Zweig, Egon Michael (1877–1949), Jurist und Funktionär

Zweig Egon Michael, Jurist und Funktionär. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, CZ), 21. 7. 1877; gest. Yerushalayim (IL), 18. 3. 1949; mos. Sohn des Malzfabrikanten Sigmund Z. (geb. Proßnitz, Mähren / Prostějov, CZ, 2. 9. 1845; gest. Olmütz, 7. 4. 1910) und der Josefine Z., geb. Doctor (1856–1930), aus Nachod, Bruder u. a. des Komponisten und Kunstsammlers Otto Z. (geb. Proßnitz, 11. 1. 1874; gest. Vernichtungslager Treblinka, Gen.gouvernement / PL, Oktober 1942) sowie des in Gestapo-Haft umgekommenen Unternehmers Felix Z. (geb. Olmütz, 23. 10. 1879; gest. ebd., 22. 3. 1939), Cousin des Schriftstellers Max Z. (geb. Proßnitz, 22. 6. 1892; gest. Yerushalayim, 5. 1. 1992), Großcousin von →Stefan Zweig; ab 1911 verheiratet mit Louise Lea Z., geb. Engel (geb. Wien, 17. 12. 1885; gest. Yerushalayim, 31. 10. 1961). – Nach Besuch des dt. Gymn. in Olmütz stud. Z. ab 1895 Jus an der Univ. Wien; 1900 Dr. iur. Nach Absolv. des Gerichtsjahres in Olmütz war er zunächst für ein Wr. Rechtsanwaltsbüro tätig, ehe er 1908 eine eigene Kanzlei in Wien eröffnete. Z. war seit seiner Jugend begeisterter Zionist und gehörte 1896 zu den Gründungsmitgl. der jüd. Ferialverbindung Geullah in Olmütz. Bereits vor dem 1. Weltkrieg war er führend in verschiedenen zionist. Ver. tätig, u. a. im Wr. Zionist. Zentralver., im Jüd. Nationalver. sowie im Jüd. Nationalfonds (Keren Kajemet Le’Israel, KKL). 1903 nahm Z. erstmals als junger Funktionär am 6. Zionist. Weltkongress (ZWK) in Basel teil. In den folgenden Jahren fand der ZWK alle zwei Jahre an unterschiedl. Orten statt, u. a. in Wien, Karlsbad und Zürich, mit Z. als regelmäßigem Teilnehmer. Er kandidierte für zionist. Parteien bei Wahlen zur IKG in Wien und bei allg. Parlamentswahlen für die Nationaljüd. Partei. Von Februar 1917 bis November 1918 leistete er Militärdienst als Schriftführer beim Militärgericht in Opoczno und in Graz. Im November 1918 gründete Z. gem. mit Emil Stein und Adolf Böhm das Palästina-Amt in Wien, das erste seiner Art außerhalb von Palästina. Es fungierte als Drehscheibe für die Einwanderung nach Palästina aus Ost- und Mitteleuropa. Z. gehörte zu den Initiatoren der Übersiedlung der Büros des KKL nach Jerusalem. Nachdem er bereits 1920–22 für diese Organisation in Den Haag gearbeitet hatte, war er 1922–36 als KKL-Beamter in Jerusalem tätig. Z., der Mitbesitzer der väterl. Malzfabrik Marcus Zweig’s Söhne in Olmütz war, veröff. zahlreiche Artikel über zionist. Politik und →Theodor Herzl, z. B. „Wie das Palästina-Amt entstand“ (in: Neues Palästina Informationsbuch, 1936) oder „Abschied von Herzl“ (in: Zeitgenossen über Herzl, ed. Tulo Nussenblatt, 1929).

Weitere W.: Der Kampf um die Kultusgmd., in: Zeitgenossen über Herzl, ed. T. Nussenblatt, 1929; Stammbaum der Familie Z., 1932; J. Kremenetzky, in: Megilat Ha’admah 2, 1951.
L.: A. Gaisbauer, Davidstern und Doppeladler, 1988; G. Gaugusch, Wer einmal war. A–K, 2011, S. 407ff.; D. Hecht, Der Weg des Zionisten E. M. Z., 2012; D. Hecht, in: Austrian Studies 24, 2016, S. 31ff.; Louise an E. Z. Briefe einer jüd. Frau im Ersten Weltkrieg, ed. D. Hecht, 2020; IKG, Olomouc, CZ.
(D. Hecht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 609f.
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