Zvonař (Zwonař), Josef Leopold (1824–1865), Musikpädagoge, Musiktheoretiker und Komponist

Zvonař (Zwonař) Josef Leopold, Musikpädagoge, Musiktheoretiker und Komponist. Geb. Kublow, Böhmen (Kublov, CZ), 22. 1. 1824; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 22. oder 23. 11. 1865 (begraben: Kublov); röm.-kath. Sohn des Maurergesellen František Z. und der Kateřina, geb. Prokšová, Neffe eines Musikers. – Schon als Kind spielte Z. mehrere Musikinstrumente. Er besuchte die Schule bei den Piaristen in Beraun und ging mit 17 Jahren zur Lehrerausbildung nach Prag. 1842–44 stud. er bei →Karl Franz Pitsch Orgel an der dortigen Orgelschule, an der er nach seinem Absolutorium bis 1859 Harmonielehre und Gesang unterrichtete. 1847 wurde im Prager Cäcilienver. seine erste Komposition aufgef. Z. nahm intensiv am Prager Ver.leben teil (Ehrenmitgl. mehrerer Gesangver.), schrieb Beitrr. für die Tagespresse („Pražské noviny“) und Fachz. („Dalibor“ 1859–62, „Slavoj“ 1863–65) und besserte sein bescheidenes Einkommen mit Privatunterricht auf. 1859 unternahm er eine längere Stud.reise nach Italien über Bayern, Salzburg und Wien. 1860–63 war er Dir. und Konzertveranstalter im zweisprachigen Musikver. Žofínská akad. / Sophien-Akad., wo er zu den ersten Wagner-Verfechtern in Prag gehörte. 1863 wurde Z. Regenschori an der Kirche zur hl. Dreifaltigkeit in Prag und Gesanglehrer an der neu gegr. Höheren Mädchenschule. Zu Lebzeiten als Komponist und Pädagoge geschätzt, sammelte er überdies alte tschech. Kirchenlieder und gab sie in Bearb. für gemischten oder Männerchor heraus. Zudem vertonte er Texte zeitgenöss. tschech. Dichter. Seine Oper „Záboj“ (1859–63) nach einem Libretto von Vojtěch Alois Šmilovský (→Alois Schmilauer) sah zum ersten Mal eine tschech. mytholog. Gestalt aus der Königinhofer Hs. als Bühnenfigur vor (unaufgef.). Z.s Lehrbuch „Základy harmonie a zpěvu …“ (1861) stellt ein modernes Kompendium mit Ausführungen über psycholog. und ästhet. Aspekte des Komponierens dar. Darüber hinaus lieferte Z. für das erste tschech. Konversationslex., →František Ladislav Frh. v. Riegers „Slovník naučný“, etwa 160 kleinere Sachartikel und Biographien aus dem Bereich der Musiktheorie sowie mehrere große hist. Artikel. Er leistete einen bedeutenden Beitr. zum Aufschwung der tschech.sprachigen musikwiss. Fachliteratur.

Weitere W. (s. auch ČHS; Wurzbach; Berdychová): Hudební památky české, 4 Bde., 1862–64; ca. 100 Lieder und Chöre (auch in themat. Smlgg. publ.); Kammermusik; Musik für Klavier und Orgel.
L.: WZ, 26. 11. 1865; ČHS (m. W.); Grove, 2001; MGG I, II; Rieger; Wurzbach (s. Zwonař, m. W.); B. Štědroň, in: Hudební rozhledy 5, 1952, Nr. 15, S. 19f.; J. Ludvová, Česká hudební teorie novější doby 1850–1900, 1989, s. Reg.; T. Berdychová, J. L. Z., hudební teoretik a významný zjev hudby předsmetanovské, DA Brno, 2007 (m. B. u. W.); M. Fránek – J. Kopecký, in: Hudební věda 54, 2017, S. 245ff.; Kostel P. Marie Sněžné, Kostel Velíz, Praha, beide CZ.
(J. Ludvová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 606f.
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