Zucker, Josef (1846–1924), Industrieller

Zucker Josef, Industrieller. Geb. Strakonitz, Böhmen (Strakonice, CZ), 6. 1. 1846; gest. Wien, 29. 10. 1924; mos. Sohn von Mathias Z. (s. u.) und Wilhelmine Z., geb. Löwy (geb. 13. 7. 1819; gest. Wien, 26. 1. 1888; begraben: Strakonice), Bruder des Industriellen KR Ignaz Z. (geb. Čkin, Böhmen / Čkyně, CZ, 19. 11. 1840; gest. Wien, 13. 5. 1903) und des Industriellen Edmund Z. (geb. Čkin, 2. 7. 1850; gest. Wien, 2. 5. 1916), Vater des Industriellen Dr. Ernst (Ernest) Z. (geb. Strakonitz, 22. 9. 1880; gest. Montevideo, ROU, 29. 5. 1958) und des Industriellen und Ing. Herbert Zucker-Hale (geb. 15. 6. 1883; gest. 27. 1. 1960); verheiratet mit Flora Z., geb. Taussig (geb. Kamenomost, Böhmen / Kamenný Most, CZ, 26. 9. 1858; gest. Zürich, CH, 25. 1. 1939). – Z. arbeitete zunächst als Leiter der von seinem Vater gegr. Fezfabrik Mathias Zucker & Co. in Strakonitz. Nach dessen Tod war er 1874–99 gem. mit seinem Bruder Ignaz Z. Ges. von Mathias Zucker & Co. 1878 trat auch sein Bruder Edmund Z. in die Fa. ein. Bereits ab Anfang der 1870er-Jahre wurde in die techn. Weiterentwicklung des Unternehmens investiert. Im Bereich der Fezexporte konnten die Märkte in Algier, Kairo, Tunis, Tanger und Tripolis gesichert werden. Ab Mitte der 1880er-Jahre bemühte man sich bei Ausschreibungen des Kriegsmin. um die Belieferung der bosn.-herzegowin. Besatzungstruppen, wobei man sich jedoch erst 1891 durchsetzen konnte. 1893 präsentierte sich das Unternehmen erfolgreich auf der Weltausst. in Chicago. Aufgrund der schwierigen Lage der Fezind. am Ende des 19. Jh. begannen die Brüder Z. zusätzl. mit der Produktion von wasserdichten Schuhsohlen sowie Fahrradreifen. 1899 wurde Z. Dir. der im selben Jahr gegr. AG der österr. Fezfabriken, ab 1918 fungierte er als Dion.-Vizepräs. der Ersten ung. Filz-, Tuch- und Fezfabrik AG, ab 1922 als Verw.R.-Präs. der Spinnerei und Färberei AG und ab 1923 als Dir. der AG der österr. Fezfabriken in Wien bzw. Gloggnitz. Sein Vater, der Industrielle Mathias Z. (geb. Čkin, 10. 4. 1802; gest. 5. 3. 1873), kam vermutl. als Textilhändler nach Strakonitz, wo er zunächst ein Textilwarengeschäft und 1850 eine Fezfabrik gründete. Des Weiteren erwarb er eine Spinnweberei-Mühle. Um die Jh.mitte war die südböhm. Stadt eine Hochburg der Fezerzeugung, mit mehreren dort tätigen Unternehmen, die einen jährl. Gesamtproduktionswert von 2,5–4 Mio. fl aufweisen konnten. Ab 1865 war Mathias Z. gem. mit seinem Sohn Ignaz Z. Ges. der offenen Ges. Mathias Zucker & Co. 1851 beschäftigte die Fa. 43, 1858 150 Arbeiter, der Erzeugungswert stieg 1851–58 von 26.000 auf 500.000 fl. Der Export der Feze erfolgte zu diesem Zeitpunkt in erster Linie nach Marokko und Algier. Für seine Produkte erhielt Mathias Z.s Unternehmen auf der Pariser Weltausst. 1867 die Bronze-Medaille, auf der Wr. Weltausst. 1873 das Anerkennungsdiplom und nahm 1871 auch an der Ind.ausst. in London teil.

L. (tw. auch für Mathias Z.): NFP, NWT, 30. 10. 1924 (Parten); M. Purkhart, Die österr. Fezind., phil. Diss. Wien, 2006, S. 79ff., 96ff., 260f., 289f.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 591
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