Zuckerkandl, Viktor (Victor) (1851–1927), Industrieller

Zuckerkandl Viktor (Victor), Industrieller. Geb. Raab (Győr, H), 11. 4. 1851; gest. Berlin, Dt. Reich (D), 9. 2. 1927; mos. Sohn von Leon Z. (geb. Raab, 1819; gest. Wien, 22. 1. 1899) und Eleonore Z., geb. König (geb. Raab, 1828; gest. Wien, 28. 4. 1900), Bruder von →Emil Z., →Otto Z., dem Wirtschaftswiss. und Prof. an der dt. Univ. Prag HR Robert Z. (geb. Raab, 3. 12. 1856; gest. Praha, Tschechoslowakei/CZ, 28. 5. 1926; mos.) sowie der Kunstsammlerin Amalie Redlich, geb. Z. (geb. Budapest, H, 18. 4. 1868; gest. Ghetto Litzmannstadt, Dt. Reich/PL, 1941, ermordet), Onkel des Kapellmeisters und Musikwiss. Victor Z. (geb. Wien, 2. 7. 1896; gest. Ascona, CH, 24. 4. 1965), Schwager von →Berta Z. und →Emil Redlich; verheiratet mit Paula Z., geb. Freund (gest. 21. 5. 1927). – Nach der Schulzeit diente Z. in der Armee. Ab 1881, nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Heeresdienst, war er in der Drahtfabrik Heinrich Kern & Co. in Gleiwitz tätig. 1887 kaufmänn. Dir. der im selben Jahr von den dt. Unternehmern Carl August Wilhelm Hegenscheidt und Georg v. Caro gegr. Oberschles. Eisen-Ind. AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, bekleidete er ab 1904 den Posten des Gen.dir. Unter Z.s Federführung übernahm das Unternehmen 1898 erhebl. Anteile der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Metallbetriebe B. Hantke. Zwei Jahre später etablierte Z. in Gleiwitz den Großkonzern Russ. Eisenind. AG, zu der die in Jekaterinoslaw, Saratow sowie Warschau befindl. Werke der Hantke-Ges. gehörten. Z. war auch an der Gründung der Oberschles. Kokswerke und Chem. Fabriken AG beteiligt (1890). Ab 1916 lebte er in Berlin, wo er 1917 von der TH den Titel Dr. Ing. h. c. erhielt. Neben seiner unternehmer. Tätigkeit trat er auch im Bereich der Kultur in Erscheinung. So ließ er 1904–05 von Josef Hoffmann das Sanatorium Purkersdorf errichten, das i. d. F. ein beliebter Treffpunkt der Wr. Ges. wurde (Gäste waren u. a. Adele und Ferdinand Bloch-Bauer, →Egon Friedell, →Hugo Hofmann v. Hofmannsthal, →Gustav Mahler, →Koloman Moser, →Arthur Schnitzler und Arnold Schönberg). Des Weiteren war Z. ein bedeutender Kunstsammler, wobei er auf Künstler des 19. und des beginnenden 20. Jh. (u. a. →Moritz Michael Daffinger, →Ferdinand Georg Waldmüller, →August v. Pettenkofer, →Rudolf Ritter v. Alt, →Gustav Klimt und →Karl Moll), auf japan. Kunst sowie auf Empire- und Jugendstilmöbel fokussierte. Einen Großteil seiner Smlg. ließ er 1916 versteigern, die Ostasiatika wiederum vermachte Z. dem Schles. Mus. für Kunstgewerbe und Altertümer in Breslau. Seine restl. Smlg. wurde nach seinem Tod unter seinen Erben aufgeteilt und versteigert. Jene Objekte, die im Besitz seiner Schwester Amalie blieben, wurden 1941 von der Gestapo konfisziert. Z. erhielt 1900 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1909 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

L.: Neues Wr. Journal, 11., NFP, 17. 2. 1927 (Parte); C. J. Wawra, Versteigerung der Kollektion Gen.dir. V. Z., 1916; Kunstgewerbl. Ver.organ der Kunstgewerbever. Berlin, Dresden, Düsseldorf … 28, 1917, S. 176; C. J. Wawra, Smlg. Gen.dir. Dr. V. und Paula Z., 1928; A. Perlick, Oberschles. Berg- und Hüttenleute, 1953, s. Reg.; E. G. Löwenthal, Juden in Preußen, 1981; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 469.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 594f.
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