Zumbusch-Exner, Nora von; geb. Exner, verheiratete Edle von Zumbusch (1879–1915), Bildhauerin, Keramikerin und Graphikerin

Zumbusch-Exner Nora, geb. Exner, verheiratete Edle von Zumbusch, Bildhauerin, Keramikerin und Graphikerin. Geb. Wien, 3. 2. 1879; gest. ebd., 28. 2. 1915 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Dornbacher Friedhof); evang. AB. Tochter von →Adolf Exner und Constanze Exner, geb. Grohmann (geb. Wien, 4. 10. 1858; gest. Hall in Tirol, Tirol, 10. 10. 1922), Schwester u. a. des Juristen Franz Exner (1881–1947) und von Gertrud Groll (1888–1967), Cousine der Graphikerin, Bildhauerin und Keramikerin Hilde Exner (geb. Wien, 10. 1. 1880; gest. ebd., 23. 4. 1922), Schwiegertochter von →Caspar Ritter v. Zumbusch; ab 1906 verheiratet mit →Leo Ritter v. Zumbusch. – Z. besuchte 1901–05 gem. mit ihrer Cousine die Wr. Kunstgewerbeschule bei →Alfred Roller, →Koloman Moser, →Friedrich Linke und Franz Metzner, 1906 teilten sich die beiden ein Atelier in Rom. Es folgte Malunterricht bei dem in Wien hoch angesehenen Stuttgarter Akad.prof. Leopold v. Kalkreuth. 1909/10 wechselte sie erneut an die Wr. Kunstgewerbeschule, absolv. dort einen keram. Kurs bei Michael Powolny und arbeitete für die 1906 gegr. Werkstätte Wr. Keramik. Während sich Z. in ihren frühen Arbeiten mit graph. Techniken befasste, die in bekannten Jugendstil-Z. publ. wurden („Tier-ABC“, in: Ver Sacrum, 1903, H. 4, gem. mit Hilde Exner und Franz Fiebiger; Die Fläche 1, 1909), wandte sie sich ab ca. 1905 unter dem Einfluss Metzners der Skulptur zu. Neben Porträtbüsten entstanden zarte, in den Proportionen gelängte Kinder- und Tanzfiguren in der Art Georges Minnes. In ihren glasierten, farbigen Keramiken referierte sie auf die Florentiner Frührenaissance und auf Powolny. In der Wr. Galerie Miethke waren 1906 („Die Jungen“) und 1913 (gem. mit Exner und Rudolf Kalvach) größere Kollektionen ihrer Arbeiten zu sehen. Ihre prominenteste Figur, ein geflügelter voluminöser „Ikarus“ aus Sandstein, stand im Hof der Kunstschau (Wien 1908). Auf dieser, wie auf der Internationalen Kunstschau (Wien 1909), war sie mit weiteren Exponaten vertreten. Ab 1913 lebte das Ehepaar Z. in München, wo Leo v. Zumbusch eine Professur angenommen hatte. Während des 1. Weltkriegs arbeitete Z. als Rotkreuz-Schwester am Wr. Ostbahnhof, wo sie mobile Hilfsstationen organisierte, und versorgte Schwerverwundete an der Front in Galizien und Russland. Bei dieser Tätigkeit erkrankte sie an einer Lungenentzündung, die zu ihrem frühen Tod führte. Z. war eine talentierte Bildhauerin des Wr. Jugendstils, die in unterschiedl. Techniken experimentierte und internationale Einflüsse rezipierte. Bedingt durch ihren frühen Tod haben sich nur wenige Werke, zumeist im Kunsthandel und im Privatbesitz, erhalten. Arbeiten von Z. wurden auch in den Ausst. Dt. Frauenkunst (1925, Künstlerhaus, Wien) und Zwei Jhh. Kunst der Frau in Österr. (1930, Hagenbund, Wien) gezeigt. Z. war ab 1914 Mitgl. des Österr. Werkbunds.

L.: NWT, 2., NFP, 3., 6., AZ, 9. 3. 1915; Thieme–Becker; A. S. Levetus, in: The Studio 39, 1907, S. 332, 334; Kat. der Kunstschau Wien 1908, 1908; Kat. der Internationalen Kunstschau Wien 1909, 1909; H. Exner, Z., R. Kalvach, Wien 1913 (Kat.); Kunst und Kunsthandwerk 16, 1913, S. 322; Dt. Kunst und Dekoration 34, 1914, S. 99ff.; A. Roessler, in: Die Kunst 31, 1915, S. 149; Der Bund 10, 1915, H. 3, S. 11; A. Roessler, Schwarze Fahnen, 1922, S. 126ff.; S. Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österr. 1897–1938, 1994, s. Reg.; D. R. Coen, in: Anti:modern, Salzburg inmitten von Europa zwischen Tradition und Erneuerung, ed. S. Breitwieser, 2016, S. 55ff.; Stadt der Frauen. Künstlerinnen in Wien 1900–38, ed. St. Rollig – S. Fellner, Wien 2019, s. Reg. (Kat.); Luther. Stadtkirche, Wien.
(S. Plakolm-Forsthuber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 601
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>