Zubatý, Josef (1855–1931), Philologe

Zubatý Josef, Philologe. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 21. 4. 1855; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 21. 3. 1931. Sohn des an Literatur und Theater interessierten Tischlers Anton Z. und seiner Frau Maria, geb. Herwert. – Während seiner Zeit am Realgymn. mit tschech. Unterrichtssprache auf der Kleinseite 1865–73 war Z. Schüler von →Václav Zelený und →Bohdan Jedlička. Ab 1873 stud. er an der Univ. Prag klass. und altind. Philol. (bei →Alfred Ludwig), belegte aber auch Kurse in balt. Sprachen (bei →Leopold Geitler). Aus Krankheitsgründen prom. er erst 1883 an der tschech. Univ. („Studie o metrické podobě védských hymnů“). Dort wurde er 1885 zum Priv.Doz. der vergleichenden indoeurop. Sprachwiss. und altind. Philol. sowie 1891 zum ao. Prof. ernannt (erschwert allerdings durch den Umstand, dass er Anhänger →Jan Gebauers im damaligen Streit um die Echtheit der Königinhofer und der Grünberger Hs. war). 1896–1925 hatte er als Nachfolger von →Emanuel Kovář die o. Professur im selben Fach inne, 1902 war er Dekan der Fak. In Forschung und Lehre widmete Z. sich der Indol. (Sanskrit, ved. Sprache und Literatur, Metrik und Grammatik der altind. Sprachen), balt. Sprachen und der vergleichenden Sprachwiss. (v. a. der Etymol.), später auch der Bohemistik. Außerdem war er als Übers. aus dem Sanskrit (altind. Epik, Mahabharata, Ramajana) sowie als Musiker und Komponist tätig. Z. wurde auch außerhalb der böhm. Länder, etwa in Litauen und Lettland, geehrt, zu seinen Freunden zählten u. a. →Anton Dvořák, mit dem er sich 1885 in London aufhielt, und Jaroslav Vrchlický (→Emil Frida). Unter seinen zahlreichen Schülern finden sich gleichfalls wichtige Experten in ihren Fächern, wie der Indologe Vincenc Lesný oder der Sprachwiss. Oldřich Hujer. Obwohl Z. die sprachwiss. Positionen der Junggrammatiker (v. a. aus diachron. Sicht) vertrat, wurden seine Stud. zur Kultivierung der Sprache, die sich gegen die Normierung im Bereich von Syntax, Phraseol. und Semantik des Tschech. richteten, auch von der folgenden Generation der Prager strukturalist. Schule geschätzt und weiterentwickelt. Z. publ. in der tschech. sowie ausländ. Fachpresse (u. a. „Anzeiger für Indogermanische Sprach- und Altertumskunde“, „Indogermanische Forschungen“, „Indogermanisches Jahrbuch“, „Věstník Královské české společnosti nauk“, „Věstník České akademie …“). 1916 gründete er die populärwiss., bis heute erscheinende Z. „Naše řeč“, weiters war er Hauptsekr. der Kgl. böhm. Ges. der Wiss. (1911–16) und Sekr. von deren I. Kl. (1916–23), Vors. der III. Kl. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst respektive Česká akad. věd a umění (1916–23) und schließl. Präs. der gesamten Akad. (1923–31). Außerdem war Z. Mitgl. wiss. Ver. in Finnland, Litauen, Lettland, Polen und Russland, Träger mehrerer Ehrendoktorate und wurde u. a. zum Kommandeur des schwed. Nordstern-Ordens ernannt.

Weitere W.: Anton Dvořák, 1886; Studie a články, ed. O. Hujer – V. Machek, 2 Bde., 1945–54. – Nachlass: Masarykův ústav a Archiv AV ČR, Praha, CZ.
L.: Lidové noviny, 21., 22., Venkov, 22. 3. 1931 (alle m. B.); Masaryk; Otto; Otto, Erg.Bd.; MNHMA. Sborník vydaný na paměť čtyřicítiletého učitelského působení prof. J. Z. …, 1926 (m. B.); O. Hujer, in: Věstník ČAVU 40, 1931, S. 14f.; Naše řeč 15, 1931, H. 4 (m. B.); V. Mathesius, Prager Rundschau 1, 1931, S. 239ff.; F. Trávníček, in: Naše věda 12, 1931, S. 143ff.; O. Hujer, in: Revue des études slaves 11, 1931, S. 124ff.; B. Havránek, in: Slavonic review 10, 1931, S. 176ff.; V. Mathesius, in: Portraits of linguists 2, 1966, S. 77ff.; B. Havránek, in: J. Z. České sloveso, 1980, S. 5ff.; Dt.-tschech. Wiss.dialog im Lichte der Korrespondenz zwischen W. Streitberg und J. Z. …, ed. E. Eichler – G. Schröter, 1999; P. Kolátorová, in: Nevidíme, co nevíme…, ed. M. Nová – E. Babich, 2018, S. 293ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 589
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