Zuleger, Theodor (1858–1929), Politiker und Gutsbesitzer

Zuleger Theodor, Politiker und Gutsbesitzer. Geb. Grün, Böhmen (Nová Ves, CZ), 28. 12. 1858; gest. Komotau, Tschechoslowakei (Chomutov, CZ), 16. 4. 1929. Sohn des Gutsbesitzers und Hopfenhändlers Engelbert Z. und der Franziska Z., geb. Lenz, verwitwete Pöpperl; ab 1882 verheiratet mit Maria Z., geb. Klieber. – Nach dem Untergymn. in Pilsen absolv. Z. eine Ausbildung an der Ackerbauschule in Kaaden. Danach arbeitete er drei Jahre als Wirtschaftsadjunkt bei der gräfl. Czernin’schen Gutsverwaltung in Sedschitz bei Saaz. 1881 kaufte sein Vater einen über 100 ha großen Hof in Liebotschan bei Saaz, den Z. bis 1910 bewirtschaftete. Ab Beginn der 1880er-Jahre engag. er sich in der Kommunalpolitik und fungierte ab 1883 als Gmd.vorsteher in Liebotschan, ab 1885 als Bez.obmannstellv. der öff. Verwaltung des Bez. Saaz. Daneben war Z. auch in der aufkommenden Agrarbewegung aktiv: 1886 Gründungsmitgl. des Ausschusses des dt. landwirtschaftl. Zentralverbands in Prag, ab 1895 Mitgl. des Zentralverbands der dt. landwirtschaftl. Genossenschaften Böhmens, ab 1900 Mitgl. der dt. Sektion des böhm. Landeskulturrats (ab 1908 Präs.), 1902–08 Dir. der böhm. Hypothekarbank sowie Mitgl. des Verwaltungsausschusses der dt. Agrar- und Ind.bank. In polit. Hinsicht war Z. zwar klar dt.national orientiert, aber keineswegs chauvinist. Nicht zuletzt dank seiner guten Kenntnisse der tschech. und italien. Sprache wirkte der sachl. Politiker Z. vor 1914 versöhnend zwischen den Volksgruppen. Dabei verband er geschickt landwirtschaftl. mit dt.nationalen Interessen. Gem. mit →Franz Peschka und Hans Damm gründete der zuerst den Alldt. nahestehende Z. 1905 die dt. Agrarpartei in Böhmen, wobei er ab 1905 als deren Obmannstellv. und ab 1911 als deren Obmann fungierte. 1901–13 war er Mitgl. des böhm. LT sowie 1905–11 RR-Abg., wo er ab 1906 im Klub der Dt. Agrarpartei, ab 1907 im Dt.nationalen Verband, ab 1908 im Nationalverband der dt.freiheitl. Abg. sowie ab 1910 in der Gruppe der dt. Agrarpartei im Dt. Nationalverband saß. Auch nach dem Ende der Monarchie galt der polit. wie gesellschaftl. hoch geachtete Z. als Vertreter einer konstruktiven Haltung der Dt. innerhalb der Tschechoslowakei, wo er als Obmann des Klubs des Bunds der Landwirte 1920–29 im Senat der tschechoslowak. Nationalversmlg. wirkte.

L.: Saazer Abendztg., 28., Saazer Anzeiger, 29. 12. 1928, 17. 4. 1929, Prager Tagbl., 17., Wr. Landwirtschaftl. Ztg., 20. 4. 1929; Adlgasser; Lišková; T. Z. Aus dem Leben eines edlen Menschen …, 1928.
(L. Velek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 598
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