Zweifler, Franz (1859–1939), Önologe

Zweifler Franz, Önologe. Geb. Windisch Goritz (Goritz bei Radkersburg, Stmk.), 17. 11. 1859; gest. Radkersburg (Bad Radkersburg, Stmk.), 19. 3. 1939; röm.-kath. Sohn des Bauern Mathias Z. und der Anna Z., geb. Samuda, Vater u. a. von Franz Z. (1899–1954), Angestellter der Weinbauschule in Marburg, der durch eine Leuchtgasvergiftung ums Leben kam, des Oberlehrers von St. Nikolai im Sölktal Julius Z. (1890–1912) und der landwirtschaftl. Fachlehrerin Irmgard Kirchner, geb. Z. (1901–2010); ab 1887 verheiratet mit der Kaufmannstochter Johanna Z., geb. Dilorenzi (geb. 13. 12. 1867). – Z. besuchte nach dem Abschluss der Bürgerschule in Radkersburg (1875) 1876–79 die Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg. 1879 kam er als Ökonomieadjunkt in die Domäne von Erzhg. →Albrecht Friedrich in Groß Seelowitz in Mähren. 1884 vertiefte Z. seine Kenntnisse als ao. Hörer an der BOKU in Wien. 1885–99 fungierte er als Fachlehrer an der kgl. preuß. Lehranstalt für Wein-, Garten- und Obstbau in Geisenheim, i. d. F. als Dir. der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg. Den Unterricht bereicherte er durch Exkursionen, z. B. 1907 in das Gebiet um Radkersburg und in das Kapeller-Weingebirge. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs und der Gründung des Staats der Slowenen, Kroaten und Serben musste Z. Anfang 1919 die Leitung der Weinbauschule Marburg einem slowen. Dir. übergeben und wurde ausgewiesen. I. d. F. war er vorübergehend an der Ackerbauschule Grottenhof bei Graz tätig. Im Herbst 1920 wurde er zum Dir. der zu errichtenden landwirtschaftl. Schule in Schloss Klaffenau bestellt. Trotz seiner umfangreichen Vorarbeiten kam die geplante Schule wegen des Fehlschlagens der Verhh. mit dem Stift Vorau nicht zustande und Z. wurde auf sein Ansuchen hin i. d. R. versetzt. Er blieb noch bis Ende 1924 im Schloss Klaffenau wohnhaft, wo er sein „Lehrbuch des Weinbaues und der Weinbehandlung“ (1924) fertigstellte. Anfang 1925 übersiedelte er nach Radkersburg in ein der Weingutsbesitzer- und Champagnerfabrikantenfamilie Bouvier gehörendes Haus. Im Weinbaubetrieb von Clotar Bouvier fand Z. ein weites Betätigungsfeld. Die Rebschule stand unter seiner persönl. Leitung, Weingärten und Keller wurden bis 1936 von ihm mitbetreut. Anfang 1939 wurde Z. noch als Mitarb. an der vom „NS-Reichsnährstand“ angeregten Neugründung der ländl. Fortbildungsschule in Radkersburg erwähnt. Z. experimentierte bereits 1885 mit Drahtrahmen beim Rebenanbau und gilt als einer der Pioniere der modernen Drahtmethode. Weiters war er aktiv an der Bekämpfung der um die Jh.wende auch in der Stmk. massiv auftretenden Reblaus und der Neubepflanzung mit amerikan. Unterlagen und europ. Rebsorten beteiligt. 1928 beschrieb er in der „Allgemeinen Wein-Zeitung“ erstmals die sog. Bouviertraube, eine neue Sorte, die 1900 von Bouvier auf dem Familienbesitz Herzogberg bei Oberradkersburg zwischen anderen Rebenarten gefunden, vermehrt und später nach ihm benannt wurde. Z. arbeitete an der 3. und 4. Aufl. des „Handbuchs des Weinbaues und der Kellerwirtschaft“ von August v. Babo (1909, 1924) mit. Erwähnenswert ist sein Lehrbuch „Weinbau & Kellerwirtschaft“ (1917). Bereits 1889–99 red. er die „Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft“ und verf. Beitrr. in dt. und slowen. Fachz. Z. war ein gefragter Vortragender (u. a. über Schädlingsbekämpfung, Gärungsprozesse, Hygienerichtlinien), so u. a. im Obst- und Weinbauver. Radkersburg und in seiner Funktion als Obmann des Weinbauver. Hartberg in den 1920er-Jahren. Zudem fungierte er als Mitgl. des Zentral-Ausschusses der Stmk. Landwirtschafts-Ges. (1918 Goldene Medaille) sowie als Mitgl. der Landes-Komm. für Weinbauangelegenheiten in Stmk.; 1920 Landesökonomierat.

Weitere W.: Die für Stmk. zur Bepflanzung empfehlenswerten amerikan. Unterlagen und europ. Rebsorten, 1905 (auch slowen.); Eine kellerwirtschaftl. Stud.reise an den Rhein und die Mosel, 1910; Über die häufiger vorkommenden Krankheiten und Fehler des Weines, deren Verhütung und Bekämpfung, 1911; Ber. über eine weinbaul. Stud.reise in Ungarn, 1914; Unser Weinbau einst und jetzt, in: Führer der Ausst. für Gewerbe, Handel und Landwirtschaft in Radkersburg …, 1928.
L.: Mariborer Ztg., 22. 3. 1939; SBL; Wr. Landwirtschaftl. Ztg. 70, 1920, S. 480; Weinbau-Lex., ed. K. Müller, 1930; Steir. Grenzwacht 13, 1939, Nr. 13, S. 8; F. Zweigelt, in: Das Weinland 11, 1939, S. 114ff. (m. B.); Pfarre Bad Radkersburg, Stmk.; Pfarre Maribor-Sv. Janez Krstnik, SLO.
(F. Schober)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 608f.
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