bis Kriegsende stand er in Haslach und Ottensheim unter Hausarrest, danach kehrte er nach Trient zurück, wo er noch im November 1918 erneut als Bgm. eingesetzt wurde (bis 1922). Im Februar 1919 erfolgte seine Ernennung zum Mitgl. des Senats in Rom. In den folgenden Jahren avancierte Z. immer mehr zu einer nationalist. Symbolfigur, was sich nicht zuletzt darin zeigte, dass er eine führende Rolle in diversen Ver. und Komitees (Società nazionale per la storia del Risorgimento italiano, Komitee zur Überführung der sterbl. Überreste →Giovanni Pratis) einnahm. Er näherte sich allmähl. dem Faschismus an, trat dem Partito Nazionale Fascista allerdings erst 1933 bei. Ab 1927 fungierte er als ao. Kommissar der Trienter HK sowie des Landwirtschaftskonsortiums der Prov. Z. war Träger mehrerer hoher italien. Ausz. (1910 Ritter und 1920 Großoff. des Ordine della Corona dʼItalia, 1921 Komtur des Ordine dei Santi Maurizio e Lazzaro).

W. (s. auch Cesarini Sforza – Emmert): Diario e memorie 1915–18, ed. B. Rizzi, 1968.
L.: Urtheil in der Strafsache gegen V. Z., zuletzt Bgm. von Trient …, 1917; L. Cesarini Sforza – B. Emmert, in: Studi Trentini di Scienze Storiche 18, 1937, S. 140ff. (m. W.); B. Rizzi, in: Atti della Accad. Roveretana degli Agiati 185–186, 1936–37, S. XXIXff.; M. Scotoni, in: Trentino 13, 1937, S. 130ff.; G. Zancanella, in: Studi Trentini. Storia 94, 2015, S. 185ff.; senato.it (m. B., Zugriff 15. 9. 2021); Archivio di Stato, Archivio storico del Comune di Trento, Fondazione Mus. storico del Trentino, alle Trento, I.
(M. Saltori)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 557
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