Zögernitz, Ferdinand (ca. 1794–1854), Gastwirt

Zögernitz Ferdinand, Gastwirt. Geb. Loosdorf (NÖ), vermutl. 1794; gest. Wien, 19. 12. 1854; röm.-kath. Sohn des Bauern Johann Georg Z. und der Regina Z., geb. Sulzer, Vater des Gastwirts Ferdinand Johann Z. (geb. Wien, 1. 12. 1822; gest. ebd., 10. 5. 1888) sowie der Theresia Z., verehel. Laun (gest. 8. 8. 1895), und der Maria Z., verehel. Globotschnigg (geb. Wien, 1. 6. 1827), Großvater des Cafétiers Ferdinand Z. (geb. Wien, 17. 7. 1849; gest. 27. 4. 1887); ab 1820 mit der Köchin Theresia Z., geb. Zwinger (gest. Wien, 21. 3. 1881), verheiratet. – Über Z.’ Ausbildung ist nichts bekannt. Ab 1825 betrieb er in Wien das erfolgreiche Wirtshaus Zögernitz’s Bierhaus im Melker Hof in der Schottengasse und besaß vermutl. zusätzl. eine Gaststätte Am Hof. Allg. Bekanntheit erlangte er durch die Gründung des noch erhaltenen Casino Zögernitz im damaligen Vorort Oberdöbling, dessen Neubau er initiierte und dem er zu großem Aufschwung verhalf. 1835 erwarb er hierfür ein Grundstück vom Ehepaar Anton und Theresia Edle v. Würth. Unter der Leitung des Oberdöblinger Baumeisters Benedikt Schegar ließ er das Veranstaltungsetablissement im Biedermeierstil erbauen und eröffnete es im Juni 1837. Es entwickelte sich schnell zu einer der bekanntesten Wr. Veranstaltungslokalitäten, in der auch regelmäßig namhafte Kapellmeister wie →Johann Strauß (Vater) und →Joseph Lanner auftraten. Das Gebäude bestand zu Beginn aus einem Kaffeehaus inklusive Gastwirtschaft, einem Festsaal, einer kleinen Gartenanlage und Speiseräumen im Obergeschoss sowie Wirtschaftsgebäuden wie Stallungen und Wagenschuppen. 1839 ließ Z. auf einem nahe gelegenen Grundstück in der Osterleitengasse ein zweistöckiges Wohngebäude bzw. Hotel mit Stallungen erbauen, was den Gästen die lange Fahrt über das Glacis zurück in die Stadt ersparte. 1842 erweiterte er zusätzl. seinen Besitz um die an das Casino angrenzende großzügige Grünfläche, welche Platz für Gartenfeste bot und dessen Beliebtheit stark förderte. Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung des Casinos begann Z. die Gastwirtschaft zu verpachten und übergab 1846 die Leitung an seinen Sohn Ferdinand Johann Z., der sie bis 1851 behielt. Dieser stellte sich als ebenso tüchtig wie sein Vater heraus, denn er betrieb zudem das Café Zum Kaisergarten. Daneben führte Z., einer der bedeutendsten Gastwirte der Wr. Biedermeierzeit, mit gleichem Erfolg das Wirtshaus im Melker Hof weiter und wurde i. d. F. 1850 zum Obervorsteher des Ver. der bürgerl. Bierwirthe ernannt. Als er starb, ging das Casino zunächst an seine Frau Theresia und nach deren Tod an die gem. Kinder über. In dieser Zeit kam es zu mehrfachen Pächterwechseln sowie Umbauten des Casinos. 1903 erwarben es schließl. die Besitzer der Ottakringer Brauerei →Moritz v. Kuffner, Wilhelm Kuffner und Karl Kuffner v. Diószegh.

L.: WZ, 17. 6., Allg. Theaterztg. und Originalbl., 12. 7. 1837; FB, 29. 12. 1850, 21. 12. 1854 (Parte); NWT, 2. 5. 1874, 12. 5. 1888; L. Schöler, Gedenkschrift anläßl. der offiziellen Besichtigung des Casino Zögernitz, 1913; W. A. Hammer, Döbling, 1922, S. 171; K. J. Apfel, in: Döblinger Mus.bll. 28/29, 1972, S. 4; J. Mayr, Das Casino Zögernitz, techn. DA Wien, 2018; Bez.gericht Döbling, Pfarre Lichtental, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, WStLA, alle Wien; Nö. LA, St. Pölten, NÖ.
(J. Mayr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 569f.
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