Zumbusch, Caspar (Kaspar) Ritter von (1830–1915), Bildhauer

Zumbusch Caspar (Kaspar) Ritter von, Bildhauer. Geb. Herzebrock, Preußen (D), 23. 11. 1830; gest. Rimsting, Dt. Reich (D), 26. 9. 1915 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Posthalters Franz Josef Zumbusch und dessen Frau Elisabeth Katherina Franziska Zumbusch, geb. Batsche, Bruder des Bildhauers Julius Zumbusch (geb. Herzebrock, 16. 7. 1832; gest. München, Dt. Reich/D, 6. 4. 1908), Vater des Min.Sekr. im Finanzmin. Dr. Josef Ritter v. Z. (gest. Wien, 2. 5. 1897), des Malers Ludwig Ritter v. Z. (geb. München, Bayern/D, 17. 7. 1861; gest. ebd., 28. 2. 1927), der 1878–84 (mit Unterbrechung) an der Wr. ABK bei →Christian Griepenkerl und →Karl Wurzinger sowie in München (ab 1882) und Paris stud., und von →Leo Ritter v. Z., Schwiegervater von →Nora Z.-Exner; ab 1860 verheiratet mit Antonia Vogl (geb. München, 18. 12. 1838; gest. ebd., 25. 4. 1917). – Z. besuchte 1845–48 die Gewerbeschule in Münster, ab 1848 stud. er am Polytechn. Inst. in München bei dem Bildhauer Johann v. Halbig, mit dem er 1849 nach Mailand ging. Darauf folgten wiederholte Stud.reisen nach Italien (Rom, Neapel, Pompei), u. a. als Vorbereitung für große Aufträge, wie etwa die Kolossalstatue Otto von Freisings in Freising (1855–57), die Mariensäule in Paderborn (1859–61), das Denkmal für den bayer. Kg. Maximilian II. in München (1866–75) und das Friedensdenkmal von Augsburg (1872–76). Daneben führte er zahlreiche Porträtbüsten u. a. im Auftrag von Kg. Ludwig II. von Bayern aus, wie dessen Marmorbüste von 1864. Vermittelt durch →Rudolf v. Eitelberger-Edelberg folgte 1872 die Berufung Z.s zum Prof. der neu gegr. Spezialschule für Höhere Bildhauerei an der ABK in Wien. 1873 präsentierte er eine Marmorbüste K. →Franz Josephs I. auf der Wr. Weltausst. Als Lehrer an der Spezialschule für Höhere Bildhauerei unterrichtete er Schüler aus dem gesamten Raum der Habsburgermonarchie und brachte auf diese Weise mehrere Monumentalbildhauer hervor, darunter →Alajos Strobl, József Róna, Anton Břenek und Tadeusz Błotnicki. 1886–88 und 1899–1901 bekleidete er die Stelle des Rektors der ABK; 1888/89 und 1889/90 Prorektor. Als Bildhauer trug er durch seine Denkmäler maßgebl. zur Ausprägung des Wr. Stadtbilds im letzten Drittel des 19. Jh. bei. So entstand 1873–80 sein Beethoven-Denkmal (Wien 1), dessen Modell auf der Pariser Weltausst. 1878 gezeigt und mit einer Goldmedaille prämiert wurde. 1888 wurde nach 13 Jahren Arbeit sein Monumentaldenkmal für Maria Theresia zwischen den beiden Hofmus. (Wien 1) enthüllt. In den 1890er-Jahren folgten seine Reiterstandbilder für →Johann Josef Wenzel Gf. Radetzky v. Radetz (1892, bis 1912 Am Hof, dann vor dem Kriegsmin., beide Wien 1) und Erzhg. →Albrecht (1898, Wien 1). Sein nur als Modell existierendes Denkmal für Rudolf v. Habsburg (Gipskeller der Hofburg), das gegenüber dem Denkmal Maria Theresias hätte aufgestellt werden sollen, kam nicht zur Ausführung. Stilist. stehen seine Denkmäler für Beethoven und Maria Theresia dem Neobarock nahe, wie seine vorbereitenden Stud. noch deutlicher erkennen lassen. Demgegenüber ist sein Spätwerk von nüchternem Realismus durchzogen. 1901 legte Z. seine Lehrtätigkeit nieder und zog sich in sein Landhaus am Chiemsee zurück. Er war ab 1901 Mitgl. des HH auf Lebenszeit (Verfassungspartei), 1903–07 Präs. des Wr. Dombau-Ver., Mitgl. der Ständigen Kunst-Komm. sowie des Kunstrats des Min. für Kultus und Unterricht, Mitgl. des Österr. archäolog. Inst. in Wien, (Ehren-)Mitgl. der ABK Wien (1901), Berlin (1889), München (1873), Dresden und Madrid. 1873–75 sowie ab 1877 Mitgl., ab 1888 Ehrenmitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus); 1912 Dr. phil. h. c. der Univ. Wien. Z. wurde 1880 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., 1888 Komtur mit Stern des Franz Joseph-Ordens, 1892 erhielt er das Ehrenzeichen für Kunst und Wiss. und wurde 1899 Ritter des Leopold-Ordens; 1888 erfolgte seine Erhebung in den Ritterstand.

Weitere W. (s. auch Wurzbach; Kolisko): Relief K. Franz Joseph I. am Wr. Rathausturm, 1882/83; Büste des Kronprinzen Rudolf, 1885 (ursprüngl. im Vestibül, heute im Garten des Rudolfinerhauses, Wien 19); Standbild K. Franz Joseph I., 1886 (Feststiege der Univ. Wien); Julius Glaser, 1888, Rudolf v. Eitelberger-Edelberg, 1889, Theodor Billroth, 1897, Leopold Hasner v. Artha, 1899 (alle Arkadenhof der Univ. Wien); Oskar v. Redwitz, 1892–94 (Meran/Merano); K.-Wilhelm-Denkmal, 1892–96 (an der Porta Westfalica, gem. m. Bruno Schmitz); Plastik der Diana, 1909 (Berndorf).
L.: Adlgasser; Die Wr. Ringstraße 9/2–3; Eisenberg 1; Kosel 1; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); Das interessante Bl. 7, 1888, Nr. 19, S. 5 (m. B.); Österreichs Illustrierte Ztg. 25, 1915, S. 40 (m. B.); Illustriertes Oesterr. Journal 41, 1915, Nr. 1324, S. 3ff. (m. B.); M. Kolisko, C. v. Z., 1931 (m. W.); Westfäl. Köpfe, ed. W. Schulte, 1963 (m. B.); W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; M. Poch-Kalous, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Plastik …, 1970, S. 213ff.; C.-v.-Z.-Ausst., Herzebrock 1980 (Kat.); Geschichte der bildenden Kunst in Österr. 5, ed. G. Frodl, 2002, s. Reg.; W. Telesko, Geschichtsraum Österr., 2006, s. Reg.; W. Telesko, Kulturraum Österr., 2008, s. Reg.; C. Mang, in: Barockberr. 68, 2021, S. 133ff.; C. Mang, in: I. Schemper-Sparholz – C. Mang, Vienna as a Sculptural Centre in the Long Nineteenth Century, RIHA Journal, 2021/1 (online, Zugriff 30. 5. 2022); W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011 (online, Zugriff 5. 9. 2021); Wien Geschichte Wiki (m. B., Zugriff 5. 9. 2021); ABK, Wien.
(C. Mang)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 599f.
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