Žižek, Franz (de Paula Maurus Emil) (1876–1938), Statistiker

Žižek Franz (de Paula Maurus Emil), Statistiker. Geb. Graz (Stmk.), 15. 1. 1876; gest. Frankfurt am Main, Dt. Reich (D), 10. 6. 1938; röm.-kath. Sohn des Rgt.arztes i. R. und Chirurgen Franz Ž. (geb. Kirchberg in den Wind. Büheln, Stmk. / Cerkvenjak, SLO, 10. 3. 1839; gest. Graz, 15. 1. 1926) und der Emilie Ž., geb. Ecker (geb. Raab/Győr, H, 12. 10. 1849; gest. Wien, 4. 6. 1924); ab 1912 verheiratet mit der Schneidermeisterstochter und Privatlehrerin Emma Martha Ž., geb. Warschawa (geb. Kreuzendorf, Dt. Reich / Gołuszowice, PL, 22. 3. 1880; gest. Frankfurt am Main, D, 11. 11. 1961). – Nach dem Gymn. stud. Ž. Jus an der Univ. Graz (1898 Dr. iur.), um danach 1898–99 in einer Anwaltskanzlei in Wien zu arbeiten. Es folgten 1899–1900 Stud.aufenthalte an der École libre des sciences politiques und am Collège libre des sciences sociales in Paris sowie 1902 an der London School of Economics and Political Science in London. Nach dem Eintritt in den Staatsdienst 1902 als Gerichtsauskultant war er bis 1904 der Statist. Zentralkomm. in Wien dienstzugeteilt. Daneben wirkte er ab 1903 als Spezialkorrespondent für Österr. des Musée social in Paris. 1903 folgte der Übertritt vom Justizwesen in den Dienst des österr. Handelsmin.; 1905 Postkonz. Noch 1905 wurde Ž. zum Min.konz. und 1912 zum Min.vizesekr. im Arbeitsstatist. Amt im Handelsmin. befördert. 1909 erfolgte seine Habil. für Statistik an der rechts- und staatswiss. Fak. der Univ. Wien, 1916 die Erweiterung der venia legendi auf das Gebiet der polit. Ökonomie. Neben seiner wiss. Karriere wirkte Ž. als Sekr. der österr. Sektion der internationalen Vereinigung für gesetzl. Arbeiterschutz in Bern und 1912–16 bei der Österr. Ges. für Arbeiterschutz sowie ab 1912 als Mitgl. der staatswiss. Staatsprüfungskomm. in Wien. Ž. beschäftigte sich v. a. mit Fragen der individualist. und kollektivist. Statistik, mit der Nützlichkeit der Statistik für die Soziol., mit der Bedeutung der Rassenbiol. und Rassenhygiene und dem Problem der Kinderarbeit in Österr. 1916 folgte Ž. einem Ruf an den neuerrichteten Lehrstuhl für Statistik an der sozial- und wirtschaftswiss. Fak. der Univ. Frankfurt am Main, wo er als Dir. des statist. Seminars sowie Mitdir. des Inst. für Wirtschaftswiss. fungierte. 1927 wurde Ž. zum Mitbegründer und Hauptvertreter der sog. Frankfurter Schule der Statistik. Er beschäftigte sich nun v. a. mit der log.-phil. Theoriebildung und dem Problem der Begrifflichkeit in der Statistik, mit der Vergleichbarkeit statist. Daten, mit „scheinbaren“ Veränderungen statist. Zahlenergebnisse und den „scheinbaren“ Unterschieden. Weiters prägte er den Begriff der symptomat. Erhebung, deren Ergebnisse zwar nicht uneingeschränkt repräsentativ, aber symptomat. für die erhobene Massenerscheinung seien. Ž. war Mitgl. zahlreicher Ver. und Ges.: ab 1913 des Ver. für Sozialpolitik und der Ges. für soziale Reform sowie des Internationalen Statist. Inst., ab 1922 der Dt. Ges. für Soziol., ab 1926 der Vereinigung der sozial- und wirtschaftswiss. Hochschullehrer sowie ab 1931 der Dt. Statist. Ges. 1911 erhielt er das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.

W.: Die statist. Mittelwerte, 1908; Soziol. und Statistik, 1912; Grundriß der Statistik, 1921; Fünf Hauptprobleme der statist. Methodenlehre, 1922; Wie statist. Zahlen entstehen, 1937.
L.: Osebnosti; SBL; Beitrr. zur dt. Statistik. Festgabe für F. Ž., ed. P. Flaskämper – A. Blind, 1936; P. v. der Lippe, Was hat uns die „Frankfurter Schule“ der Statistik gebracht?, 2012, S. 29; UA, Wien.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 566f.
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