Zwerenz, Mizzi (Maria Anna); verehel. Guttmann (1876–1947), Sängerin und Schauspielerin

Zwerenz Mizzi (Maria Anna), verehel. Guttmann, Sängerin und Schauspielerin. Geb. Pistyan, Ungarn (Piešťany, SK), 13. 7. 1876; gest. Wien, 14. 6. 1947 (ehrenhalber in Obhut genommenes Grab: Friedhof Hietzing); röm.-kath. Urenkelin von →Karl Ludwig Costenoble, Tochter des Schauspielers und Theaterdir. Carl Ludwig Z. (geb. Wien, 30. 9. 1850; gest. ebd., 28. 12. 1925) und der Operettensängerin Eva Z., geb. Neidhard (geb. Matzen, NÖ, 23. 12. 1842; gest. Wien, 8. 2. 1921); ab 1905 mit dem Komiker Arthur Guttmann (geb. Baden, NÖ, 1. 7. 1877; gest. Wien, 9. 6. 1956) verheiratet. – Z. stud. bei Rosa Papier-Paumgartner (→Rosa Paumgartner) Gesang. Ihr Debüt gab sie 1894 in Baden bei Wien, wo auch ihre Mutter engag. war. Es folgten Stationen in Bielitz, am Mödlinger Sommertheater, eine Operettentournee nach Russland und neuerl. Auftritte in Baden, u. a. als König in „Das Spitzentuch der Königin“ von →Johann Strauß (Sohn). 1899 an das Neue Friedrich-Wilhelmstädt. Theater in Berlin engag., entwickelte sie sich in Soubrettenrollen wie der Adele aus der „Fledermaus“ zum Publikumsliebling. 1901 wurde sie in Wien Mitgl. des Carltheaters, wo ihre glänzende Operettenkarriere fulminant begann: Sie übernahm von der plötzl. erkrankten →Therese v. Singer(-Biedermann) die Hauptrolle in der Urauff. von →Heinrich Reinhardts Operette „Das süße Mädel“. Nach Auftritten in →Gabor Steiners Theatern Venedig in Wien und Danzer’s Orpheum u. a. in „Fesche Geister“ von →Carl Michael Ziehrer war sie 1905 in →Edmund Eyslers „Die Schützenliesel“ wieder im Carltheater zu sehen, als Bühnenpartnerin von →Alexander Girardi. Mit ihrem Mann trat sie in vielen Operetten-Urauff. auf, so auch in „Ein Walzertraum“ von Oscar Straus. Als Geigerin Franzi Steingruber feierte sie in dieser Operette 1907 einen ihrer größten Triumphe. An anderen wichtigen Urauff. der Epoche war Z. ebenfalls beteiligt. 1908 kreierte sie die Titelrolle in →Leo Falls „Die geschiedene Frau“, 1910 die Gfn. Ilona v. Köröshaza in „Zigeunerliebe“ von →Franz Lehár, 1913 die Helene Zaremba in →Oskar Nedbals „Polenblut“. 1916 wechselte Z. für zwei Jahre vom Carltheater zum Apollo-Theater und war danach v. a. als Schauspielerin am Lustspieltheater tätig, ehe sie 1923 zusammen mit Paul Olmühl vorübergehend das Hotel Goldenes Schiff in Baden übernahm und dort ein Kabarett betrieb. Drei Jahre später kehrte sie als Partnerin von Hans Moser in „Die Zirkusprinzessin“ von →Emmerich Kálmán auf die Operettenbühne zurück und feierte am Theater an der Wien in der Urauff. von Eyslers „Die gold’ne Meisterin“ als Portschunkula einen letzten großen Erfolg. Ihre Karriere ließ sie mit gelegentl. Auftritten in Filmen und Revuen ausklingen, zuletzt trat sie 1938 in den Wr. Operetten „Liebe in der Lerchengasse“ von Arno Vetterling an der Komödie und „Der ewige Walzer“ von Heinrich Strecker an der Volksoper auf. Danach zog sie sich von der Bühne zurück.

Weitere Rollen (s. auch Gänzl): Hanni (E. Reiterer / J. Strauß, Frühlingsluft, 1903); Huglindchen (O. Straus, Hugdietrichs Brautfahrt, 1906); Nelly Lessner (E. Eysler, Künstlerblut, 1906); Lydia Garousse (O. Straus, Didi, 1909); Rosalilla (L. Fall, Das Puppenmädel, 1910); Mimi (B. Granichstaedten, Majestät Mimi, 1911); Lini Stöckl (J. Stern / J. Lanner, Alt-Wien, 1911); Helene (L. Fall, Der liebe Augustin, 1912).
L.: Eisenberg, Bühnenlex.; Kutsch–Riemens; oeml; F. Hadamowsky – H. Otte, Die Wr. Operette, 1947, s. Reg.; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951, S. 511f.; O. Wladika, Von J. Fürst zu J. Jarno …, phil. Diss. Wien, 1960, passim; F. Mailer, Weltbürger der Musik, 1985, s. Reg.; M. Schlesinger, Das verlorene Paradies, 1993, S. 238; K. Gänzl, The Enc. of the Musical Theatre, 1994 (m. Rollenverzeichnis); St. Frey, L. Fall. Spött. Rebell der Operette, 2010, s. Reg.; M.-Th. Arnbom u. a., Welt der Operette, 2011, s. Reg.; Wien Geschichte Wiki (m. B., Zugriff 7. 10. 2021); WStLA, Wien.
(St. Frey)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 612f.
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