Zipser Maier (Májer), Rabbiner und Geisteswissenschaftler. Geb. Balassagyarmat (H), 14. 8. 1815; gest. Rechnitz, Ungarn (Bgld.), 10. 12. 1869; mos. Sohn des ehemaligen Gmd.vorstehers Jacob Z. – Z. erhielt einen traditionellen jüd. Religionsunterricht und stud. ab 1830 bei →Nehemias Trebitsch in Proßnitz. Nach dessen Berufung nach Nikolsburg folgte ihm Z. dorthin und schloss 1837 seine Ausbildung mit dem Rabb.diplom ab. Anschließend arbeitete er als Privatlehrer in Altofen und erlernte im Selbststud. Latein und Griech. 1840 wechselte er zum Stud. der ung. Literatur nach Pest. 1844 wählte ihn die jüd. Gmd. in Stuhlweißenburg zu ihrem Rabb. Z. setzte sich als Reformer (Neologe) für Neuerungen im Gottesdienst ein und etablierte u. a. eine vierklassige Lehranstalt mit ung. Unterrichtssprache sowie eine Ausbildungsstätte für Mädchen. 1851 erfolgte seine Prom. zum Dr. phil. an der Univ. Pest. Aufgrund anhaltender Konflikte mit Vertretern der ung. Orthodoxie entschied sich Z., Ungarn zu verlassen. Er hielt sich einige Zeit in England auf und veröff. 1851 im „London Jewish Chronicle“ die 13-teilige Artikelser. „The Talmud and the Gospels“, die im Folgejahr von der Londoner IKG unter dem Titel „The Sermon on the Mount examined in an essay on the Talmud and the Gospels“ als eigene Broschüre aufgelegt wurde. Zurück in Ungarn gab Z. 1853 in Verteidigung einer von ihm gewährten Ehescheidung die Schrift „Mei ha-Shiloaḥ“ heraus. 1858 folgte er dem Ruf der IKG in Rechnitz, das Amt des Oberrabb. zu übernehmen, welches er bis zu seinem Ableben innehatte. Z., der als einer der führenden Vertreter der ung. Reformbewegung gilt, war regelmäßiger Mitarb. des „Literaturblatts des Orients“ und der 1858 begründeten MS für jüd. Theol. „Ben Chananja“. Die Bandbreite seiner Schriften umfasst hist. Stud. zu den jüd. Gmd. in Ungarn, philolog.-theol. Abhh. zum Talmud und biograph. Skizzen bedeutender hist. Persönlichkeiten. Sein umfangreichstes Werk ist der posthum (1871) von →Adolf Jellinek hrsg. Bd. „Des Flavius Josephus Werk ‚Ueber das hohe Alter des jüdischen Volkes gegen Apion‘“, eine kommentierte Analyse der von Josephus verwendeten hebr. Quellentexte.