Ziska (Tschischka), Franz (Xaver) (1786–1855), Philologe, Historiker, Kunsthistoriker, Archivar und Beamter

Ziska (Tschischka) Franz (Xaver), Philologe, Historiker, Kunsthistoriker, Archivar und Beamter. Geb. Wien, 18. 11. 1786; gest. ebd., 15. 11. 1855; röm.-kath. Sohn des städt. Kornmessers Karl Tschischka (gest. 1808) und seiner Frau Katharina Tschischka, geb. Gruber; ab 1822 mit Carolina, geb. Reisinger, verheiratet. – Z. besuchte das Josefstädter Piaristengymn., wo Franz Innozenz v. Lang seine Sprachbegabung förderte. Nach einem phil. Stud. an der Univ. Wien (nicht belegt) trat er 1804 in den Dienst des Wr. Magistrats. In der dortigen Registratur machte er sich insbes. um die hist. Bestände verdient. Z. ordnete das Stadtarchiv, das damals Teil der Registratur war, gänzl. neu und erstellte umfangreiche Verzeichnisse der vorhandenen Urkunden, Patente und Akten. 1828 wurde er zum Dir. von Registratur und Archiv ernannt (Pensionierung 1847). Mit →Julius Max(imilian) Schottky, einem Schüler des Germanisten, Volkskundlers und Kunsthistorikers Johann Gustav Gottlieb Büsching und des Germanisten Friedrich Heinrich v. der Hagen, sammelte Z. nach dem Vorbild der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm auf Wanderungen in NÖ Volkslieder, die sie 1819 gem. herausbrachten („Oesterreichische Volkslieder mit ihren Singeweisen“). Die Lieder hatten sie in Dialektform zusammen mit den Melodien aufgezeichnet. 1822 erschienen Z.s „Oesterreichische Volksmährchen“, ebenfalls eine bei der Bevölkerung durchgeführte Smlg. lokaler Überlieferungen. Weiters beschäftigte sich Z. intensiv mit nö. Mundarten. Die von ihm beabsichtigte Hrsg. eines Idiotikons kam jedoch nicht zustande. Er widmete sich auch hist. Forschungen zur Wr. Stadtgeschichte und Topographie. So führte er das Werk des 1823 verstorbenen →Johann Pezzl fort und brachte im selben Jahr eine wesentl. überarbeitete Aufl. von dessen populärer „Beschreibung von Wien“ heraus, 1824 folgte eine überarbeitete Fassung von Pezzls Ms. „Chronik von Wien“. Z. unterstützte →Josef Frh. v. Hormayr z. Hortenburg maßgebl. bei den Archivrecherchen zu dessen „Wien, seine Geschicke und seine Denkwürdigkeiten“ (1823–25). Seine populäre „Geschichte der Stadt Wien“ (1847) fußte wesentl. auf Hormayrs Werk. Pionierarbeit in Österr. leistete Z. neben →Alois Primisser bei der Erforschung mittelalterl. Baudenkmäler, insbes. von St. Stephan in Wien („Die Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien“, 1822; stark überarbeitete 2. Aufl. 1843). Er zog als Erster in breitem Ausmaß schriftl. Quellen zur Erforschung der Baugeschichte des Doms heran. Eine Besonderheit seines 1832 erschienenen „Der St. Stephans Dom in Wien und seine alten Kunstdenkmale“ waren die zahlreichen beigegebenen Bauzeichnungen, wie dies Sulpiz Boisserée 1823 für den Kölner Dom vorgemacht hatte. Damit konnten sich auch auswärtige Forscher qualifiziert mit dem Objekt beschäftigen, ohne der Anschauung vor Ort zu bedürfen. Z. war 1853 Gründungsmitgl. des Alterthumsver. zu Wien.

Weitere W. (s. auch ADB; Graeffer–Czikann): Mahler. Ansichten des Stiftes Klosterneuburg, 1820; Der Gefährte auf Reisen in dem österr. Kaiserstaate, 1834; Kunst und Alterthum in dem österr. Kaiserstaate, 1836.
L. (meist unter Tschischka): WZ, 26. 11. 1855; ADB (m. W.); Graeffer–Czikann (m. W.); oeml; Wurzbach; J. Feil, in: Berr. und Mitth. des Alterthums-Ver. zu Wien 1, 1856, S. 311ff.; J. Linsbauer, F. Tschischka, ein Kunsthistoriker und Volkskde.forscher des 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1950; P. Wiesinger, in: Beharrsamkeit und Wandel, ed. W. Bauer – H. Scheuringer, 1998, S. 315ff.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 8. 2. 2022); Pfarre Grinzing, Pfarre St. Michael, Pfarre Wieden, WStLA, alle Wien.
(M. Swatek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 561
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