Živković (Zsivkovics) (Fruškogorski), Jovan Baron (1826–1902), Politiker

Živković (Zsivkovics) (Fruškogorski) Jovan Baron, Politiker. Geb. Karlowitz, Militärgrenze (Sremski Karlovci, SRB), 11. 4. 1826; gest. Agram (Zagreb, HR), 8. 4. 1902; serb.-orthodox. Sohn des Arztes Jasa Živković, Bruder von →Teofan Živković (s. u.) sowie des Off. Stevan Živković. – Ž. besuchte das Gymn. in Karlowitz und stud. Jus in Fünfkirchen und Pressburg. 1848 war er an der Vorbereitung der serb. Maiversmlg. in Karlowitz beteiligt. Nach der Revolution setzte er sein Stud. in Wien fort und schloss sich dem Kreis um →Vuk Karadžić an. Nach dem Stud.abschluss ging er nach Temeswar. 1861 in den Sabor gewählt, avancierte er 1870 zum Vizegespan des Kom. Syrmien und zum Mitgl. der Banal- sowie der Septemviraltafel (bis 1873). Während der Verhh. über den kroat.-ung. Ausgleich 1866 führte er innerhalb der Unionisten den liberalen Flügel an, der zwar die Einheit der Länder der ung. Krone aufgrund der Pragmat. Sanktion von 1713 akzeptierte, jedoch für eine breitere staatsrechtl. Autonomie des Dreieinigen Kg.reichs (Kroatien, Slawonien und Dalmatien) im Rechtswesen, in der Verwaltung sowie in Unterrichtsbelangen eintrat. Bezügl. der Stellung Fiumes forderte Ž., dass diese Frage mit jener des Ausgleichs verbunden werden müsse, und protestierte gegen ihre Streichung aus dem Verhandlungspaket. 1873 unterstützte er gem. mit →Ivan Mažuranić ein Gesetz über die Revision des Ausgleichs, dem die Mehrheit der Nationalpartei – die sich nicht zuletzt aufgrund von Ž.ʼ Bemühungen zu Beginn der 1870er-Jahre mit den Unionisten zusammengeschlossen hatte – im Sabor zustimmte. Unter der Banschaft Mažuranićʼ wurde Ž. Vizebanus (bis zum Eintritt i. d. R. 1883) sowie Leiter der kroat. Regierungsabt. für Inneres. In den Debatten über die rechtspolit. Stellung Bosniens und der Herzegowina 1878, die in eine Ende desselben Jahres an den K. gerichteten Adresse mit der Forderung nach Angliederung dieser Länder an das Dreieinige Kg.reich mündete, argumentierte Ž., dass diese Frage eine außenpolit. sei und in die Kompetenz der Delegationen falle. In dem gegen Ende der 1870er-Jahre immer angespannteren Verhältnis zwischen den kroat. und den serb. Eliten nahm Ž. – im Gegensatz zu den meisten anderen Serben – eine Sonderstellung ein, indem er sich weigerte, eine spezif. serb. Politik zu betreiben, sondern mit Blick auf das Dreieinige Kg.reich und im Rahmen des ung.-kroat. Ausgleichs agierte. 1883 gründete Ž. innerhalb der Nationalpartei den Serb. Unabhängigen Klub (ab 1884 Serb. Klub), der jedoch als Teil der Nationalpartei weiterbestand. Unter der Banschaft von →Károly Gf. Khuen-Héderváry zeigte er sich zunehmend reserviert gegenüber der Regierungspolitik und gehörte im Sabor nun dem Kreis der u. a. aufgrund der Ablehnung eines eigenen serb. Gesetzes (1884) auf Distanz zum Banus gehenden „gehorsamen Rebellen“ an. I. d. F. gründete Ž. 1885 die gemäßigt-oppositionelle Zentrumspartei mit, die sich für die strikte Einhaltung des ung.-kroat. Ausgleichs einsetzte. Eine von Ž. zusammengestellte Dokumentation der fehlenden Umsetzung des Ausgleichs bildete das Programm der Partei, die sich nach einem schlechten Wahlergebnis 1887 jedoch wieder auflöste. Ungeachtet dieses oppositionellen Zwischenspiels bekleidete Ž. Führungspositionen in wichtigen regierungsnahen Unternehmen, etwa in der Hrvatska komercijalna banka (ab 1873). In den 1890er-Jahren näherte er sich der Serb. Selbstständigen Partei an. Auch wenn er dieser formell nicht beitrat, fungierte er ab 1897 als Chefred. von deren Organ „Srbobran“. Ž. war zudem Präs. der Srpska banka u Zagrebu sowie des serb. Genossenschaftsverbands Savez srpskih zemljoradničkih zadruga. Als einflussreiches Mitgl. der Vereinigung Srbadija wohnte er 1893 der Einweihung des Gundulić-Denkmals in Ragusa bei. Er war weiters auf dem Gebiet der serb. kirchl. und schul. Autonomie aktiv und nahm an der Serb. Volks- und Kirchenversmlg. von 1897 teil. Ž. war Träger des Kleinkreuzes des St. Stephan-Ordens sowie des Ordens der Eisernen Krone II. Kl. (1880); 1880 erhielt er das Baronat. Sein Bruder, der Bischof Teofan (Theophan, Božidar) Živković (geb. Karlowitz, 8. 3. 1825; gest. Plaški, HR, 21. 11. 1890; serb.-orthodox), absolv. 1842 das Gymn. in Karlowitz sowie anschließend die phil. Jgg. in Pest und stud. 1845–47 Theol. in Karlowitz. Ein 1848 in Kecskemét begonnenes Jusstud. schloss er 1851 in Wien ab. Ab 1848 wirkte er an einer Lehrerbildungsanstalt in Sombor. 1858 trat er in das Kloster Beočin in der Fruška Gora ein, wo er noch im selben Jahr zum Protodiakon bzw. Archidiakon aufstieg. Nachdem er 1864 zum Protosingel ernannt worden war, unterrichtete er Naturwiss., Rhetorik, Stilistik, Dt., Altkirchenslaw., Kathechismus, Moraltheol. und Exegese am Seminar in Karlowitz. Zudem war er dort Konsistoriumskanzler. 1866 Archimandrit, wählte der serb.-orthodoxe Synod ihn 1874 zum Bischof der Eparchie von Plaški. 1881 wurde er von der Serb. Volks- und Kirchenversmlg., der er 1881–90 als Virilist angehörte, zum serb. Patriarchen gewählt, doch wurde diese Wahl vom K. nicht anerkannt. Von im Jahre 1875 vorgebrachten Vorwürfen, er unterstütze Unruhen in Bosnien und Herzegowina, wurde er gerichtl. freigesprochen. Als →Josip Juraj Strossmayer 1881 den durch die Enzyklika „Grande Munus“ von Papst Leo XIII. inspirierten Hirtenbrief „Die Heiligen Cyrill und Method“ veröff., protestierte Teofan Ž. heftig, da er Strossmayers Appell zur Einheit von West- und Ostkirchen als Proselytismus ablehnte. Teofan Ž. gehörte als Virilist 1881–87 auch dem Sabor an. Polit. stand er der regimefreundl. Nationalpartei nahe und unterstützte den Serb. Klub. Er blieb einer Aufwertung des Sabors bzw. der kroat. Regierung gegenüber skept., da er darin eine größere Gefahr für die serb. Autonomie sah als in einer Stärkung des ung. Parlaments bzw. der ung. Regierung. Teofan Ž., der die Pfarren seines Bistums regelmäßig visitierte, galt als volksnah und guter Prediger.

W.: Politički pabirci iz nedavne prošlosti ili kako je postala hrvatsko-ugarska nagodba, 1892. – Teofan Ž.: Srpska narodna crkva na kanoničko-istoričkom temelju svom, 1868; Pismo T. Ž., bezdinskog arhimandrita na braću Srblje ..., 1868; Pohvala Đuri Daničiću, 1883; Spisi T. Ž. episkopa G.-Karlovačkoga, 1891; Propovjednik Srpske narodne crkve, 1892.
L. (tw. auch für Teofan Ž.): Narodne Novine, Obzor, 9. 4. 1902; Gornja Krajina ili Karlovačko vladičanstvo, ed. M. Radeka, 1975, S. 191ff.; M. Gross – A. Szabo, Prema hrvatskom građanskom društvu, 1992, s. Reg.; M. Artuković, Srbi u Hrvatskoj. Khuenovo doba, 2001, s. Reg.; D. Medaković, Srbi u Zagrebu, 2004, s. Reg.; N. Rumenjak, Politička i društvena elita Srba u Hrvatskoj potkraj 19. stoljeća, 2005, s. Reg.; I. Iveljić, Očevi i sinovi. Privredan elita Zagreba u drugoj polovici 19. stoljeća, 2007, s. Reg. – Teofan Ž.: Obzor, 5./6. 8. 1881; D. Ruvarac, in: Glasnik Srpskog učenog društva 72, 1891, S. 298ff.; W. Brooks Tomljanovich, Biskup J. J. Strossmayer. Nacionalizam i moderni katolicizam u Hrvatskoj, 2001, s. Reg.
(M. Trogrlić)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 564f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>